Europa

Steigen die Chancen eine Rezession abzuwenden? Eurozone: Starker Aufschwung im Dienstleistungssektor

Starker Aufschwung im Dienstleistungssektor

Am heutigen Vormittag wurde der Einkaufsmanagerindex (EMI) der Eurozone sowohl für das verarbeitende Gewerbe als auch den Dienstleistungssektor veröffentlicht. Die Mitgliedsstaaten Frankreich und Deutschland legten ebenfalls die EMI-Daten vor – positiv überraschte dabei vor allem die aufgehellte Stimmung im Dienstleistungssektor. Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch die Tatsache, dass die Gewerbe-Indikatoren der größten europäischen Volkswirtschaften immer noch unter der Kontraktionsschwelle von 50 Punkten notieren. Immerhin: Der Gesamtindex für Deutschland, Frankreich und der Eurozone zeigt gegenüber dem Vormonat Wachstum an.

Während der Einkaufsmangerindex Gewerbe für die Eurozone mit 48,5 unter den Analystenschätzungen von 49,3 lag, überraschten die Daten im Dienstleistungssektor auf der Oberseite. Der Index sprang im Februar auf 53,0 und lag damit deutlich über der Erwartung von 51,0. In Frankreich und Deutschland zeichnete sich ein ähnliches Bild ab.

Wie Bloomberg berichtet, signalisierten die Indikatoren für den Gesamtindex in Deutschland und Frankreich im Februar ein Wachstum, nachdem sie im Januar bereits leicht angestiegen waren. Der britische Einkaufsmanagerindex verzeichnete indessen zum ersten Mal seit sechs Monaten einen positiven Wert – er stieg von 48,5 auf 53.

In der Eurozone mit ihren 20 Ländern stieg die Wirtschaftstätigkeit demnach so schnell wie seit Mai 2022 nicht mehr.

Eurozone: Wirtschaftstätigkeit steigt - Einkaufsmanagerindex (EMI) Wachstum

Doch keine Rezession in der Eurozone?

Die Zahlen deuten darauf hin, dass der von vielen Analysten prognostizierte Wirtschaftsabschwung nach dem Krieg in der Ukraine, der die Energiepreise in die Höhe schießen ließ, nicht eintreten wird, obwohl die Bundesbank sagt, dass Deutschland im Jahr 2023 noch einen leichten Rückgang erleiden könnte.

Die Kehrseite ist, dass sich dies auf die Geldpolitik der EZB auswirken kann. Wenn die Ängste vor wirtschaftlichen Schäden nachlassen und ein stärkeres Wachstum die Inflation stützt, könnten die Europäische Zentralbank und die Bank of England eher geneigt sein, die Zinssätze weiter anzuheben.

„Das Wachstum wurde durch das steigende Vertrauen begünstigt, da die Rezessionsängste schwinden und die Inflation Anzeichen für einen Höhepunkt aufweist“, sagte Chris Williamson – ein Wirtschaftswissenschaftler bei S&P Global, der die EMI-Daten zusammengestellt hat – am Dienstag in einer Erklärung. „Das verarbeitende Gewerbe hat zuletzt von einer deutlichen Verbesserung der Leistung der Zulieferer profitiert“.

Was Bloomberg Economics sagt:

„Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex für die Eurozone deutet darauf hin, dass die Wirtschaft der Belastung durch höhere Zinsen gut standhält. Die bisher gezeigte Widerstandsfähigkeit könnte es den Falken bei der EZB erlauben, die Zinsen bis zum Sommeranfang zu erhöhen.“

Die Zahlen folgen auf einen leichten Anstieg des australischen Einkaufsmanagerindex und einen unveränderten Wachstumswert in Japan. Es wird erwartet, dass die US-Zahlen am Dienstagnachmittag Verbesserungen zeigen, aber immer noch auf einen Rückgang hindeuten.

Die Leistung des Euroraums wurde durch den Dienstleistungssektor angekurbelt, der das stärkste Wachstum seit Juni verzeichnete. Auch die Produktion des verarbeitenden Gewerbes könnte sich noch verbessern, da sich die Engpässe in der Lieferkette weiter lockerten.

Im Vereinigten Königreich war der starke Anstieg der EMI-Daten im Februar auf die steigende Kundennachfrage und das zunehmende Vertrauen der Führungskräfte in der Wirtschaft zurückzuführen, nachdem die durch den Haushaltsplan der damaligen Premierministerin Liz Truss ausgelösten Marktturbulenzen nachgelassen hatten.

Inflation bleibt das Sorgenkind

„Die Inflationswerte der Umfrage erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank of England ihre Geldpolitik weiter strafft und möglicherweise aggressiver wird“, sagte Williamson.

Dies könnte auch in der Eurozone der Fall sein, wo die Währungshüter entschlossen sind, die Kreditkosten weiterhin auf ein „restriktives“ Niveau anzuheben. Die EZB hat die Zinssätze in diesem Monat um einen halben Punkt angehoben und einen ähnlichen Schritt für März in Aussicht gestellt.

EZB-Ratsmitglied Olli Rehn sagte in einem am Montag veröffentlichten Kommentar, dass weitere Erhöhungen darüber hinaus wahrscheinlich seien und dass der Höhepunkt wahrscheinlich erst im Sommer erreicht sein werde.

„Die Kombination aus beschleunigtem Wachstum und hartnäckig erhöhtem Preisdruck wird natürlich eine Tendenz zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik in den kommenden Monaten fördern“, sagte Williamson.

FMW/Bloomberg



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