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„EZB ist technisch pleite“ – Thomas Mayer zum Dilemma der Notenbanken

EZB Thomas Mayer Inflation

Die EZB ist „technisch pleite“ – das sagt der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank und jetzige Leiter des Flossbach von Storch Research Institute, Thomas Mayer. Die EZB hat anders als die Fed viel zu spät auf die Inflation reagiert und steht jetzt aufgrund der Energiekrise vor einem Scherbenhaufen: denn die Inflation wird in der Eurozone lange hoch bleiben.

Thomas Mayer: Inflation, Zinsen – und die hoffnungslose Lage der EZB

Eigentlich muß die EZB also mit Zinsanhebungen dagegen halten. Aber das Beispiel der Bank of England zeigt, was auch in der Eurozone droht: der scharfe Anstieg der Renditen bringt Pensionskassen in Schieflage – daher mußte Bank of England umsteuern und erneut Anleihen kaufen. Damit schüttet die britische Notenbank weiter Liquidität ins System und sorgt damit für weiteren Inflations-Druck – und versucht damit Pensionskassen zu retten, die eben durch die aufgrund der Inflation stark gestiegenen Renditen für britische Staatsanleihen in Schieflage geraten waren. Das ist ein unlösbarer Teufelskreis – und nun schiebt die Truss-Regierung der Bank of England bereits den Schwarzen Peter zu, weil diese ab kommenden Montag die Anleihekäufe einstellen will.

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Das alles zeigt: das System verträgt keine stark steigenden Zinsen – die Notenbanken haben ein Monster geschaffen, das sich nun gewissermaßen gegen ihren Schöpfer wendet.

Hinzu kommt: die Regierungen in Europa versuchen die Bürger in der Energiekrise zu entlasten – und schütten so ebenfalls Liquidität ins System. Das wiederum konterkariert die Bemühungen der EZB, die Inflation einzudämmen. Was also tun? Wir erleben eine „Liraisierung“ der Eurozone, so Thomas Mayer. Technisch sei die EZB pleite, so Thomas Mayer – auch wenn eine Notenbank formal nicht pleite gehen kann, weil sie ja jederzeit Geld drucken kann. Aber was hilft das, wenn das Vertrauen in dieses Geld verloren geht?

Der Bond-Crash

„Wir haben den größten Bond-Crash des Jahrhunderts“, so Thomas Mayer weiter. Die Notenbanken hätten agiert wie Hedgefonds, die an ihre eigenen Modelle geglaubt hatten (besonders die EZB). Die Notenbanken bekommen zunehmend ein Problem mit der Qualität ihres Eigenkapitals – daher habe der Euro eigentlich keine Chance in der derzeitigen Form zu überleben, sagt Thomas Mayer.

Wichtige Aussagen des „maßgeblichen Finanzökonomen Deutschlands“ in folgendem Interview mit „Mission Money„:



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9 Kommentare

  1. Pingback: Marktgeflüster: Inflation: Neuer Markt-Schock - aber da wäre eine Sache..! -

  2. Zitat: daher habe der Euro eigentlich keine Chance in der derzeitigen Form zu überleben, sagt Thomas Mayer.

    Ein bissel voreilig der Herr, naja jeder kann seine Meinung haben, aber nicht alle sollten diese auch kundtun.

    1. Ich sehe das genau so, der Euro ist in seiner jetzigen Form nicht mehr zu retten. Und wenn man sich alle Daten heranzieht ist es auch nicht voreilig.

  3. Pingback: Sind wir alle Pleite? - handwerk-themen.de

  4. Die Banken sollten wieder anfangen die Währung an Gold zu binden und nicht wie irre Geld zu drucken,dann hätte sich auch die Inflation besser im Griff.
    2. Möglichkeit währe eine Kryptowährung,änlich Etherium,da Bitcoin zu viel Energie verbraucht. auf jedenfall Blockchaine,statt Fiat.

    1. Bindung an Gold würde nicht viel bringen, wenn allen klar ist, dass die EZB das Umtauschversprechen in Gold nicht einhalten kann. Im Zweifelsfall würde Deutschlands Gold haften.

      Die Kryptowahrungen lösen das Problem mit den Gigastaatsdefiziten in der EU nicht. Es gibt keine Hoffnung, nur einen Reset.

    2. Ein neuer Goldstandard wäre die Lösung. Deutschland, Frankreich und Italien haben sehr viel Gold. Wenn man die EU ernst nimmt, sollte man alles Gold poolen und den Euro damit decken. Der Preis pro Gramm wäre dann aber bei ca. 2000 Euro, oder wir ziehen ein paar Nullen im Wege einer Währungsreform ab.

