Krypto-Währungen

"Das verlorene Paradies" EZB feuert massiv gegen Kryptowährungen

Die EZB feuert massiv gegen Kryptowährungen. Direktor Fabio Panetta hat sich umfassend geäußert. Hier seine Aussagen.

Der Bitcoin ist die größte aller Kryptowährungen

Jüngst scheint sich die versammelte Hochfinanz dem Thema Kryptowährungen zuzuwenden. Die EZB aber macht klar, dass sie wenig hält von ganzen Thema Kryptowährungen. Dies zeigen jüngste Aussagen des EZB-Direktors Fabio Panetta auf der BIZ-Jahreskonferenz. Die Headline seiner Rede lautete sogar „Das verlorene Paradies? Wie die Kryptowährungen ihre Versprechen nicht einhalten konnten und was dagegen zu tun ist“.

Kritische Haltung der EZB gegenüber Kryptowährungen

Seit dem Erschaffen des Bitcoin vor 15 Jahren hat sich die Kryptowirtschaft darauf verlassen, immer wieder neue Narrative zu schaffen, um neue Investoren anzuziehen, und dabei unvereinbare Ansichten darüber zu offenbaren, was Krypto-Assets sind oder sein sollten, so Fabio Panetta. Die Vision von digitalem Bargeld – einer dezentralen, auf Kryptografie basierenden Zahlungsinfrastruktur – sei ins Wanken geraten, als die Blockchain-Netzwerke 2017 überlastet wurden und die Transaktionsgebühren in die Höhe schnellten. In der Folge habe das Narrativ vom digitalen Gold an Fahrt gewonnen und einen „Krypto-Rush“ ausgelöst, der dazu führte, dass jeder fünfte Erwachsene in den USA und jeder zehnte in Europa mit Kryptowährungen spekulierte und die Marktkapitalisierung in der Spitze 2,5 Billionen Euro betrug.

Diese Illusion, dass Kryptowährungen als leichtes Geld und robustes Wertaufbewahrungsmittel dienen, löste sich laut dem EZB-Direktor Fabio Panetta jedoch mit dem Einsetzen des Krypto-Winters im November 2021 auf. Der Preisverfall der Kryptowährungen führte zu einem Rückgang der Krypto-Vermögenswerte im Wert von rund 2 Billionen Euro innerhalb von weniger als einem Jahr. Dies habe Millionen von Anlegern völlig unvorbereitet getroffen. Schätzungsweise drei Viertel der Bitcoin-Nutzer hätten in dieser Zeit Verluste bei ihren Erstinvestitionen erlitten. Verständlicherweise würden nun viele die Zukunft von Krypto-Assets in Frage stellen. Doch das Platzen der Blase bedeutet laut Panetta nicht unbedingt das Ende der Krypto-Assets. Die Menschen würden das Glücksspiel lieben, und Investitionen in Kryptowährungen würden ihnen eine Möglichkeit bieten, dies zu tun.

Hohe Volatilität und „Schädliche Form“

„Die Bewertungen von Kryptowährungen sind sehr volatil und spiegeln das Fehlen eines intrinsischen Wertes wider. Dadurch reagieren sie besonders empfindlich auf Veränderungen in der Risikobereitschaft und den Marktnarrativen. Die jüngsten Entwicklungen, von denen führende Krypto-Börsen betroffen waren, haben die Widersprüche eines Systems aufgezeigt, das zwar geschaffen wurde, um der Zentralisierung des Finanzsystems entgegenzuwirken, aber inzwischen selbst stark zentralisiert ist“, so Panetta.

