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EZB verursacht Desaster – Christine Lagarde war zu ehrlich!

Die EZB beschloss gestern , die Zinssätze nicht zu senken – und hat damit zusätzlich zu den Aussagen von Christine Lagarde den Aktienmärkten sicher keinen Gefallen getan!

Wir hatten zuletzt häufiger darauf hingewiesen: Eine Senkung der Referenzzinssätze wäre wenig sinnvoll gewesen, und tatsächlich wurden sie nicht in den negativen Bereich gesenkt. Das ist in einem Bankensystem wie dem europäischen der richtige Weg, den Banken durch die Umsetzung neuer Refinanzierungsmaßnahmen (LTO) und einer neuen Runde der Liquiditätszuführung ab Juni 2020 zu praktisch negativen Sätzen  die Möglichkeit zu geben, Liquidität an kleine und mittlere Unternehmen weiter zu geben.

Darüber hat die EZB  neue Käufe von Anleihen angekündigt, die zu den bereits bestehenden hinzukommen, so dass sich der Betrag, der von jetzt an bis Dezember in das System eingespeist wird, auf 320 Milliarden beläuft – eine Maßnahme, die aber nicht ausgereicht hat um die Märkte zu beruhigen. Dazu hätte es wohl mindestens 20 bis 30 Milliarden mehr pro Monat erfordert.

Die EZB hat eine wirklich intelligente Maßnahme getroffen: In einem System, das völlig von der Nachfrage der Kreditinstitute abhängig ist – die jedoch Anreize erhalten werden, sich zu negativen realen Zinssätzen zu finanzieren – muß zunächst diese Liquidität an die Banken weiterleitet werden. Die Banken wiederum leiten diese Liquidität dann an Unternehmen und Familien mit Unternehmen weiter. Damit erhalten diejenigen, die durch das Coronavirus geschäftlich in Schwierigkeiten geraten, neue Liquidität. Dies sind lobenswerte Maßnahmen, die die EZB beschlossen hat.

Lagarde verschreckt die Märkte

Das Haupt-Problem lag unserer Meinung nach darin, dass Lagarde einen persönlichen Teil in den Bericht der EZB  eingefügt hat: Sie lehnte es ab, den Märkten das zu geben, was sie eigentlich gebraucht und erwartet hatten: eine Art Wiederholung von Draghis berühmtem Satz „whatever it takes“. Sie tat das entweder aus Imagegründen – oder weil sie vielleicht versteht, dass das ganze System nicht bestehen kann. Die notwendigen wirtschaftlichen Folgen des Euros führten zu einer Reduzierung der Gesamtnachfrage und gingen einher mit einer Verringerung des Einkommens vieler Menschen vor allem in Italien, aber auch anderen Teilen Europas.

Und wie werden die Menschen diesmal angesichts neuer Sparmaßnahmen reagieren? Darüber hinaus wurde uns einmal mehr bestätigt, dass eine Einheitswährung mit einem Einheitszinssatz für so heterogene Volkswirtschaften die schlechteste Architektur darstellt, die man sich vorstellen kann – und das schreiben wir seit 2004!

Lagarde sagte offen, dass etwa die Spreads italienischer Anleihen (Risikoprämie im Vergleich zu deutschen Anleihen, die als Benchmark für Europas Anleihemarkt gelten) kein Problem der EZB seien – daraufhin entstand Panik, explodierten die Riskoprämien für italienische Staatsanleihen.

Angesichst dieser Panik ist es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, der EZB eigene Lösungen vorzuschlagen – der einzig gangbare Weg aber scheinen uns Steuersenkungen zu sein.

Nur noch ein letzter Gedanke: Die US-Notenbank beschloss gestern zusätzlich zu den kürzlich erfolgten Zinssenkungen schon vor der offiziellen Sitzung am kommenden Mittwoch, 1,5 Billionen Dollar an Liquidität in das amerikanische System zu injizieren. Das veschafft auch der EZB etwas Zeit.

Die Reaktion der Märkte auf die EZB: tragisch

Der italienische Index beendete nach den Aussagen der EZB mit -17% seine schlechteste Sitzung aller Zeiten, der deutsche Dax folgte mit starken Verkäufen und dem Erreichen der Marke von 9.000 Punkten (zweitgrößter Fall seiner Geschichte). Es gab gestern so gut wie keinen sicheren Hafen, das war auch bei den Staatsanleihen zu spüren, deren Renditen deutlich stiegen. Das deutet darauf hin, dass der Druck in den Märkten wirklich hoch ist und diese Phase der Risikoaversion in den nächsten Tagen anhalten könnte.

Aber: die Kapitalströme zeigen, dass viele Anleger sich nun in eine Liquiditätssituation gebracht haben, in der sie wieder mit Aktienkäufen beginnen können. An der Währungsfront haben wir dagegen kaum interessante Reaktionen gesehen. Der Euro befindet sich aufgrund der Gewinnmitnahmen, die den US-Dollar etwas gestärkt haben, weiterhin in leichtem Abwärtsdruck. Wichtig hierbei ist ein Blick auf EUR/CHF, da er uns immer noch mögliche Kaufströme von Franken zum Schutz gegen mögliche Kursverluste der Aktienmärkte signalisiert.

Christine Lagarde und die EZB haben gestern die Aktienmärkte in den Keller geschickt
Christine Lagarde. Foto: Tomaz Silva/ABr – Agência Brasil CC BY 3.0 br



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1 Kommentar

  1. Da sieht man wieder wie Berater und Fachleute immer noch nicht begriffen haben, dass die Banken nun noch soviel Kreditressourcen haben können wie sie wollen und es nur bedingt wenn überhaupt etwas nützt. Wir haben eine Stagflation vor uns, d.h. welche Nachfrage soll bei Unternehmen ausgelöst werden die gar nicht produzieren können. Der Artikel ist wohl als Witz zu verstehen, nicht?

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