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EZB-Chefin Lagarde erklärt, warum sie gegen DIESE Inflation machtlos ist

Ohhh Wunder. EZB-Chefin Christine Lagarde erklärt heute früh in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass eine überstürzte Anhebung der Zinsen in der Eurozone keines der aktuellen Probleme lösen würde. Dadurch könne die Erholung der Volkswirtschaften in der Eurozone aber deutlich schlechter ausfallen, und Arbeitsplätze wären gefährdet. Damit wäre niemandem geholfen, so ihre Worte. Äußerst interessant sind die Aussagen von Christine Lagarde, dass auch sie Familienmitglieder habe, deren Geschäft angesichts der steigenden Energiepreise schwierig wird. Dies gehe ihr sehr nahe. Auf die Frage, dass sie doch die Hüterin des Euro sei und warum sie nichts gegen diese steigenden Preise tue, wird es richtig interessant.

Ja, der Auftrag der EZB sei die Preisstabilität. Ist die in Gefahr, werde man handeln. Die Frage sei allerdings, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Man müsse bedenken, dass jede Entscheidung, die man trifft, in der Regel erst neun bis 18 Monate später ihre volle Wirkung entfaltet. Umso schneller müsste die EZB doch jetzt eigentlich handeln, so die logische Frage der Interviewer. Und was Christine Lagarde darauf erwiderte, darf man schon fast als eine geniale Argumentation bezeichnen, um nicht tätig werden zu müssen. Die EZB ist demnach nämlich gegen DIESE derzeit vorherrschende Inflation machtlos? Lesen Sie selbst. Christine Lagarde im Wortlaut:

Moment! Zunächst einmal müssen wir verstehen, woher die Preissteigerung kommt. Gut die Hälfte geht auf den starken Anstieg der Energiepreise zurück. Öl, Gas, Elektrizität sind teurer geworden. Und da wir eine Menge davon importieren, liegen diese Preise gewissermaßen außerhalb der Einflusssphäre unserer Volkswirtschaft. Der zweite große Preistreiber waren Versorgungsengpässe: Zu wenig Mikrochips, Container-Staus, unterbrochene Lieferketten. Jetzt frage ich Sie: Was kann die EZB dagegen tun? Können wir Versorgungsengpässe beheben? Können wir Container transportieren, den Ölpreis senken oder geostrategische Konflikte befrieden? Nein, das können wir alles nicht.

Es ist eigentlich eine geniale Argumentation von Christine Lagarde. Wo man monatelang sagte, dass die höhere Inflation ja nur vorübergehend sei, und man deswegen Zinsen nicht anheben müsse, hat man nun eine viel genialere Erzählung gefunden. Da man auf die hohen Ölpreise, Versorgungsengpässe und Geostrategie keinen Einfluss hat, ist man hilflos gegen diese hohe Inflation. Dann kann man sich als EZB-Offizieller auch in den Urlaub begeben und an den Strand legen? So kann man die Notwendigkeit höherer Zinsen auch wegwischen. Wir haben mit höheren Zinsen darauf eh keinen Einfluss, also erhöhen wir sie nicht? Problem gelöst?

Die EZB sage in Sachen Zinsanhebung also weiterhin „Abwarten und Tee trinken“, so die Frage der Interviewer. Nein, so Christine Lagarde. Man habe bereits begonnen Maßnahmen zu ergreifen. Im März werde man das Pandemie-Notprogramm zum Ankauf von Anleihen beenden. Die EZB werde das Gesamtvolumen ihrer Nettokäufe von Vermögenswerten reduzieren. Das Ende der Netto-Anleihekäufe sei Voraussetzung für Zinserhöhungen zu einem späteren Zeitpunkt. Derzeit beobachte die EZB die steigenden Inflationszahlen, die man in seine Prognose einbezieht. Es könne sein, dass die Inflation höher ausfallen wird, als man es im Dezember prognostiziert hat. Dies werde die EZB im März analysieren und dann weitersehen.