Weiter sagte er: „Heute werde ich behaupten, dass sich Kryptowährungen aufgrund ihrer Beschränkungen nicht zu einer innovativen und robusten Finanzform entwickelt haben, sondern stattdessen zu einer schädlichen Form geworden sind. Das Krypto-Ökosystem ist mit Marktversagen und negativen externen Effekten behaftet, und es wird zwangsläufig zu weiteren Marktstörungen kommen, wenn keine angemessenen regulatorischen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.“

Die politischen Entscheidungsträger sollten sich Laut Fabio Panetta davor hüten, eine Branche zu unterstützen, die bisher keinen gesellschaftlichen Nutzen erbracht hat und zunehmend versucht, sich in das traditionelle Finanzsystem zu integrieren, sowohl um sich als Teil dieses Systems zu legitimieren, als auch um es im Huckepack zu nehmen. Stattdessen sollten die Regulierungsbehörden Kryptowährungen strengen Regulierungsstandards unterwerfen, ihre sozialen Kosten ansprechen und unsolide Kryptomodelle als das behandeln, was sie wirklich sind: eine Form des Glücksspiels. Dies könne das Ökosystem dazu veranlassen, mehr Anstrengungen zu unternehmen, um einen echten Mehrwert im Bereich der digitalen Finanzen zu bieten.

Wechselnde Erzählungen

Das Kernversprechen von Kryptowährungen besteht laut Fabio Panetta darin, Vertrauen durch Technologie zu ersetzen, indem das Konzept „Code ist Gesetz“ die Entstehung eines sich selbst kontrollierenden Systems ermöglicht, das frei von menschlichem Urteilsvermögen und Fehlern ist. Dies würde es wiederum ermöglichen, dass Geld und Finanzen ohne vertrauenswürdige Vermittler funktionieren.

Diese Darstellung verstellt laut Aussage des EZB-Direktors jedoch oft den Blick auf die Realität. Ungedeckte Kryptowährungen hätten nicht in die herkömmliche Rolle des Geldes eingegriffen. Und sie hätten sich nach und nach von ihrem ursprünglichen Ziel der Dezentralisierung entfernt und würden sich zunehmend auf zentralisierte Lösungen und Marktstrukturen verlassen – sie seien zu Spekulationsobjekten geworden, und ein Mittel zur Umgehung von Kapitalkontrollen, Sanktionen oder Finanzvorschriften.

Grenzen der Blockchain

Ein Hauptgrund, warum Kryptowährungen ihrem Anspruch, die Rolle des Geldes zu übernehmen, nicht gerecht werden konnten, sei technischer Natur. Die Nutzung der Blockchain – insbesondere in Form einer öffentlichen, erlaubnisfreien Blockchain – für die Abwicklung von Krypto-Vermögenswerten weist laut Fabio Panetta nämlich erhebliche Einschränkungen auf. Die Abwicklung von Kryptowährungen über Blockchains kann ineffizient, langsam und teuer sein. Man sei mit dem Blockchain-Trilemma konfrontiert, wonach ein optimales Niveau an Sicherheit, Skalierbarkeit und Dezentralisierung nicht gleichzeitig erreicht werden könne. Krypto-Assets, die sich auf einen Proof-of-Work-Validierungsmechanismus stützen, was für Bitcoin als größtes Krypto-Asset nach Marktkapitalisierung besonders relevant ist, seien ökologisch nachteilig. Die Behörden müssten daher prüfen, ob der übergroße Kohlenstoff-Fußabdruck bestimmter Kryptowährungen ihre Verpflichtungen für einen grünen Übergang untergräbt.

Darüber hinaus sind die Mechanismen zur Validierung von Proof-of-Work für einen groß angelegten Einsatz ungeeignet. Bitcoin könne zum Beispiel nur bis zu sieben Transaktionen pro Sekunde durchführen und die Gebühren können exorbitant hoch sein. Zwar sind alternative Lösungen zur Überwindung des Blockchain-Trilemmas und der Unzulänglichkeiten des Proof-of-Work-Konsenses für schnellere und erschwinglichere Transaktionen aufgetaucht, auch solche außerhalb der Blockchain, doch haben sie laut Fabio Panetta auch ihre eigenen Nachteile. „Transaktionen außerhalb der Blockchain, die über Plattformen von Drittanbietern abgewickelt werden, gefährden die Grundprinzipien von Krypto-Vermögenswerten, einschließlich Sicherheit, Gültigkeit und Unveränderlichkeit“. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei das operationelle Risiko, das öffentlichen Blockchains inhärent ist, da es keine rechenschaftspflichtige zentrale Verwaltungsstelle gibt, die den Betrieb, Zwischenfälle oder Codefehler verwaltet.

