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EZB bleibt kaltschnäuzig auf Inflationskurs

Sagen wir ungeschminkt, wie es ist: Das Ziel der EZB ist es nicht (mehr), die Inflation zurückzuführen, sondern die Staatsfinanzierung

EZB Inflation

Auf seiner Sitzung hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossen, die Zinsen unverändert zu lassen.

Die auf der Pressekonferenz gemachten Äußerungen des EZB-Rates lassen erkennen, dass die „Inflationsbekämpfung“ leider keine Priorität in der Zinspolitik hat. Die „Sorgen“ der Geldpolitiker scheinen, den offiziell Worten zufolge, vorwiegend der Euro-Konjunktur zu gelten.

Und das, obwohl es bereits zu einer Hochinflation im Euroraum gekommen ist. Zur Erinnerung: Im März 2022 betrug die Inflation der Konsumgüterpreise 7,5 Prozent (nach 5,9 Prozent im Februar und 5,1 Prozent im Januar).

Die EZB will vielmehr weiter an ihrer bisherigen Position festhalten: die Zinsen erst anheben, wenn die Wertpapierkäufe (voraussichtlich) im dritten Quartal 2022 beendet sind. Und das heißt: Zumindest bis Juli/August/September bleibt die EZB kaltschnäuzig weiter auf Inflationskurs.

Der EZB-Rat verbindet damit vermutlich die Hoffnung, dass die Inflation in den kommenden Monaten nachgibt, und dass dadurch die Zinserhöhungen/das Ausmaß der Zinsanhebungen gering ausfallen können.

Sagen wir ungeschminkt, wie es ist: Das Ziel der EZB ist es nicht (mehr), die Inflation bei 2-Prozent zu halten beziehungsweise die jetzt entstandene Hochinflation auf diese Marke zurückzuführen. Vielmehr geht es ihr darum, strauchelnden Staaten eine zinsgünstige Kreditaufnahme zu ermöglichen, die aufgelaufene Staatschuldenlast mit erhöhter Inflation zu entwerten, die Konjunktur in Gang zu halten.

Vor allem eines ist wichtig zu verstehen: Die gestiegene Güterpreisinflation ist in letzter Konsequenz das Ergebnis der Geldmengenvermehrung durch die EZB. Seit Ende 2019 hat sie die Geldmenge M3 um 21 Prozent erhöht, während die Wirtschaftsleistung im Euroraum kaum zugenommen hat.

Der aufgelaufene “Geldmengenüberhang“ ermöglicht es nun, dass sich der „negative Preisschock“ (verstärkte Güterknappheit durch Lockdowns, Energieverteuerung durch „grüne Geldpolitik“ und Folgen des Ukraine-Krieges) sich in Inflation entladen kann – also in einem fortgesetzten Ansteigen aller Güterpreise.

Zudem ist das Geldmengenwachstum nach wie vor zu hoch und trägt dazu bei, dass die Inflation im Euroraum nicht auf die 2-Prozentmarke zurückkehren wird.

Ein Ende der Zeit des negativen Realzinses ist damit nicht in Sicht, eine Entwarnung auf der Inflationsfront lässt sich nicht geben.

Wer Euro hält – ob als Bargeld, Sicht-, Termin- und Spareinlagen –, der wird absehbar weitere schwere Kaufkraftverluste erleiden. Eine Möglichkeit, dieser monetären Enteignung zu entgehen, ist das Halten von physischem Gold und Silber.



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14 Kommentare

  1. Danke an Finanzmarktwelt für den guten Artikel,

    ein Skandal aus meiner Sicht… In dieser Fragerunde würde ich zu gerne „Fugi“ sehen mit folgenden Fragen. Wie würde Lagarde einem Niedriglohnempfänger erklären warum er bei 1500 EUR Einkommen nun gut 100-150 EUR Kaufkraftverlust hinnehmen muss und warum die EZB ihr Mandat der Preisstabilität für alle (Mitbürger) nun zu Gunsten der Refinanzierungstabilität der einzelnen Mitgliedstaaten aufgegeben hat.

    Diese Antwort würde ich gerne hören

    1. Die Antwort ist einfach. Weil er das mit dem großen Rest der Bevölkerung seit Jahrzehnten auf den Knien herbeigebettelt. Und es weiterhin tut, wie die nächste Wahl mit mindestens 80% Stimmenanteil für die Einheitsfront der grünen Khmer wider bestätigen wird. Es trifft also im wesentlichen genau dir Richtigen.

  2. Ist der EZB nicht juristisch beizukommen? Das ist doch offensichtlich eine mandatswidrige Handlung. Deutschland hat sich selber wehrlos gemacht.

    1. Wann startet die Petition gegen die EZB? Ihr habt doch inzwischen eine gewisse Reichweite.
      Wünsche Ihnen allen im Finanzmarktwelt.de Team Frohe Ostern.

      Gruß Marcel Biesinger

    2. Er versucht es schon länger… Markus Kerber… Klagt und klagt und klagt, wegen Vertragsbruch seitens der EU/EZB… Interessantes Video dazu im Talk mit Marc Friedrich. Sollte man gesehen haben.
      https://www.youtube.com/watch?v=JB0gLCk9Byc&t=4066s
      Schon ein bissl älter, hat jedoch nichts von seiner Aktualität verloren.

