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Hoffen auf die EZB Eurozone stagniert: Politisches Chaos bremst das Wachstum

Eurozone stagniert: Politisches Chaos bremst das Wachstum
Ein Arbeiter sichert die Innenausstattung eines TGV-Hochgeschwindigkeitszuges. Foto: Marlene Awaad/Bloomberg

Das politische Chaos in den führenden Volkswirtschaften bremst das Wachstum im Euroraum. Die Wirtschaft in der Eurozone stagnierte zum Ende des vergangenen Jahres unerwartet, da der Zusammenbruch der Regierungen in den beiden größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern erschütterte. Die Aussichten auf Besserung bleiben gering, die Hoffnungen ruhen auf der EZB.

Stagnation in der Eurozone

Das Bruttoinlandsprodukt blieb im vierten Quartal im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten unverändert, teilte Eurostat mit und widersprach damit den Schätzungen von Analysten, die für den 20-Länder-Block ein Wachstum von 0,1 Prozent erwartet hatten. In Deutschland sank die Produktion um 0,2% und in Frankreich um 0,1%.

Im Gesamtjahr 2014 stieg das BIP der Eurozone laut Eurostat um 0,7%.

Stagnation in der Eurozone - Hoffen auf die EZB
Die Volkswirtschaften der Eurozone beendeten das Jahr 2024 mit einer schlechten Note | BIP (QoQ)

Die Region tut sich schwer, Wachstumsimpulse zu finden, da die schlechte Lage des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland die Produktion belastet und die Stimmung durch die angedrohten Handelsstrafmaßnahmen von US-Präsident Donald Trump getrübt wird. In Italien und Österreich stagnierte das BIP.

Unterstützung durch die EZB

Etwas Hilfe kommt von der Europäischen Zentralbank, von der man erwartet, dass sie am Donnerstag den Einlagensatz um einen weiteren Viertelpunkt auf 2,75 Prozent senkt. Die Währungshüter in Frankfurt behalten jedoch die Inflation im Auge. Separate Daten zeigten, dass die spanischen Verbraucherpreise in diesem Monat um 2,9% gestiegen sind – mehr als von Analysten erwartet.

Investoren haben ihre Wetten auf Zinssenkungen der EZB erhöht und erwarten eine Lockerung um 94 Basispunkte bis zum Jahresende, verglichen mit 89 Basispunkten am Mittwoch. Dies bedeutet drei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt und eine fast 80-prozentige Chance auf eine vierte.

Anleihen konnten ihre Gewinne ausbauen, so dass die 10-jährige Rendite in Deutschland um sechs Basispunkte auf 2,53 % fiel. Der Euro fiel um 0,2% auf rund $1,04 und erreichte damit den niedrigsten Stand des Tages. Der Euro bleibt unter Druck, da die Zinsdifferenz zur US-Notenbank weiter zunehmen dürfte, da es die Fed nicht eilig hat die Zinsen zu senken.

Was Bloomberg Economics sagt:

„Das Gesamtbild zeigt, dass die Dynamik nachgelassen hat, was für eine Zinssenkung der EZB heute und eine weitere Lockerung in diesem Jahr spricht. Wie viele Zinssenkungen wir sehen werden und wie schnell, wird zum Teil davon abhängen, wie lange es dauert, bis das Wachstum wieder anzieht.“ – Jamie Rush, Chefökonom für Europa.

Politische Unsicherheiten

Die Unsicherheit über Trumps Pläne hat bereits die Unternehmen erreicht. Laut einer Bloomberg-Analyse dominiert das Thema Zölle die Gewinnmeldungen der Unternehmen in diesem Monat.

Für Deutschland kommen die enttäuschenden Daten weniger als einen Monat vor den vorgezogenen Bundestagswahlen, bei denen Bundeskanzler Olaf Scholz wahrscheinlich von Friedrich Merz abgelöst wird, dem Spitzenkandidaten der konservativen CDU/CSU, der niedrigere Steuern und weniger Regulierung verspricht.

Während einige hoffen, dass die Wahl am 23. Februar eine wachstumsfreundlichere Politik bringen wird, die Europas größte Volkswirtschaft und die Eurozone als Ganzes aus ihrem jeweiligen Stillstand befreien kann, sind viele Analysten skeptisch.