Instabilität von Kryptowährungen

Eine weitere wesentliche Einschränkung von ungedeckten Kryptos ist laut EZB-Direktor Fabio Panetta ihre Instabilität. Ungedeckte Kryptowährungen hätten keinen inneren Wert und würden über keine Rücklagen oder Preisstabilisierungsmechanismen verfügen. Das mache sie von Natur aus sehr volatil und ungeeignet als Zahlungsmittel. Bitcoin beispielsweise weise eine bis zu viermal höhere Volatilität auf als Aktien oder Gold, siehe folgende Grafik der EZB.

Kryptowährungen sind im Vergleich zu anderen Anlageklassen viel volatiler

Diese hohe Volatilität bedeute auch, dass sich Privathaushalte nicht auf Krypto-Assets als Wertaufbewahrungsmittel verlassen könnten. Ebenso könnten sich Unternehmen nicht auf Krypto-Assets als Rechnungseinheit für die Preisberechnung oder für ihre Bilanz verlassen. Außerdem würden ungedeckte Kryptowährungen nicht die Fähigkeit verbessern sich gegen Inflation abzusichern. Vielmehr korreliere ihre Preisentwicklung zunehmend mit den Aktienmärkten. Und die empirische Analyse zeige, dass die Dynamik auf dem Markt für Krypto-Assets und die Volatilität der globalen Finanzmärkte einen Einfluss auf den Bitcoin-Handel gegenüber Fiat-Währungen haben.

Kryptowährungen als Mittel zum Glücksspiel und zur Umgehung

Gerade die Instabilität ungesicherter Kryptowährungen macht sie laut EZB als Mittel zum Glücksspiel so attraktiv. Und ihre Verwendung als solches sei durch die Einrichtung einer zentralisierten Marktstruktur erleichtert worden, die die breitere Verwendung von Krypto-Assets unterstützt. Kryptobörsen haben sich laut Fabio Panetta zu Gateways in das Krypto-Ökosystem entwickelt und bieten den Nutzern häufig Zugang zu Kryptomärkten in Verbindung mit anderen Diensten wie Wallets, Verwahrung, Einsätze oder Kreditvergabe. Off-Chain-Grids oder Plattformen von Drittanbietern würden den Nutzern einfache und kostengünstige Möglichkeiten bieten, sich am Handel und an Spekulationen zu beteiligen, während Stablecoins verwendet werden, um die Kluft zwischen Fiat- und Kryptowährungen zu überbrücken, indem sie einen stabilen Wert im Vergleich zur Fiat-Währung versprechen.

Neben dem Glücksspiel werden Kryptowährungen auch zur Umgehung von Kapitalkontrollen, Sanktionen und traditionellen Finanzvorschriften eingesetzt. Ein Paradebeispiel ist Bitcoin, der zur Umgehung von Steuern und Vorschriften verwendet wird, insbesondere um Beschränkungen für internationale Kapitalströme und Devisentransaktionen, einschließlich Überweisungen, zu umgehen. Diese Praktiken können in einigen Ländern, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, destabilisierende makroökonomische Auswirkungen haben, so die EZB.

Verbindungen mit dem traditionellen Finanzsektor

Ein Widerspruch ergibt sich laut Fabio Panetta aus dem Versuch der Kryptoindustrie, die Beziehungen zu den Akteuren des Finanzsystems, einschließlich Banken, großen Technologieunternehmen und dem öffentlichen Sektor, zu stärken. Große Zahlungsnetzwerke und Intermediäre hätten ihre Unterstützungsdienste für Krypto-Assets ausgebaut. Zahlreiche prominente Technologieunternehmen, darunter Meta und Twitter, hätten Möglichkeiten erforscht, Kryptowährungen in ihre Plattformen einzubinden.