  3. Die Sparer enteignen, und somit die Schulden abbauen, geht natürlich mit einem schwachen Euro, mittels Inflation, hervorragend.
    In einigen Wochen kommt dann das Geschwätz von der EZB, dass man nun aber wirklich was gegen die Inflation tun wolle. Spätestens dann, wenn die zweistelligen Lohnforderungen kommen. Aber die Leute bei der EZB wissen dann natürlich auch, das es wie geplant zu spät sein wird.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  4. Lagarde interessiert sich nicht im geringsten persönlich für …………..
    Ein Herr Gauck wird ganz bestimmt nicht frieren. Aber ich habe gesehen wieviel Thüringer Bratwürste er verschlingen kann.

  5. Luis Sonnemann XIV

    „Eine Möglichkeit, dieser monetären Enteignung zu entgehen, ist das Halten von physischem Gold und Silber“ … eingekauft zu historischen Mondpreisen, am besten beim Degussa Sonnenkönig. Und wenn die Edelmetalle dann um 30% abstürzen, sind sie trotzdem immer noch hübsch anzusehen.

  6. Wenn mein 2000 gekauftes Gold morgen um 30% abstürzt, dann hat sich der Wert immer noch mehr als vervierfacht, und das steuerfrei.
    Der DAX hat sich (einschl. Dividendenzahlungen) in der selben Zeit noch nicht einmal verdoppelt, und von den Kursgewinnen müssen noch Steuern bezahlt werden.
    So verbrennt man Geld, was man für die private Rente gut gebrauchen könnte.
    Aber das begreifen die Wenigsten.
    Das Regierungsfernsehen meldet ja auch, das Gold dauernd fällt. Nur nicht wenn es steigt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. @Helmut. Immer nur schön das passende Datum heraussuchen.
      Wo stand Gold 1988? Bei 437 Dollar und der Dax startete mit 1000 Punkten, hat sich also seither vervierzehnfacht. Gold stand im Jahre 2012 bei 1688 Dollar in der Spitze, der DAX pendelte zwischen 5900 und 7600 Punkten. Es lebe der richtige Vergleichszeitraum.
      Und es lebe die Ideologie: Der dumme Deutsche und das Grünen-Pack. Das Forum bittet um österliche Helmut-Ruhe. Mindestens.

      1. Hallo Columbo-Fan,
        ich kann nur die Daten schreiben, die bei meiner Gold Investition eine Rolle spielen.
        Wenn ich 1971 anfange, dann hat sich Gold fasst versechzigfacht.
        Ich muss zugeben, dass ich von Aktien nicht genug Ahnung habe, um meine Altersversorgung darin zu investieren, und auch nicht die Nerven. Außerdem wollte ich als Rentner nichts mehr mit dem Finanzamt zu tun haben. Kurz bevor wir 2000 nach Spanien gegangen sind, sind 2 meiner besten Bekannten Pleiten gegangen, weil sie in Aktien investiert hatten. Schon einige Monate vorher, aber dann wurde ihr Häuschen von der Bank sichergestellt.
        Aber wir können uns ja auch nicht alle auf eine Anlageklasse stürzen. Es gibt ja auch nur etwa 1 Unze Gold pro Erdenbürger. Frei verfügbar geschätzt 1/10 Unze.

        Viele Grüße aus Andalusien und ein schönes Osterfest

      2. „Das Forum bittet um österliche Helmut-Ruhe. Mindestens.“

        Das tut es keineswegs. Selbst dort, wo Helmut sich faktisch irrt oder nur spekuliert, hat er politisch und ökonomisch immer noch den richtigen Kompass. Das kann man von all den Wadenpissern nicht gerade sagen.

        „Und es lebe die Ideologie: Der dumme Deutsche und das Grünen-Pack.“

        Schon klar, dass Sie sich durch Helmuts Spott persönlich gemeint und getroffen fühlen. Heute schon gehüpft?

  7. In Deutschland dürften sich die Wenigsten beschweren.4mal haben Sie schliesslich die „Sie kennen mich“gewählt,die nichts anderes als das momentane versprochen hat:Scheitert der €,dann scheitert Europa!Die Bilanz dieser Jahrtausendkanzlerin ist ähnlich erschreckend wie die des letzten Jahrtausendführers!Einziger Unterschied:Die Reussen wurden mal nicht vom „Guten Westen“angegriffen,sondern drehten den Spiess diesmal um!Deutschland scheint dem 0-1 Problem zu erliegen.Es ist entweder so total gut,dass selbst Gutmenschen erblassen oder es industrialisiert die Menschenvernichtung,wie jüngstens geschehen.Ich kann nichts dafür Deutscher zu sein,bin es aber trotzdem gerne,weil ich anders denke als das Heute Journal,will heissen jenseits des nordkoreanischen Staatsfensehens.Mir ist schon klar,dass ich mit dieser Mindermeinung eher zum Staatsfeind Nr.1 erklärt werde,einige kritische jedoch auch Nahrung daraus beziehen,dass einer solch ungeheuerliche Thesen aufstellt!!

  8. Ich mache mir da nichts vor, denn wenn alle die Blasen entweder platzen oder einen Großteil ihrer Luft ablassen, dann wird auch Gold mindestens um 30 % fallen.
    Aber das ist nicht tragisch.
    Selbst wenn ich den Tag wüsste, dann würde ich nicht verkaufen.
    Ich mache die Reise dann mit.

    Viele Grüße aus Andalusien und ein schönes Osterfest

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