Digitaler Euro, das derzeitige Hype-Thema in Sachen Zahlungsverkehr! Aber wenn es wirklich ernst wird, bei Stromausfall, politischen Problemen, Krisen – dann ist Cash doch King! Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit? Eine Analyse der EZB zeigt heute, dass auch die Zentralbank Bargeld in Krisenzeiten als essenziell wichtig erachtet!
„Ruhe bewahren und Bargeld mitnehmen: Lehren aus der einzigartigen Rolle des physischen Geldes in vier Krisen“, so hat die EZB ihre heutige ausführliche Analyse betitelt. Die Nachfrage nach Euro-Banknoten hat trotz der fortschreitenden Digitalisierung des Zahlungsverkehrs ein robustes Wachstum verzeichnet. Während der Anteil des Bargeldes an den täglichen Transaktionen im Euroraum zurückgegangen ist, hat der Wert des Euro-Banknotenumlaufs in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen, so die EZB. Diese Variable diene als zuverlässiger Indikator für die Gesamtnachfrage – im In- und Ausland – da das Eurosystem den Bedarf an Banknoten deckt.
Tatsächlich hat der Wert der im Umlauf befindlichen Banknoten in den letzten zehn Jahren konstant einen Anteil von über 10 % am BIP des Euroraums gehalten, mit einem vorübergehenden Anstieg während der COVID-19-Pandemie und einer Abschwächung seit der zweiten Hälfte des Jahres 2022 aufgrund höherer Zinssätze. Er macht auch einen konstanten Anteil von rund 10 % von M3 (Geldmenge im weiteren Sinne) aus – einer Kennzahl, die andere liquide, auf Euro lautende Vermögenswerte umfasst, so die EZB-Analyse. Die anhaltende Nachfrage nach Bargeld trotz der Verbreitung digitaler Zahlungsalternativen deutet auf seine besondere Nützlichkeit und unvollständige Substituierbarkeit hin. Diese insgesamt stabile Nachfrage stehe im Gegensatz zum rückläufigen Anteil von Bargeld an den alltäglichen Zahlungen, ein Phänomen, das oft als „Paradoxon der Banknoten“ bezeichnet wird.
Die entscheidende Rolle von physischem Bargeld bei Ausfall digitaler Infrastrukturen zeigte sich laut der Analyse der EZB während des jüngsten Stromausfalls auf der Iberischen Halbinsel am 28. April 2025. Kurz nach Mittag mitteleuropäischer Zeit verlor das iberische Stromnetz seine Synchronität und wurde vom europäischen Hauptnetz getrennt, was zu einem fast vollständigen Stromausfall auf der gesamten Halbinsel führte, von dem über 50 Millionen Menschen betroffen waren. Während die Stromversorgung auf der Hälfte der Halbinsel bis zum späten Abend wiederhergestellt war, wurden einige Gebiete erst etwa 22 Stunden nach Beginn des Stromausfalls wieder mit Strom versorgt, was weitreichende Folgen für den Verkehr und die digitale Infrastruktur hatte.
Da Strom und Telekommunikation ausgefallen waren, funktionierten die digitalen Zahlungssysteme auf der gesamten Halbinsel nicht mehr. Die Ausgaben mit physischen Karten in den betroffenen Gebieten brachen im Vergleich zu nicht betroffenen Regionen oder normalen Werten um schätzungsweise 41–42 % ein, während die nationalen E-Commerce-Ausgaben um rund 54 % zurückgingen, was zu einem geschätzten Rückgang des gesamten spanischen Konsums an diesem Tag um 34 % beitrug. Viele POS-Terminals, Geldautomaten und mobile Geldbörsen – einschließlich Kartennetzwerken und Person-to-Person-Diensten (P2P) wie Bizum – waren stundenlang weitgehend außer Betrieb und wurden erst am nächsten Morgen vollständig wiederhergestellt. Die Schätzungen der direkten BIP-Verluste reichen von 400 Millionen Euro bis 1.600 Millionen Euro. Dieses Ereignis verwandelte laut der EZB-Analyse Bargeld von einer Zahlungsoption unter vielen zum einzigen Zahlungsmittel für viele derjenigen, die es besaßen oder darauf zugreifen konnten, da die vorhandenen Banknoten auch dann noch voll funktionsfähig waren, als die digitalen Systeme und viele Geldautomaten nicht mehr funktionierten.
Während der Staatsschuldenkrise führten die durch politische Entwicklungen und sich verändernde Aussichten für das makroökonomische Anpassungsprogramm verursachte erhöhte Marktunsicherheit zu einem starken Anstieg der Nachfrage nach Banknoten in Griechenland, so die EZB. Auch andere Krisen der letzten Jahre wurden in der Analyse besprochen, die allesamt zeigen: Im Notfall greift der Bürger auf Bargeld zurück!
Diese verschiedenen Krisenereignisse zeigen laut EZB, dass die Bedeutung von Bargeld deutlich zunimmt, wenn die Stabilität bedroht ist – unabhängig von der spezifischen Art oder dem geografischen Umfang des zugrunde liegenden Schocks oder dem Grad der Digitalisierung.
Diese Erkenntnisse und Überlegungen stützen laut EZB die wachsende Erkenntnis der Behörden, dass Bargeld ein wichtiger Bestandteil der nationalen Krisenvorsorge ist. Zentralbanken, Finanzministerien und Zivilschutzbehörden in mehreren Ländern empfehlen nun, dass Haushalte einen Bargeldvorrat für mehrere Tage für notwendige Einkäufe vorhalten sollten. So empfehlen beispielsweise die Behörden in den Niederlanden, Österreich und Finnland, Beträge zwischen etwa 70 und 100 Euro pro Haushaltsmitglied oder einen Betrag, der ausreicht, um den Grundbedarf für etwa 72 Stunden zu decken, vorzuhalten. Einige Länder, wie beispielsweise Finnland, prüfen sogar den Einsatz „ausfallsicherer” Geldautomaten, um den Zugang auch bei digitalen Ausfällen zu gewährleisten. Dies steht im Einklang mit der Erkenntnis, dass physisches Bargeld nicht nur der Deckung individueller Bedürfnisse dient, sondern auch zur allgemeinen systemischen Widerstandsfähigkeit beiträgt.
Letztendlich unterstreichen die Erkenntnisse laut EZB-Aussage, wie wichtig es für Zentralbanken und den privaten Sektor nach wie vor ist, eine effiziente und robuste Bargeldversorgung sicherzustellen, die angemessene Vorräte und belastbare Pläne zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs umfasst.
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Ein total kitschiger Spruch verkündet „Nur Bares ist Wahres“. Nun, das allein stimmt zwar auch nicht, doch ist es Gleichwohl ein Teil der Wahrheit. Im. Übrigen denke ich schon, das es in nicht allzu weiter Zukunft zum Schwur kommen wird, ob Bargeld, wie so oft herabwürdigend erzählt wird, wirklich nicht mehr gebraucht wird, weil doch alles auch elektronisch funktionieren würde. Dem stimme ich ebenfalls nur geteilt zu. Der Strom kommt aus der Steckdose und das Geld aus dem Automaten… wenn es denn funktioniert. Der Gedanke an „hybride Kriegsführung“ wird auch dieses Thema bespielen. Dann wird sich zeigen, wie verzichtbar dieses total aus der Zeit gekommene Bargeld sein wird.