Indem sie ihren großen Kundenstamm nutzen und eine Mischung aus Zahlungen und anderen Finanzdienstleistungen anbieten, könnten Tech-Firmen, insbesondere große Tech-Unternehmen, die Verbindungen zwischen Krypto-Assets und dem Finanzsystem festigen. Die jüngsten Insolvenzen der Silvergate Bank und der Signature Bank hätten aber die Risiken deutlich gemacht, die für Banken mit der Aufnahme von Einlagen aus dem Kryptosektor verbunden sind. Die Stabilität dieser Einlagen sei angesichts der Volatilität von Kryptowährungen fraglich. Die Einstellung des Silvergate Exchange Network und des SigNet, die als Quasi-Zahlungssystem für die Krypto-Investitionen der Kunden der Silvergate Bank und der Signature Bank fungierten, würde auch zeigen, wie sehr die Anbieter von Krypto-Assets auf den traditionellen Finanzsektor für die Abwicklung in Fiat-Geld angewiesen sind.

Nicht der Versuchung nachgeben Kryptowährungen öffentlich zu stützen

Zunächst müsse der Versuchung widerstanden werden Kryptowährungen staatlich zu stützen. Die Idee, Stablecoin-Emittenten als Nicht-Bank-Finanzinstitute zuzulassen, die ihre Reserven bei den Zentralbanken halten, mag verlockend erscheinen, könnte aber zu schwerwiegenden negativen Folgen führen. Indem wir Stablecoins Zugang zur Bilanz der Zentralbank gewähren, würden wir die Bereitstellung von Zentralbankgeld effektiv auslagern. Wenn der Stablecoin-Emittent in der Lage wäre, seine Reserven zu investieren in Form von risikofreien Einlagen bei der Zentralbank anlegen könnte, würden die Anlagerisiken, die letztlich auf den Schultern der Stablecoin-Inhaber lasten, laut Fabio Panetta entfallen. Und der Stablecoin-Emittent könnte den Stablecoin-Inhabern ein Zahlungsmittel anbieten, das ein nahes Substitut für Zentralbankgeld wäre.

Dies würde die Währungssouveränität, die Finanzstabilität und das reibungslose Funktionieren des Zahlungssystems gefährden. So könnte ein Stablecoin beispielsweise staatliches Geld verdrängen, indem er das große Kundennetz eines großen Technologieunternehmens nutzt, was weitreichende Folgen hätte. Daher sollten die Zentralbanken Vorsicht walten lassen und die Kontrolle über ihre Bilanzen und die Geldmenge behalten.

Angemessene und umfassende Regulierung von Kryptowährungen

Regulierungsbehörden sollten lauf Fabio Panetta nicht den Eindruck erwecken, dass die Regulierung Krypto-Assets in sichere Vermögenswerte verwandeln kann. Bemühungen, unsolide Krypto-Modelle zu legitimieren, um Krypto-Aktivitäten anzuziehen, sollten vermieden werden. Außerdem sollte der Grundsatz „gleiche Aktivität, gleiches Risiko, gleiche Regulierung“ unterstützt werden. Kryptowährungen können nicht so sicher werden wie andere Vermögenswerte, und die Anleger sollten sich der Risiken bewusst sein. Die Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sollten durchgesetzt werden, und die Kryptoaktivitäten traditioneller Unternehmen sollten sorgfältig überwacht werden.

Während einige Länder versuchen, bestehende Regulierungsrahmen auf Krypto-Assets anzuwenden, bietet die EU-Verordnung über Märkte für Krypto-Assets laut EZB eine maßgeschneiderte Regulierungsstruktur, die für alle 27 EU-Mitgliedstaaten gilt und sich gegebenenfalls auf bestehende Regulierungen stützt (ein Beispiel dafür ist E-Geld). Die EU hat auch bestehende Vorschriften aktualisiert, indem sie zum Beispiel die Reiseregel auf Kryptotransaktionen ausgedehnt hat.

