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EZB startet neuen Referenz-Zinssatz mit -0,549%

Die EZB hat heute zum ersten Mal für ihren neuen Geldmarkt-Zinssatz namens „ESTR“ (Euro Short Term Rate) den konkreten Zins veröffentlicht. Er startet mit -0,549%. Dieser Zinssatz spiegelt die Aktivität am „unbesicherten“ Geldmarkt wieder, die am Vortag zwischen Banken stattfand. Herangezogen für diesen Zinssatz wurden für gestern 32 Banken mit 432 Transaktionen. Das Volumen betrug 35,99 Milliarden Euro. Die fünf größten Marktteilnehmer machten gestern laut EZB 54% des Handels aus. Die Banken werden aufgefordert diesen ESTR für alle Produkte zu ihrem Standardreferenzzinssatz zu machen. Zitat Bundesbank:

Berechnet wird die Euro Short-Term Rate auf Basis von dem Eurosystem bereits in der Geldmarktstatistik zur Verfügung stehenden Daten. Die Euro Short-Term Rate wird die bestehenden Referenzzinssätze des privaten Sektors ergänzen und zudem als Alternative für den EONIA empfohlen. Die Arbeitsgruppe zu risikofreien Euro-Zinssätzen (Working Group on euro risk-free rates) empfiehlt den Marktteilnehmern, den EONIA schrittweise für alle Produkte und Verträge durch die Euro Short-Term Rate zu ersetzen und diese zudem zu ihrem Standardreferenzzinssatz zu machen.

Wollen Sie sich tiefer in die Materie einlesen? Klicken Sie bitte hier für die Klärung der wichtigsten Fragen zur ESTR durch die Bundesbank.

Eine wichtige Frage mit dazu gehöriger Antwort möchten wir hier abdrucken. Zitat:

Warum basiert die Euro Short-Term Rate auf Transaktionen des unbesicherten Geldmarktes, obwohl der besicherte Geldmarkt womöglich eine breitere Basis geboten hätte?

Die EZB hat sich für die Entwicklung eines unbesicherten Zinssatzes anstelle eines besicherten Satzes entschieden, da es einige Faktoren gibt, die die Beurteilung der Geldaufnahmekonditionen auf dem besicherten Geldmarkt erschweren. Da am besicherten
Geldmarkt für die Geldaufnahme eine Sicherheit in Form von Wertpapieren hinterlegt wird, kann auf diesem Markt sowohl die Kreditaufnahme als auch die Wertpapieraufnahme im Fokus stehen. Folglich ist eine eindeutige Bestimmung der Absicht sehr schwierig. Eine Problematik, die sich hieraus ergibt, ist, dass besonders stark nachgefragt Wertpapiere i.d.R. einen nicht marktüblichen Zinssatz aufweisen. Diese Verzerrung wird primär durch die zugrundeliegende Sicherheit verursacht. Eine Rolle für den abweichenden Zinssatz spielen u. a. die Verfügbarkeit des Wertpapiers, Bonität des Emittenten oder Laufzeit des Wertpapiers, welche den Preis für ein Repo-Geschäft beeinflussen können und folglich nicht den Preis für die Geldaufnahme widerspiegeln. Ein weiterer Grund gegen einen besicherten Zinssatz ist, dass es bereits eine Reihe bestehender Repo-Benchmarks gibt, die seitens der EZB begrüßt werden. Zudem ermöglicht die Verfügbarkeit von mehreren Referenzzinssätzen den Nutzern, den geeignetsten für Ihre Bedürfnisse zu wählen.

EZB Tower in Frankfurt
Der EZB Tower in Frankfurt. Foto: pixabay / homer0922



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