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EZB verkündet Schaffung neuer Referenz-Zinssätze

FMW-Redaktion

Die EZB hat heute in einer gemeinsamen Erklärung mit der EU-Kommission sowie den beiden EU-Behörden ESMA und FSMA beschlossen einen neuen Referenzzinsatz einzuführen. Es solle ein risikofreier Übernacht-Zinssatz (risk free overnight rate) geschaffen werden, der als Alternative dienen soll für aktuell benutzte Leitsätze, die als Basis für eine Vielzahl von Finanzinstrumenten fungieren.

Also ist es klar – es handelt sich dabei um die schon angedeutete Ablösung des LIBOR, der privat zwischen Banken ermittelt wird, und der in den vergangenen Jahren so viele Skandale hervorgebracht hatte (Manipulation der Zinssätze). Zitat EZB:

These tasks require the involvement of public authorities and a concerted effort by all market participants to facilitate a gradual reduction of the current reliance on the IBORs.

Man lege bei der Schaffung dieses neuen Konstrukts besonders Wert auf Transparenz. Die Arbeitsgruppe werde regelmäßig ihre Fortschritte veröffentlichen. In der gemeinsamen Erklärung schreibt man, dass dieser neue Zinssatz eine Ergänzung zu den bestehenden Zinssätzen sein soll. Aber wer zwischen den Zeilen dieser Veröffentlichung liest, der merkt genau: Die privat zwischen Banken betriebenen Preisfestsetzungen will man wohl kräftig bei Seite drängen, oder gleich ganz verdrängen.

Mehr staatliche Regulierung, und keine Skandale mehr. Nach dem Motto „wir lernen aus unseren Fehlern“ und „Eindämmung privater Kungeleien“ im Finanzsektor? Wie bei anderen News der letzten Tage ist auch hier auffällig, dass diese Verkündung so kurz vor der Bundestagswahl stattfindet. Gibt es dazu heute sicherlich einen großen Hinweis in der Tagesschau, dass die EU-Insitutionen „jetzt doch“ hart durchgreifen gegen das böse Finanzwesen?

Gleichzeitig hat die EZB heute in Eigenregie verkündet, dass man einen unbesicherten Übernachtzinssatz schaffen werde (unsecured overnight interest rate). Der neue Zinssatz solle voraussichtlich 2020 an den Start gehen, so die EZB. Details will man nächstes Jahr präsentieren, nachdem man auch die Meinung der Banken eingeholt habe. Damit erweitere man das Angebot von alternativen Zinssätzen in der Eurozone, und liege auf einer Linie mit den Empfehlungen der „Financial Stability Board Official Sector Steering Group“ (FSB OSSG).



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