Obwohl die EU bei der Schaffung eines umfassenden Rahmens zur Regulierung von Krypto-Aktivitäten die Führung übernommen hat, sind weitere Schritte erforderlich. Alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der Kryptoindustrie sollten laut Aussage von Fabio Panetta reguliert werden, einschließlich dezentraler Finanzaktivitäten wie das Verleihen von Krypto-Vermögenswerten oder nicht-pfändbare Wallet-Dienste. Darüber hinaus könne der Regulierungsrahmen für ungesicherte Krypto-Assets als weniger streng angesehen werden als für Stablecoins, da er sich hauptsächlich auf Offenlegungspflichten für die Ausgabe von White Papers stützt und auf die Überwachung der Dienstleister, die sie zum Handel anbieten. Die Risiken ungesicherter Krypto-Assets, die weitgehend zu spekulativen Zwecken verwendet werden, sollten in vollem Umfang anerkannt werden. Die Verbesserung der Transparenz und des Bewusstseins für die mit Krypto-Assets verbundenen Risiken und ihre sozialen Kosten seien entscheidende Aspekte dieses Ansatzes. Auch die Behörden müssten sich mit diesen sozialen Kosten befassen: So könne beispielsweise der ökologische Fußabdruck von Kryptowährungen angesichts der ökologischen Herausforderungen nicht ignoriert werden.

Darüber hinaus unterstreicht die Erfahrung der FTX-Pleite laut Fabio Panetta die Bedeutung einer globalen Krypto-Regulierung und regulatorischen Zusammenarbeit. Die Empfehlungen des Financial Stability Board für die Regulierung und Überwachung von Krypto-Aktivitäten und -Märkten müssten dringend fertiggestellt und umgesetzt werden, auch in Ländern, die nicht dem FSB angehören. Der Standard des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht über die aufsichtsrechtliche Behandlung von Krypto-Asset-Engagements der Banken sei ein positiver Schritt in diese Richtung. Er sieht konservative Eigenkapitalanforderungen für ungesicherte Kryptoanlagen mit einer Risikogewichtung von 1.250 % sowie eine Risikogrenze vor, die den Gesamtbetrag der ungesicherten Kryptowährungen, die eine Bank halten kann, generell auf unter 1 % des Kernkapitals beschränkt. Für die Europäische Union und andere Baseler Länder wird es von entscheidender Bedeutung sein, den Basler Standard bis zum 1. Januar 2025 in ihre Gesetzgebung zu übernehmen. Eine Regulierung allein werde jedoch nicht ausreichen.

Innovation: Digitale Abwicklungswerte und digitale Zentralbankwährungen

Der öffentliche Sektor muss laut Fabio Panetta zur Entwicklung zuverlässiger digitaler Zahlungsmittel beitragen. Die Zentralbanken arbeiten an Innovationen, um einen Stabilitätsanker zu schaffen, der das Vertrauen in alle Formen von Geld im digitalen Zeitalter aufrechterhält. Zentralbankgeld für den Einzelhandel sei derzeit nur in physischer Form – als Bargeld – erhältlich. Die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs schwäche jedoch die Rolle des Bargelds und seine Fähigkeit, einen wirksamen Währungsanker zu bilden. Eine digitale Zentralbankwährung würde laut Panetta einen digitalen, risikofreien Standard bieten und die Konvertierbarkeit zwischen verschiedenen Formen von privatem Digitalgeld erleichtern. Sie würde die Einzigartigkeit des Geldes aufrechterhalten und die geldpolitische Souveränität schützen. „Wir kommen mit unserem Digital-Euro-Projekt voran und wollen unsere Untersuchungsphase noch in diesem Jahr abschließen“, so seine Worte.

Darüber hinaus könnte die Tokenisierung des digitalen Finanzwesens erfordern, dass die Zentralbanken ihre technologische Infrastruktur für die Ausgabe von Zentralbankgeld für Großkundentransaktionen ändern. Dies könnte den Aufbau einer Brücke zwischen Marktplattformen der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und Zentralbankinfrastrukturen oder einen neuen DLT-basierten Abwicklungsdienst für Großkunden mit DLT-basiertem Zentralbankgeld beinhalten. Man werde den Markt in die Sondierungsarbeiten einbeziehen, die man kürzlich angekündigt hat.

