Die Konjunktur in der Eurozone rutscht aktuell noch weiter ab, wie die heutigen Einkaufsmanagerdaten zeigen. Dass die EZB die Zinsen weiterhin spürbar senken wird, ist damit ein noch wahrscheinlicheres Szenario geworden. Die Grafik zeigt die Entwicklung der EZB-Zinsen (Einlagensatz) seit dem Jahr 2017. Erst gab es ab 2022 die dramatisch schnelle Zinsanhebung von -0,5 % auf +4,0 %. Dann folgte seit Juni 2024 in drei Schritten die Absenkung um jeweils 0,25 Prozentpunkte bis auf 3,25 %. Jetzt deutet ein EZB-Direktor stärkere Zinssenkungen an.
EZB könnte laut Centeno größere Senkung der Zinsen diskutieren
Mario Centeno, Mitglied des EZB-Rates, sagt heute, dass über größere Zinssenkungen diskutiert werden kann, wenn einige der Gefahren für die Wirtschaft der Eurozone eintreten. Bloomberg berichtet dazu: Der portugiesische Notenbanker sagte heute, dass er es vorziehen würde, „schrittweise“ vorzugehen, was er als stetige und vorhersehbare Schritte definierte. Aber angesichts von Risiken wie den Handelszöllen der USA, die einen Schatten werfen, könnten aggressivere Maßnahmen als die bisher beobachteten Viertelpunkt-Schritte notwendig werden.
„Wenn die Daten bestätigen, dass die Risiken für das Wachstum nach unten eintreten und die Zahlen, die wir diesen Monat noch für die Inflation erwarten, in die gleiche Richtung gehen, können wir sicherlich über verschiedene Schritte diskutieren und dafür offen sein“, sagte er gegenüber Bloomberg Television.„Aber wichtiger ist es, die Botschaft zu senden, dass wir unsere Arbeit machen, dass wir die Zinsen in die richtige Richtung bewegen und dass wir dies auch weiterhin tun werden, solange die Daten dies erfordern“, sagte er.
Falken, Tauben und Löhne
Diese Äußerungen kommen weniger als drei Wochen vor der nächsten Sitzung der EZB, bei der die Zinsen festgelegt werden. Während die Inflation in diesem Monat wahrscheinlich gestiegen ist, wird nach den enttäuschenden Daten vom Freitag über die Geschäftstätigkeit des Privatsektors in der Eurozone auf eine Senkung der Zinsen um 50 Basispunkte gewettet.
Dovishe Notenbanker wie der Grieche Yannis Stournaras und der Italiener Fabio Panetta forderten bereits verstärkt eine weitere rasche Senkung der Zinsen auf ein neutrales oder sogar expansives Niveau, um das Wachstum zu stützen und zu verhindern, dass die Inflation unter das 2%-Ziel fällt.
Während die Falken auch weitere Zinssenkungen in Betracht ziehen, mahnen sie angesichts des immer noch hohen inländischen Preisdrucks, vor allem im Dienstleistungssektor, zur Vorsicht bei Tempo und Umfang. Das rekordhohe Lohnwachstum im dritten Quartal unterstrich die Bedenken.
Centeno sagte, die Verantwortlichen müssten sich darauf konzentrieren, zu verhindern, dass die Inflation das Ziel verfehlt, wie es in den Jahren vor der Pandemie der Fall war. Er schätzte das neutrale Zinsniveau, das die Wirtschaft weder stimuliert noch einschränkt, auf 2 % oder weniger. „Der Weg in die Zukunft wird darin bestehen, das Niveau der Zinsen zu senken“, sagte Centeno. Um zu verhindern, dass die Inflation unter 2 % rutscht, “brauchen wir eine stärkere Wirtschaft.“
FMW/Bloomberg
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große Notsenkungen werden wir schon Anfang nächsten Jahres sehen. hahahaha
Ja, sie merken, dass die Deflationswelle sich aufbaut.
Mal sehen ob sie mit einer Zinssenkung noch einzufangen ist, bevor es einige Prozent unter Null geht.
Es wird spannend.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut