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EZB-PK heute: Die merkwürdigen & interessanten Aussagen des Mario Draghi

Von Claudio Kummerfeld

Mario Draghi hat heute ab 14:30 Uhr in seiner EZB-Pressekonferenz merkwürdige und auch interessante Dinge von sich gegeben zu den Themen „Alles super beim QE“, No „Bail In“ bei griechischen Banken und zu der Möglichkeit, dass man ALLE Maßnahmen ergreifen kann, die einem zur Verfügung stehen.

EZB Präsident Mario Draghi
EZB-Präsident Mario Draghi
Foto: World Economic Forum / Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Die Rettung griechischer Banken

Mario Draghi sagte die EZB habe darauf bestanden, dass für die Rettung der griechischen Banken KEIN sogenanntes „Bail In“ stattfindet wie auf Zypern. Dort wurden die Inhaber großer Bankguthaben für die Rettung der Banken herangezogen. Auf Griechenland wollte die EZB das also vermeiden. Mehr als interessant. Warum eigentlich? Waren vorher etwa schon alle Inhaber von Guthaben über 100.000 Euro nach Deutschalnd und in die Schweiz geflohen?

EZB-Anleihekaufprogramm

Laut Mario Draghi läuft das aktuelle QE (Anleihekaufprogramm über 60 Mrd Euro pro Monat) planmäßig und gut. Man habe sogar „Beweise“ dafür, dass es bereits funktioniere, daher wird es im Augenblick (!) keine QE-Ausweitung geben. Dazu meinen wir nur: Diese Beweise möchten wir sehen, denn die gestiegene Inflation oder die vielen neuen Jobs in der Eurozone können als Beweise leider nicht herhalten!

Man habe im EZB-Rat über keinerlei (!) Detailveränderungen am QE gesprochen. Und obwohl es angeblich alles so toll läuft, lockert die EZB seine eigenen Vorgaben für das QE. So erhöht man das „Issuer Share Limit“ von 25 auf 33%. Das bedeutet ab sofort kann die EZB von Anleihen, die für das QE angekauft werden sollen, statt 25 jetzt bis zu 33% des Anleihevolumens aufkaufen. Wird auf dem Anleihemarkt z.B. eine französische Staatsanleihe gehandelt, dessen Ausgabevolumen 10 Milliarden Euro betrug, kann die EZB davon statt bisher 2,5 jetzt 3,3 Milliarden aufkaufen. Der naheliegende Grund: Der Markt ist bereits nach einem halben Jahr QE stark ausgetrocknet. Die EZB muss sich umgucken, wo sie ihre 60 Milliarden Euro pro Monat noch unterbringen kann.

Und obwohl angeblich alles so super läuft mit dem aktuellen QE, betonte Mario Draghi wie seine Kollegen in den letzten Wochen heute erneut, das Programm, welches bis September 2016 läuft, könnte notfalls auch verlängert werden. Auch erwähnte er wie seine Kollegen letzte Woche die EZB stehe bereit alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die ihr zur Verfügung stehen, Zitat:

„Accordingly, the Governing Council will closely monitor all relevant incoming information. It emphasises its willingness and ability to act, if warranted, by using all the instruments available within its mandate and, in particular, recalls that the asset purchase programme provides sufficient flexibility in terms of adjusting the size, composition and duration of the programme.“

Inflationserwartungen gedrosselt

Was damit gemeint ist, „alle notwendigen Maßnahmen“? Das wird aus der von Mario Draghi heute verkündeten EZB-Inflationserwartung für die Eurozone deutlich. Ihm sollten alle Mittel recht sein (mtl. QE-Volumen erhöhen etc), um Deflationstendenzen oder auch nur ein Erlahmen der minimalen Preissteigerung zuzulassen. Denn die EZB erwartet für die Eurozone für 2015 ein Wirtschaftswachstum von 1,4 statt bisher 1,5%, und für 2016 1,7 statt bisher 1,9%. Die Inflation, die man gerne raufdrücken möchte auf die Zielmarke von maximal 2%, wird laut Draghi kurzfristig sehr niedrig bleiben. Für das Gesamtjahr 2015 soll sie statt bisher erwartet 0,3% jetzt bei 0,1% liegen, in 2016 bei 1,1 statt 1,5%, und in 2017 bei 1,7 statt 1,8%. Dass es Mario Draghi ernst ist mit dem Erreichen des Inflationsziels von 2%, sieht man an diesem Zitat:

„In the meantime, we will fully implement our monthly asset purchases of €60 billion. These purchases have a favourable impact on the cost and availability of credit for firms and households. They are intended to run until the end of September 2016, or beyond, if necessary, and, in any case, until we see a sustained adjustment in the path of inflation that is consistent with our aim of achieving inflation rates below, but close to, 2% over the medium term.“

Das Signal an „den Markt“

Die schwammigen Aussagen von „QE läuft super“ und gleichzeitig „wir können noch kräftig drauflegen falls notwendig“ befeuern die Aktienmärkte. Man kann sich also im Notfall auf Mario Draghi verlassen, wenn es kritisch wird – das ist die Kernaussage seiner heutigen PK. Wenn die Aktienmärkte abschmieren oder die Inflation wieder Richtung Nulllinie rutscht, wird Super-Mario den Geldhahn weiter aufdrehen und so lange alles fluten, bis der Markt wieder glücklich ist.



Hier die Presseerklärung der EZB.



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2 Kommentare

  1. Mir kommt dieser Goldman-Sachs-Gröfaz nicht nur wegen seines verbissenen Aussehens & seines Wortschatzes(dicke Bertha,Bazookas) sondern auch wegen seiner Handlungsweise geschichtsbekannt vor.Der andere Gröfaz schwärmte nicht von QE1,QE2;QE3 usw.,ihm wurde urologisch nass,wenn er über V1,V2,V3 schwadronierte.Wo ist der Stauffenberg der Jetztzeit?

  2. Nun, offenbar wird noch mal kurz gepuscht um höchstmögliche Gewinne doch noch mitzunehmen.
    Dann ist’s halt wieder mal um den kleinen geschehn! Arme Welt!

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