Schlussfolgerung

Zusammenfassend lässt sich laut Fabio Panetta sagen, dass Krypto-Assets als dezentrale Alternativen angepriesen wurden, die stabilere Finanzdienstleistungen versprechen. „Die Realität hält jedoch nicht, was sie verspricht. Die Blockchain-Technologie, die Krypto-Assets zugrunde liegt, kann extrem langsam, energieintensiv und unzureichend skalierbar sein. Die Praktikabilität von Krypto-Assets für alltägliche Transaktionen ist aufgrund ihrer komplexen Handhabung und erheblichen Preisschwankungen gering.“

Um diesen Nachteilen entgegenzuwirken, habe das Krypto-Ökosystem einen Wandel vollzogen und zentralere Organisationsformen bevorzugt, bei denen die Krypto-Spekulation und der schnelle Profit im Vordergrund stehen würden. Die jüngsten Ereignisse hätten jedoch die Zerbrechlichkeit des Krypto-Ökosystems offenbart und gezeigt, wie schnell das Vertrauen in Krypto-Assets schwinden kann. In vielerlei Hinsicht habe dieses Ökosystem genau die Unzulänglichkeiten und Schwachstellen geschaffen, die die Blockchain-Technologie ursprünglich beheben sollte.

Erschwerend kommt laut Panetta hinzu, dass der Kryptomarkt eine Integration in den Finanzsektor anstrebt, um seine Relevanz und die Unterstützung des öffentlichen Sektors zu erhöhen. Dies würde nicht die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft der Kryptowährung bilden. Wenn überhaupt, würde es nur Widersprüche und Anfälligkeiten verstärken und zu mehr Instabilität und Zentralisierung führen.

Der öffentliche Sektor sollte eine entschlossene Position einnehmen, indem er einen umfassenden Regulierungsrahmen schafft, der die mit Kryptowährungen verbundenen sozialen und ökologischen Risiken angeht, einschließlich der Verwendung von ungesicherten Krypto-Assets zu Spekulationszwecken. Er sollte sich laut Panetta auch Forderungen nach staatlicher Unterstützung für Kryptowährungen widersetzen, da dies im Grunde genommen die Risiken der Kryptowährungen sozialisieren würde. Der öffentliche Sektor sollte sich stattdessen darauf konzentrieren, zur Entwicklung zuverlässiger digitaler Abwicklungswerte beizutragen, unter anderem durch seine Arbeit an digitalen Zentralbankwährungen. Entschiedene Maßnahmen dieser Art sollten das Krypto-Ökosystem, einschließlich seiner grundlegenden Technologie, der Blockchain, dazu motivieren, seine Ziele auf die Schaffung eines echten wirtschaftlichen Wertes innerhalb der digitalen Finanzlandschaft auszurichten.



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10 Kommentare

  1. Was in den Geschichtsbüchern wohl in 100 oder 200 Jahren über Bitcoin und Co. zu lesen ist.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Hat sich die EZB schon zur KI Blase geäußert?

  3. Ist ja klar das Panetta und die anderen Bänkster, inkl. der Notenbänkster etwas gegen Crypto’s haben. Werden sie alle doch überflüssig und schlimmer noch, es fallen KEINE Provisionen mehr an, wenn der „kleine“ Mann alles selber macht.
    Außerdem kann Bänkster, Notenbänkster und die politischen Überflüssigkeiten dann ihr Ponzi-Schema nicht mehr aufrecht erhalten.
    Die BRICS++ wollen lediglich die Zahlungsabwicklung via Crypto abwickeln. Dann ist die BIZ und Herr Carstens auch überflüssig. Warum sonst wohl ist die SGE so penibel bei der Annahme der Gold und Silber einlagen, die außerdem ständigen Auditorien unterliegt.
    Dürfte schwierig sein, das einzelne Länder dort Ihr (des Bürgers) Gold entnimmt, ohne es der Öffentlichkeit zu melden.

    1. Bitcoin könnte wirklich das digitale Gold werden.

      Nur wird der Bitcoin-Kurs sich dann sehr wahrscheinlich dem Goldkurs annähern und nicht kleine Anleger zu Milliardären machen 😉

      Die Vorbereitungen sind im vollem Gange und wer am Ende gewinnt, dass sind die (Noten-) Banken.

      https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/bitcoin-crash-blackrock-und-fed-besiegeln-das-ende-der-kryptow%C3%A4hrungen/ar-AA1d6Ecm?ocid=winp1taskbar&cvid=a3b29a20a6554b3090203cbc90c8ca9a&ei=57

      1. Danke Schweini für den hinterlegten Link.
        Nach dem Lesen dieser Zeilen wurden mir die Augen geöffnet und ich habe sofort alle Kryptos verkauft 😂.

