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EZB und das Thema Inflation – bastel dir die Welt, wie sie dir gefällt

Und da es nur kurzfristige Schwankungen sind, und keine nachhaltigen Preisanstiege, braucht die EZB auch keine Zinsen zu erhöhen? So einfach kann man das Thema weg-argumentieren! Und immerhin, Isabel Schnabel sagt auch, dass die Inflation in Deutschland auf über drei Prozent steigen könnte. Dies sei mit der Strategie der EZB vereinbar, und eine Änderung der aktuell extrem lockeren Geldpolitik sei nicht notwendig. Man sehe, dass es aufgrund der Pandemie zu sehr ausgeprägten Schwankungen der Inflation gekommen sei. Und kurzfristige und außergewöhnliche Schwankungen bedeuten was? Die geldpolitische Strategie der EZB sei mittelfristig ausgerichtet – dies bedeute, dass man durch all diese kurzfristigen Schwankungen hindurchschaue, so Isabel Schnabel.

Ach so. Bisher dachte der naive und geneigte Beobachter: Die EZB hält den Zins jahrelang auf Null und pumpt Billionen von Euros, bis die Inflation 2 Prozent erreicht hat. Wenn es soweit ist, erhöht sie die Zinsen wieder auf Normalmaß und beendet das Gelddrucken. Aber ohhh Wunder, da hat man sich getäuscht. Mit dieser einfachen Argumentation der kurzfristigen und pandemiebedingten Sonder-Schwankungen bei den Preisen, kann man seine Geldpolitik fortsetzen. Nach dem Motto „die Preise steigen zwar, aber halt aus den falschen Gründen“. Ist es also offiziell gesehen kein echter, strukturell nachhaltiger Preisanstieg? So kann man natürlich sehr gut rechtfertigen, dass die EZB auch bei 2,5 Prozent oder 3 Prozent Inflationsrate weiterhin den Zins bei Null hält. Den Preis zahlen unter anderem die Sparer und zukünftigen Rentner durch die Entwertung ihrer Guthaben.

Natürlich sagt Isabel Schnabel auf die Frage nach möglicherweise „sehr schnell“ steigenden Preisen, dass die EZB dann aktiv werden würde. Dies zeichne sich „im Moment aber wirklich überhaupt nicht ab“. Das Kurz-Fazit zu diesem Thema: Die EZB schaut nur auf eine „mittelfristige“ Betrachtung der Inflation. Und da man den gestarteten Preisanstieg in der Eurozone als ein kurzfristiges und pandemiebedingtes Sonderereignis einstuft, kann man diese höheren Preis nicht ernst nehmen für seine Analysen zur Geldpolitik.



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