      Der Vorteil: keine Inflation. Wer einfach sparen will, muss sich nicht mit allen möglichen Überlegungen tragen, die locker mehr als eine Berufsausbildung benötigen. Ein Maurer, der mit 30 ein paar Euros spart, hätte mit 60 immer noch die gleiche Kaufkraft damit, bzw. eine bessere, wenn die Wirtschaft gewachsen ist. Was sie wahrscheinlich auch tun wird. (Wir waren mit goldgedecktem Geld auf dem Mond – wir finanzieren mit Papiergeld Fernsehsendungen, bei denen der Kandidat seinen Kopf in einen Eimer mit Scheiße steckt.)

      Einziges Problem: Unsere Politik könnte nicht mehr alle möglichen „Wunderwaffen“ aus dem Hut ziehen, sondern müßte vernünftig wirtschaften.

  5. Mit der EZB und selbst mit dem Euro hat das alles eher gar nichts zu tun. Die „falsche“ politische Entscheidung war von Anfang an lediglich das man auf Pump gelebt hat, obwohl alle wussten das sie die Schulden nie zurückzahlen können. Die EZB diente lediglich dem Zweck die Verantwortung zu verschleiern, denn umso größer ein System umso geringer die Kopplung von Handlung und Verantwortung.

    Aber nicht nur die politische Klasse hat das gemacht, sondern die Massen fanden das ja auch super. Und Massendemonstrationen gegen neue soziale Wohltaten oder für drastische Steuererhöhungen sind in der gesamten Menschheitsgeschichte völlig unbekannt.

    Kurz zur Mechanik:

    Der Geldumlauf stellt nichts anderes da, als die Summe unbezahlter Rechnungen = Schulden = nicht geschlossene Tauschtransaktionen dar. Das gilt übrigens auch für „gedeckte“ Währungen (auch wenn die Goldfreunde das nicht verstehen). Die „Deckung“ verhindert nur das der Geldemitent seine Unfähigkeit zur Schuldentilgung nicht so einfach verschleiern kann.
    Die „Gegenpartei“ stellt bei einem allgemein akzeptierten „Geld“ die gesamte Volkswirtschaft da.

    Schulden werden nicht „bezahlt“, in dem man „Geld“ überweist (das gibt den Kredit nur an eine andere Person weiter), sondern indem das Geld ausgegeben, also durch einen Kaufakt die Schließung der Tauschtransaktion verlangt wird (dabei „verschwindet“ das Geld, der Schuldschein wird sozusagen „zerrissen“). Zeigt sich nun, dass die Forderung nicht erfüllt werden kann, dann werden die Schulden um den nicht erfüllbaren Betrag schlicht gestrichen. Das nennt sich dann „Inflation“, da das sozusagen das gemeinsame Konto der gesamten Wirtschaft ist.

    Aus welchem Grund die Wirtschaft die Forderung nicht begleichen kann ist dabei völlig irrelevant. Die größten Geldvermögen = Forderungen gegen die Weltwirtschaft sind die Pensions- und Rentenansprüche. Übrigens ist es dabei völlig egal ob da „kapitalgedeckte“ oder „umlagenfinanzierte“ Systeme verwendet werden (Vor- und Nachteile des jeweiligen Ansatzes sind ein anderes Thema). Denn die notwendige Güter- und Dienstleistungsproduktion muss immer in der Zukunft erbracht werden.

    Es ist daher klar das nun die Altersansprüche geschreddert werden. Entweder über Inflation für alle oder durch partielle „Schuldenschnitte = wertlose Vermögensausbuchungen bei Lebensversicherungen, Pensionskasse oder anderen Geldsammelstellen.

    Stellt sich die Frage, warum das dann immer wieder passiert. Die Antwort hierauf ist denkbar einfach. Die Aufstiegsphasen sind lang, die Abstürze zwar heftig, aber kurz. Es sind also in der Geschichte immer sehr viel weniger „Lebensjahre“ von Abstürzen betroffen als von Aufstiegen. Es ist also systemisch völlig rational regelmäßige „Abstürze“ in Kauf zu nehmen, als diese zu verhindern. Wobei man das in der Regel eh nicht kann, da die Zukunft weder vorhersehbar, noch steuerbar ist.

  6. Der Euro war von Anfang konzipiert um über Inflation die angehäuften Staatsschulden abzubauen. Die Zeche bezahlt der (deutsche) Sparer. Man legt ja immerzu etwas auf die Seite, wenn mal was ist, für später, nach dem Krieg, …
    Und dann nimmt es einem die Obrigkeit weg, Schlankehand.

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