        1. Nicht dafür 😁

          Viel Glück noch beim Krypto- Lotto 😂

  4. Da kann man nur sagen: Motive klar erkannt.
    Man war immer schon spinnefeind gegenüber den privaten digitalen Währungen.
    Momentan gibt es ja eher von der EZB eine große Public Relation Aktion zum Versuch einer
    „erfolgreichen Einführung“ einer eigenen CBDC.
    Da kommt einem doch gleich der Gedanke auf: Indem ich bestehende digitale (freie ?)Konkurenten
    platt mache.Pusche ich sie damit ? Ist gar die Einführung der eigenen CBDC`s damit ein Flop ?
    Die heutige „Großaktion“ von n-tv zeigt die Unsicherheiten.Kommentare wie „es gibt doch schon zahlreiche
    digitale Zahlungsmittel“ oder diese „ständigen Erklärunsversuche“ Bargeld oder nicht /“digitales Bargeld“.
    Ganz einfach: Es wird in den nächsten Monaten gepuscht ohne Ende nach dem Motto die Kosten dafür
    machen wir mit „gedrucktem Geld“. Nur die Skepsis der Bevölkerung wird sich nicht „wegdrucken“ lassen.
    Das Beispiel Nigeria zeigt es.Und das „Handling“dieser Zahlungen wird die ältere Generation eher wieder
    ins Bargeld treiben und wehmütig an die anonymen Zeiten erinnern.
    Das Dilemma der EZB wird sein: Wenn langfristig die Akzeptanz fehlt wird das das Ende der EZB und dieses
    neuen Zahlsystems sein.Die Aufrechterhaltung der Funktion des Marktes macht zur Zeit noch den Bestand
    des Bargeldes erforderlich.Ganz zu Schweigen von den Gefahren des temporären Ausfalls vom Stromnetz
    (Brownouts) oder des Internets (einschließlich Hackerangriffe)

  5. Der Autor dieses Artikels wiederholt den selben 1000fach von anderen Autoren gemachten Pauschalisierungsfehler aufs neue. Es wird nicht unterschieden zwischen ‚Krypto‘ und Bitcoin.
    Zwar stimmen einige der genannten Nachteile durchaus. Jedoch trifft hiervon nicht einer auf Bitcoin zu. Das Blockchain-Trilemma (Der unmögliche Spagat zwischen Dezentralität/Skalierbarkeit/Sicherheit) z.B.
    ist doch längst sehr elegant gelöst worden.
    Die Sicherheit: Das BTC-Netzwerk ist durch ETLICHE(!!!) weltweit bereits aufgestellte (Full)Nodes, sowie die enorm hohe ‚Hashrate‘ aller Miner abgesichert. Es ist inzwischen das SICHERSTE Computernetzwerk der ganzen Welt!

    Hier liegt dann auch gleich die Dezentralität des Netzwerkes die ihres Gleichen sucht!

    Und die Skalierbarkeit ist NICHT VORGESEHEN für das Hauptnetzwerk, sondern für die 2. Schicht des Bitcoinnetzwerkes, nämlich das Lightning-Netzwerk, wodurch sich Millionen Transaktionen/Sekunde tätigen lassen ohne die Blockchain zu überlasten.

    Ich könnte an dieser Stelle etliche weitere Infos gerade rücken, denn dieser Artikel strotzt förmlich vor schlechter Recherche, so denn es sich hier nicht gar um eine EZB-PR – Aktion handelt trotz besseren Wissens.
    Wäre sehr schade!

    Liebe Grüße!

  6. Korrektur: Ich meinte natürlich Panettas Aussagen strotzen förmlich vor…
    Ich schrieb versehentlich DER ARTIKEL strotzt vor… Sorry!

  7. Young Global Leader

    Es tut schon weh, das von einem EU-Ökonomen zu lesen, aber er hat recht. Es ist der größte Schwachsinn der Technikgeschichte und die Staaten sollten ihn nicht auch noch fördern.

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