An dieser Stelle kümmern wir uns nur um Angaben aus der Eurozone. Die Angaben der Gesamt-EU weichen zwar noch ab, aber mit dem bald anstehenden Abschied der Briten aus der EU werden sich die Daten der Gesamt-EU demnächst nicht vollständig, aber weitestgehend an die der Eurozone angleichen (also in dem meisten Bereichen verschlechtern). Heute hat die Statistik-Behörde der EU Eurostat die aktuellsten Daten für die Industrieproduktion veröffentlicht. Im Monat Februar war sie im Vergleich zu Februar 2018 um 0,3% rückläufig. In den drei vorigen Monaten waren es -0,7%, -4,2% und -2,9%. Das ist nicht gerade wenig! Geht es nur um die Industrie, und blendet man ganz einfach mal den Bauboom und die Dienstleistungen aus, dann ist die Wirtschaft in der Eurozone schon kräftig in der Rezession!
#Euro Industrial Production year-on-year at -0.3% https://t.co/VSQfjJEYNL pic.twitter.com/etbr3O4pTa
— TRADING ECONOMICS (@tEconomics) April 12, 2019
Im folgenden Chart fällt der aktuelle viermonatige Absturz in der roten Linie noch nicht so sehr auf, weil der Chart bis 2010 zurückreicht.
Hier einige Detailangaben von Eurostat im Wortlaut:
Im Euroraum sank die Produktion von Energie im Februar 2019 gegenüber Februar 2018 um 5,9% und von Vorleistungsgütern um 0,6%, während die Produktion von Gebrauchsgütern um 0,2%, von Investitionsgütern um 0,5% und von Verbrauchsgütern um 2,8% zunahm. Von den Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, verzeichneten Lettland (-3,1%), Portugal (-2,9%) und Deutschland (-2,0%) die stärksten Rückgänge der Industrieproduktion. Die größten Zuwächse wurden in Polen (+6,8%), Bulgarien (+6,6%) und Ungarn (+5,9%) registriert.
Hauspreise
Aber gut. Was soll´s. Wenn die Industrieproduktion einbricht, erfreuen wir uns eben an den stetig steigenden Immobilienpreisen? Wir sind ja schließlich alle Hausbesitzer (Scherz). Heute hat Eurostat nämlich auch die aktuellste Statistik für die Entwicklung der Hauspreise in Europa veröffentlicht. In der Eurozone und der Gesamt-EU sind sie um 4,2% gestiegen im Vergleich vom 4. Quartal 2017 zum 4. Quartal 2018. Bitte lassen Sie sich nicht irritieren vom folgenden Chart, der bis 2007 zurückreicht. Hier sieht man nämlich keine ständige Steigerung. Der Chart zeigt nicht die Hauspreise selbst, sondern die prozentualen Steigerungsraten. Und die liegen seit geraumer Zeit konstant bei um die 4% Plus. In den vorigen Quartalen lagen die Jahres-Steigerungsraten bei +4,3%, +4,3% und +4,5%. Hier mehr Details von Eurostat:
Unter den EU-Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, wurden die höchsten jährlichen Anstiege der Hauspreise im vierten Quartal 2018 in Slowenien (+18,2%), Lettland (+11,8%) und Tschechien (+9,9%) verzeichnet, während die Preise in Italien (-0,6%) zurückgingen. Gegenüber dem Vorquartal wurden die höchsten Anstiege in Slowenien (+6,5%), Lettland (+4,3%) und Malta (+3,8%) registriert, während in Dänemark (-1,7%), Belgien (-0,5%), dem Vereinigten Königreich (-0,4%), Schweden (-0,2%), Italien (-0,2%) und Frankreich (-0,2%) Rückgänge verzeichnet wurden.
Foto: European Union, 2014 / Photographer: Georges Boulougouris / Source: EC – Audiovisual Service
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Und wenn man Immobilien und Aktien hat kann man sich gleich 2fach freuen. Denn wir sind wieder in dem Modus. Je schlechter die Wirtschaftsnachrichten, um so mehr steigen die Aktienkurse. Sachanlagen eben! Bis das auch der Letzte merkt, der sein Geld nutzlos auf dem Konto rumliegen hat und vielleicht noch Negativzinsn auf Bargeld kommt, gibt es den noch nie gesehenen ultimativen Boost an den Märkten (Aktien, Immobilien Gold) nach oben. Bis uns dann der deflationäre Schock heimsucht. Spätestens dann, gilt es in Deckung zu gehen.
So ist mein Szenario und es müsste schon viel Unerwartetes eintreffen, dass sich dies nicht bewahrheiten sollte.
Wer hat eigentlich dafür das Drehbuch geschrieben?
Das ist, wie immer, Ansichtssache und eine Frage der Interpretation von Zahlen:
Geht es nur um die Industrie, und blendet man ganz einfach mal den Bauboom und die Dienstleistungen aus, dann ist die Wirtschaft in der Eurozone schon kräftig in der Rezession!
So betrachtet, mag das stimmen, aber welchen Sinn würde das machen? Das produzierende Gewerbe ohne Bauleistungen hat einen Anteil von etwa 25% bis max. 30% am BIP und der Bruttowertschöpfung. Der Dienstleitungssektor ist dabei mit mindestens zwei Dritteln der klar dominierende Sektor.
Auch die isolierten Zahlen aus der Industrieproduktion könnte man anders deuten, dass nämlich nach zwei sehr schwachen Monaten im November und Dezember ein Konsolidierungstrend sichtbar ist. Die März-Zahlen sind nur noch marginal schlechter als im Vergleichszeitraum.
Ich will hier wirklich nichts schönreden oder -rechnen, aber solange die deutlich dominierenden Sektoren Dienstleistung und Baugewerbe nicht ebenfalls einbrechen, haben wir meiner (zugegeben) unbedeutenden Meinung nach keine kräftige Rezession.
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