Warum man bei der EZB zögerlicher ist als bei Fed und Bank of England? Die Situation in den USA oder Großbritannien ist laut Christine Lagarde mit der Eurozone nicht vergleichbar. In den USA sei die Wirtschaft überhitzt, in der Eurozone sei sie davon weit entfernt. Deshalb könne und müsse die EZB behutsamer vorgehen. Man wolle die Konjunktur nicht abwürgen.

Man sei noch nicht am Ziel, die Inflationsrate auch auf mittlere Sicht und dauerhaft beim EZB-Ziel von zwei Prozent zu stabilisieren. Aber man mache Fortschritte und komme dem näher. Dies würde es der EZB erlauben, einige der Interventionen zurücknehmen. Das gehe aber nur stufenweise. Sie vergleicht dies mit einem Auto, das abbiegen will. Niemand mache das im fünften Gang in voller Fahrt, sondern man gehe vom Gas und schalte schrittweise zurück. Genau das tue die EZB gerade. Und sobald das Tempo richtig ist und die Situation es zulässt, nehme man die Kurve. Aber, so meine abschließende Frage: Wenn der größte Teil der derzeitigen Inflation überhaupt nicht von der EZB beeinflussbar ist, warum dann überhaupt auf mittlere und lange Sicht an höhere Zinsen denken? Dann kann man es gleich ganz sein lassen, und den Dingen ihren Lauf lassen.

EZB-Chefin Christine Lagarde
EZB-Chefin Christine Lagarde. Foto: EZB – (CC BY-NC-ND 2.0)



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17 Kommentare

  1. Ja, die EZB kann jetzt machen was sie will, es wird immer Verlierer geben.
    Also besser nichts tun, als das sichere Falsche.
    Es werden wie immer lieber die Billionen Euro der kleinen Sparer, durch eine Inflation enteignet; und dafür muss nichts getan werden.
    Die ersten etwa 350 Milliarden sind schon verbrannt. Sobald die höheren Erzeugerpreise durchgesetzt werden, auch schnell das Doppelte und Dreifache. Jetzt noch sein Erspartes schützen wollen wird schwierig
    Oder wir hören auf die grünen Hüpfer, und versichten schon erst einmal auf die Genussmittel, die entwedet unserem Körper schaden, oder/und aus fernen Ländern kommen.
    Das wäre ja schon mal ein Anfang.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. @Helmut

      Ich hätte das was für Sie, zur Ablenkung.
      Phantastisches Andalusien!

      https://m.youtube.com/watch?v=p5ypbEOZLUU

  2. Der Vergleich mit dem Auto ist grandios. Ich fürchte nur das Madame Lagarde die Position und Lage Ihres Autos falsch einschätzt. Jemand sollte die Dame mal darüber informieren, dass Sie seit Monaten nie gebremst hat, sie immer noch den 4. Gang drin hat und mit dem Fuß auf dem Gaspedal steht und die Straße in die sie einbiegen will/wollte mittlerweile auf Höhe Ihres Seitenfensters liegt.

  3. Erinnert etwas an die türkische Politik , nur dass wir den Bock gleich zum Gärtner gemacht haben und keine unliebsamen Notenbänker feuern müssen.

  4. Für mich ist Frau Largade aber authentischer als Joe Biden der aufeinmal raushaut das Problem der Inflation bis Ende des Jahres lösen zu wollen.

    Spätestens dann wenn der Präsident eingreifen muss weiß man das die Situation jetzt richtig außer Kontrolle ist.

  5. Diese Frau ist eine Fehlbesetzung. So lange sie die EZB leitet wird es keine Zinsanhebung geben. Frau Lagarde ist Französin. Frankreich ist hoch verschuldet. Da kann sich jeder an einer Hand abzählen warum es keine Zinserhöhung geben wird. Derweil werden fröhlich weiter Guthaben auf den unverzinsten Konten vernichtet.

  6. Oh – Madame Lagarde! Bei so viel Fachkompetenz möchte man vor Ehrfurcht auf die Knie sinken! Aber ein paar Fragen hätte ich da noch:

    – Stimmt das wirklich, dass die Konjunktur in den USA mehr brummt als in der EU? An welchen Daten kann man das ablesen? BIP-Wachstum? Arbeitslosigkeit?

