Dass die EZB im Juli die Zinsen senken wird, gilt als recht unwahrscheinlich. Aussagen aus der EZB zeigen, dass man sich nach der ersten Zinssenkung vom 6. Juni erstmal zurückhaltend zeigen wird, ob die Inflation weiter rückläufig ist. Wie sehen die Märkte die Aussicht für weiter sinkende Zinsen in diesem Jahr?
Die Bloomberg Journalistin Jana Randow, die schwerpunktmäßig über die EZB berichtet und schon Bücher über Mario Draghi schrieb, hat heute folgende Einschätzung veröffentlicht, mit der Headline „EZB weiß auch nicht mehr als der Markt“: Wertpapierhändler sagen gemeinhin “Der Markt hat immer Recht”. Wer in den letzten Tagen verfolgt hat, was die Notenbanker der Europäischen Zentralbank zu ihren Plänen gesagt haben, könnte geneigt sein, dem Spruch zu glauben.
Eine weitere Zinssenkung dieses Jahr ist im Markt fest eingepreist, bei einer zweiten stehen die Chancen quasi 50:50. Eine vernünftige Erwartung, so das Urteil von Gouverneuren wie Martins Kazaks oder Olli Rehn. Einen Schritt wird die EZB ganz sicher machen, sagen Gabriel Makhlouf und Pierre Wunsch. Für einen zweiten, so letzterer, müsste sich die Inflation noch deutlicher Richtung 2% bewegen. Im Juni fiel die Rate im Euroraum auf 2,5% — ein Niveau, um das sie sich auch in den kommenden Monaten bewegen sollte. Erst am Ende des nächsten Jahres rechnet die EZB damit, ihr Ziel zu erreichen.
Präsidentin Christine Lagarde stellte in ihrer Rede im portugiesischen Sintra die Ungewissheit, mit welcher dieser Ausblick behaftet ist, in den Vordergrund. Die Entwicklung von Gewinnen, Löhnen und Produktivität ließe sich — auch vor dem Hintergrund des Risikos neuer Schocks — nicht so genau voraussagen. “Es wird einige Zeit dauern, bis wir genügend Daten gesammelt haben, um sicher zu sein, dass die Risiken einer über dem Zielwert liegenden Inflation vorbei sind,” so die Französin. Damit ist eine Zinssenkung noch im Juli ganz offensichtlich vom Tisch. Der Markt erwartet zu diesem Zeitpunkt schon länger keine mehr.
FMW/Bloomberg
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