Anleihen

Einstieg bei Bankanleihen Europäische Banken erhalten starkes Signal von Hedgefonds

Hedgefonds sehen abseits der US-Bankenkrise offenbar die Lage bei europäischen Banken viel stabiler, und kaufen ihre Anleihen.

Die US-Bankenkrise hat sein März mehrere Banken in die Knie gezwungen. Der jüngste Pleitekandidat war die PacWest Bancorp. Auch wenn die Aktien dieser Bank nach tagelangen dramatischen Kursverlusten am Freitag sensationell um 82 % stiegen – die Verluste seit Anfang März sind mit -78 % immer noch dramatisch. Die Bankeinlagen in den USA schmelzen weiter ab. Noch ist nicht ausgemacht, ob sich diese Krise rund um die US-Banken beruhigt. Und in Europa? War die Credit Suisse ein dramatischer Einzelfall? Und ist die „Harte Kernkapitalquote“ wirklich der seriöse Gradmesser für die Gesundheit der europäischen Bankenmärkte? Tun wir an dieser Stelle mal so, als wäre das der Fall.

Hedgefonds erachten europäische Banken als stabil – Kauf von Anleihen

Während in den USA die Sorge um die Gesundheit der Regionalbanken umgeht, sehen Hedgefonds die Lage in Europa als Chance. Sie setzen nämlich darauf, dass die europäischen Banken gut genug aufgestellt sind, um die Finanzturbulenzen in den USA zu überstehen, und kaufen laut Bloomberg deshalb vermehrt deren Anleihen. Fondsmanager wie Man Group Plc und Brook Asset Management verweisen auf die relative Ruhe im Sektor, der ein Jahrzehnt lang die Nerven der Anleger strapaziert hatte.

“Wir bevorzugen europäische Banken, weil wir glauben, dass sie gut reguliert sind”, sagt etwa Sriram Reddy, Managing Director für den Credit-Bereich bei Man GLG. “Wir sehen dies in Europa nicht als systemisches Problem. In den USA hingegen ist das Bild komplexer.” Man GLG ist eine der Investmentsparten von Man Group Plc, dem weltgrößten börsennotierten Hedgefonds.

Europäische Banken sind in der Regel durch hohe Kapitalpuffer abgesichert, was auf die strengeren Vorschriften nach der Finanzkrise 2008 zurückzuführen ist. In den USA hingegen wurden 2018 durch einen Vorstoß der Trump-Administration einige Vorschriften für kleinere Banken abgeschwächt, etwa verpflichtende Stresstests. Die durchschnittliche harte Kernkapitalquote (CET1) der Banken lag Ende 2022 in Europa laut Daten der Europäischen Zentralbank bei 15,3 %. Bei den großen US-Regionalbanken betrug sie dagegen im Median nur 9,6 %, wie ein Stresstest der Federal Reserve im vergangenen Jahr ergab.

Credit Suisse

Mit dem Zusammenbruch der Credit Suisse war es im März im europäischen Finanzsektor zu einem Ausverkauf gekommen. Der aggregierte Bloomberg-Index für europäische Bankanleihen weist derzeit einen durchschnittlichen Renditeaufschlag von 190 Basispunkten gegenüber Benchmark-Staatsanleihen auf. Anfang 2023 waren es noch lediglich rund 150 Basispunkte. Auch gegenüber dem breiteren europäischen Credit-Sektor sind die Spreads noch immer ausgeweitet.

Spreads zum Anleihe-Benchmark

Sriram Reddy sieht diese Risikoaufschläge bei Anleihen von Banken als Kaufgelegenheit. Viele stimmen ihm zu: Europas größter Anleiheinvestor, Amundi Asset Management, erklärte Anfang des Monats, er nutze den Ausverkauf, um neue Bankanleihen günstig zu erwerben. Sowohl Man GLG als auch Brook sehen die Rettung der Credit Suisse als singuläres Ereignis, und in der Tat gibt es nach der staatlich eingefädelten Übernahme der Problembank durch die UBS Group AG keine Anzeichen von Ansteckungseffekten. Einen bitteren Nachgeschmack hinterließ allerdings die Entscheidung der Schweizer Behörden, so genannte Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) der Credit Suisse komplett abzuschreiben.

Abschreibung

Die Entscheidung hatte in ganz Europa zu einer Anlegerflucht aus den auch Contingent Convertibles (CoCo) genannten AT1-Anleihen geführt. Der Bloomberg-Index für die Gesamtrendite europäischer AT1-Anleihen fiel in diesem Jahr um 9,5 %, während der breiter gefasste Index für Bankanleihen 2,7 % zulegte. Inzwischen sind die Käufer zurückgekehrt und der AT1-Index ist inzwischen fast wieder auf dem Stand vom 17. März, vor der Abschreibung der Credit-Suisse-Anleihen.

Verluste bei AT1-Anleihen von Banken

Interessante Möglichkeiten bei AT1-Anleihen

Louis Gargour, Chief Investment Officer bei Lng Capital Plc, sagte, dass die AT1-Anleihen “enormen Wert” böten. Dass andere europäische Regierungen dem Beispiel der Schweiz folgen werden, erwartet er nicht. Besonders gut gefallen ihm AT1s der Deutsche Bank AG, wie er anmerkt: “Die Deutsche Bank ist systemisch zu wichtig, um zu scheitern, es gibt eine implizite staatliche Unterstützung, und ihre CoCos bieten im Grunde einen sehr guten Wert.”

Auch Brook hat AT1-Anleihen gekauft. Die Portfoliomanager James Hanbury und Jamie Grimston teilten ihren Kunden in einem von Bloomberg eingesehenen Schreiben mit, dass sie ihr Gesamtengagement im Bankensektor erhöht hätten. In Europa helle sich der Wachstumsausblick auf. In den USA indessen dürfte der anhaltende Stress im Finanzsektor das Kreditumfeld straffen und die Konjunktur unter Druck setzten.

Dieses unterschiedliche makroökonomische Umfeld stehe nicht im Einklang mit den Bewertungsunterschieden in den beiden Märkten und “könnte durchaus eine Umkehrung der relativ negativen Ströme ermöglichen, die europäische Fonds in den letzten Jahren gegenüber den USA verzeichnet haben”, so Hanbury und Grimston.

FMW/Bloomberg

Credit Suisse-Logo
Credit Suisse-Logo. Photographer: Stefan Wermuth/Bloomberg


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