    – wie ist der Satz „Man sei noch nicht am Ziel, die Inflationsrate auch auf mittlere Sicht und dauerhaft beim EZB-Ziel von zwei Prozent zu stabilisieren. Aber man mache Fortschritte und komme dem näher.“ bei einer Inflationsrate von ca. 5% zu verstehen? Als Verarschung? Aber nein! Man muss natürlich das arithmetische Mittel der vergangenen 10 Jahre betrachten!

    Bei der ganzen Inflationsdiskussion ist mir übrigens aufgefallen, dass – laut einer von Fugi gezeigten Tabelle – Japan bei der Inflation ganz hinten liegt mit null-komma-irgendwas (?) Wie machen die das bloß – trotz einer Rekord-Staatsverschuldung? Vielleicht, weil Japan überwiegend bei seiner eigenen Bevölkerung verschuldet ist? Oder kommt es auf die Gesamtverschuldung an, die in Japan vielleicht gar nicht so hoch ist? Fragen über Fragen… Nur eins scheint sicher zu sein: Die Bombe tickt…

  7. @ Lausi, Japan und die Schweiz haben die stärksten Währungen und auch die tiefste Inflation.Es hilft schon wenn sämtliche Importe einige Prozent billiger werden.In den letzten Jahren war ja ein Währungskrieg im Gange wo alle Oberschlaumeier möglichst tiefe Währungen wollten, was absurd ist, denn starke Länder haben normalerweise auch starke Währungen.Deutschland mit einer eigenen Währung wäre ohne Euroschrott auch im Club der „STARKEN“.Dass DE neben dem Hauptsponsor der EU als Nebenwirkung auch noch eine hohe Inflation hat, können sie der wundersamen EZB verdanken.

  8. Inflation ist immer auch ein monetäres Problem. Die Dame sollte mal bei Milton Friedman nachlesen. Das viele Gelddrucken der EZB, somit gigantisches Geldmengenwachstum ist sehr wohl auch eine Ursache der Geldentwertung. Jetzt will sich diese freche und unfähige Person feige rausreden. Einfach peinlich. Wo sind eigentlich die „Experten“ von der MMT, die zur Bekämpfung der Inflation einfach die Steuern erhöhen möchten? In Wirklichkeit senken die Südländer in der Eurozone ihre Steuern um die steigenden Energiekosten abzufedern. MMT ein Trauerspiel.

  9. Die EZB hat nicht nur den Staaten dafür Zeit erkauft ihre Finanzen mit billigem Geld in Ordnung zu bringen.
    Auch der kleine Sparer hatte nun noch Jahre Zeit, sein Erspartes in Sicherheit zu bringen. Aber er zog es vor (alleine in Deutschland) über 7 Billionen Euro in Lebensversicherungen zu lassen, in Riester und CO und auf dem Sparbuch, usw.
    Diese Menschen werden nun enteignet; alleine bei 5 % Inflation sind es über 350 Milliarden Euro im Jahr. Und bei den 5 % wird es nicht bleiben.
    Alle wussten es, denn wann in der Weltgeschichte hat ungedecktes Gelddrucken zu keiner Inflation geführt?
    Verstärkend kommt nun noch die Energiewende dazu, die ins Chaos führen wird.
    Aber da müssen wir jetzt durch.
    Nach ein paar Jahren wird auch der letzte grüne Hüpfer gemerkt haben, dass es so nicht geht.
    Die Einen verlieren ihr Geld, und die Anderen ihr Geld und ihre Illusion.
    Die Warner vor der Enteignung wurden genau so belächelt, wie heute die Warner, die davor warnen, dass es mit der Energiewende so nicht klappen kann.
    Aber wir sind noch lange nicht dadurch; es wird viele Jahre dauern und richtig teuer werden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  10. @Helmut – verraten Sie mir doch einmal, warum Sie die Grünen so „gefressen“ haben? Waren Sie schon immer ein strammer CDU- und/oder AfD-Wähler, oder haben Sie persönliche Erfahrungen mit ein paar unangenehmen „Champagner-Grünen“ gemacht?

    Die heutigen Überschuldungs- oder Euro-Probleme können Sie doch nicht den Grünen anlasten, da sie in der Vergangenheit gar nicht an der Macht waren, bzw. die entscheidenen Entschlüsse gar nicht mitgetragen haben.