Der Reifen- und Komponentenhersteller Continental AG erklärte diese Woche, dass seine Automobilsparte aufgrund eines „schwierigen Marktumfelds“ Schwierigkeiten haben werde, den Umsatz bis 2025 zu steigern, und dass er die Kosten senke, um die Rentabilität zu erhöhen.

In Deutschland wird das Bruttoinlandsprodukt 2024 das zweite Jahr in Folge schrumpfen, und die Regierung hat am Mittwoch ihre Wachstumsprognose für 2025 von 1,1% auf nur 0,3% nach unten korrigiert.

In Frankreich, wo Analysten nur mit einer Stagnation gerechnet hatten, ist der Rückenwind durch die Olympischen Spiele in Paris im vergangenen Sommer längst verflogen. Gebremst wurde die Konjunktur durch ein langsameres Wachstum des privaten Konsums und stagnierende Unternehmensinvestitionen.

Politisches Chaos in Frankreich und Deutschland bremst das Wachstum
Französische Politik schürt wirtschaftliche Unsicherheit

Wirtschaftliche Lage Frankreichs

Das übergreifende Problem ist eine Haushaltskrise, die die Regierung in Paris dazu zwang, ein Überbrückungsgesetz zu verabschieden, um einen Stillstand zu vermeiden. Erschwerend kommt die schwache Konjunktur hinzu: Geringe Steuereinnahmen und geringes Wachstum ließen das Haushaltsdefizit im vergangenen Jahr auf rund 6 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen.

Die Diskussionen über den Haushalt 2025 werden nächste Woche ihren Höhepunkt erreichen, wenn über die Steuer- und Ausgabenpläne des neuen Premierministers François Bayrou abgestimmt wird, was ihn zum Rücktritt zwingen könnte.

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Französische Unternehmen zeigen sich zunehmend frustriert. Bernard Arnault, der milliardenschwere Vorstandsvorsitzende von LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton SE, sagte diese Woche, dass die zusätzlichen Unternehmenssteuern im Haushalt der Regierung das Risiko bergen, Investitionen ins Ausland zu verlagern.

„Die wirtschaftliche Lage Frankreichs hat sich wirklich verschlechtert“, sagte Patrick Martin, Chef des französischen Unternehmerverbandes Medef, am Mittwoch gegenüber dem Presseverband AJEF. „In unseren Reihen herrscht Unglauben über das, was in der Politik passiert, und manchmal auch Wut.“

Einen Lichtblick gab es unter den europäischen Volkswirtschaften: Spanien meldete am Mittwoch einen Anstieg des BIP um 0,6 Prozent und bleibt damit Spitzenreiter in der Region. Auch Portugal und Litauen verzeichneten ein starkes Wachstum.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Moin, moin,

    das politische Chaos kommt für Europa noch erst. Es ist nichts mehr zu verteilen vorhanden. Es müssen also neue Schulden her, um das Rad noch etwas am Laufen zu halten. Die Zinssenkungen helfen da auch nicht wirklich auf Dauer.

    Wo liegt das Kernproblem für Europa? M.E. ist Europa zu heterogen, um daraus etwas plausibles zu machen. Und der wahre Problemkreis sind die Rot-Grünen Realitätsverweigerer. Sie müssen ja nicht täglich ihr Geld am Markt verdienen, sie sitzen in ihren NGOs, Ratshäusern oder Parteibuden.

    Da Probleme nicht gelöst werden, fangen sie an sich aufzutürmen. Die Lösung wäre ein Vorgehen a la Milei oder Trump. Anders wird es nicht gehen und mit guten Worten und Absichtserklärungen sowieso nicht. So braucht es zur Gewichtsreduzierung Tun und Machen, aber keine Absichtserklärungen.

    Fazit: Es wird für Europa m.E. in einer großen Katastrophe enden. Und was ist morgen, am Freitag den 31.01.2025? Es ist aus der Sicht von heute (Donnerstag 30.01.2025) wieder ein Tag ohne Tun und Machen verstrichen.

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