    Natürlich sind die finanziellen Bedingungen für eine Energiewende im Moment nicht günstig, aber sollten nicht trotzdem Bemühungen unternommen werden, die CO2-Emissionen zu reduzieren? Haben die „grünen Hüpfer“ nicht Recht sich in ihrer Zukunft bedroht zu sehen? Oder sind Sie etwa Klimawandel-Leugner?

    Und wie sollte man Ihrer Meinung nach mit Putin umgehen, wenn er wirklich in die Ukraine einmarschieren sollte?

    Alles nicht so einfach, heuzutage…

    1. Hallo Lausi, ich kann seit 21 Jahren nicht mehr in Deutschland wählen, denn ich habe meinen Wohnsitz seit 21 Jahren in Spanien.
      Ich habe etwas gegen Parteien, die sich als Pazifisten hinstellen, und dann völkerrechtswidrige Angrifskriege anfangen, die Hartz 4 Gesetze mit zu verantworten haben,
      jetzt sich wieder als Kriegstreiber betätigen, eine unbeschreibliche Naivität bei wirtschaftlichen Dingen an den Tag legen, in Richtung Energiewende den Menschen Luftschlösser vorgaukeln, und das deutsche Volk in eine nicht kalkulierbare wirtschaftliche Katastrophe führen.
      Ganz abgesehen davon, was für ein beschränktes Personal bei den Grünen Deutschland nicht nur im Ausland vertritt.
      Ich hätte nie gedacht, dass es nach Merkel noch schlimmer kommen könnte.
      Und nun könnte ich Seiten weiter schreiben.
      Das Schlimme ist wie immer, dass die kleinen Bürger am meisten darunter leiden werden, und auch schon leiden.
      Aber das ist alles erst der Anfang.
      Desto mehr reguliert wird, desto mehr geht es in die Katastrophe.
      Für die jetzige hohe Verschuldung können die Grünen tatsächlich nichts, auch nichts für den weiteren Anstieg der Verschuldung.
      Die Verschuldung ist auch nicht das Problem, sondern die Entschuldung, denn dafür muss in großem Umgang Gutghaben vernichtet werden.
      Ratet doch mal welches Guthaben.

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  11. Interessant, erstmals in der Geschichte haben im Abschwung die Firmenpleiten abgenommen weil sie in der Geldflut ertränkt wurden. Dass darum die Voraussagen von Markus Krall nur hinausgezögert und nicht nichtig wurden, wird den Krall Kritikern noch auf die Füsse fallen.Die lange im Komma gehaltenen Unternehmensanleihen stiegen nun in den letzten Tagen auch deutlich.
    Alles ist endlich,nur die Dummheit gewisser Finanzakteure ist unendlich.

    1. Hallo Mani-Pulatoŕ

      Mit wenig Worten viel Wahrheiten.

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  12. Umverteiler Nord- Süd

    Nicht immer so kritisch, die EU macht auch nützliche Sachen.Auch der Maffia sollte doch in harten Coronazeiten geholfen werden.Es ist auch wichtig , dasHausbesitzern die Sanierung bezahlt wird von Leuten die keine Häuser haben.
    Googeln: 4,4Milliarden Betrug bei Super Bonus 110

  13. Ich hoffe, dass die Leute aus den Erzählungen von älteren Leuten gelernt haben: 1) Spare in der Not… und: 2 ) Man braucht immer einen Notgroschen. Und am besten Betongold. Oder eine Scheune, da kann man auch wohnen.

    Ich finde, seit den Bauernkriegen hat sich ja in unseren Regionen nichts verändert: Der kleine dumme Bürger wird weiterhin für klein und dumm gehalten; und dann gibt es noch die Bürger, die eben mit Null Qualifikation unser Land führen: Kühnert und Co. sind nur durch Schwatzen nach oben gekommen.
    Komisch, mir hat man in der Schule immer gesagt, dass man hier Leistung zeigen muss….
    Am besten ab nach Andulusien, oder sich ein entspannteres Leben mit weniger Konsum machen, so wie ich das mache. Grüé aus dem Schwarzwald

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