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EZB – werden Bankkunden Minuszinsen akzeptieren?

Welche Zins-Bazooka wird Mario Draghi bei der nächsten Sitzung der EZB auspacken - und wie reagieren Bank-Kunden auf Strafzinsen?

Am 12. September kommt von der EZB wahrscheinlich das nächste Zinssignal. In der vorletzten Sitzung für den scheidenden EZB-Chef Mario Draghi soll es allem Anschein nach noch einmal nach unten gehen mit den Zinsen und zwar mit einem kräftigen Signal – die Inflationsrate in Euroland wurde erst kürzlich weit vom Zielwert der EZB veröffentlicht. Banken und Sparkassen könnten weiter unter Druck geraten und versuchen Minuszinsen von ihren Kunden verlangen. Wie aber würden diese darauf reagieren? Eine kleine Umfrage gibt darauf etwas Rückschlüsse.

 

Ablehnung des Kunden, aber wohin mit dem Geld?

Bei einer kleinen Umfrage der Beratungsfirma Investors Marketing unter Verbrauchern kam zutage, dass 68 Prozent der Befragten so ganz und gar nicht mit einem negativen Zins bei ihren Bankeinlagen einverstanden wären, aber was noch wichtiger erscheint, sind die möglichen Reaktionen der Kunden auf einen solchen Schritt:

  • 52 Prozent der Befragten äußerten, dass sie wahrscheinlich das Institut wechseln würden, 27 Prozent waren hierzu ohne Meinung und der Rest würde als Kunde bleiben.
  • 36 Prozent hingegen würden mehr Bargeld halten, eine Reaktion, die selbst von vielen Banken und Versicherern ins Auge gefasst wird.
  • Ein Teil der Anleger würde auf andere Sachwerte wie Gold oder Wertpapiere ausweichen.

 

Die Politik der EZB und die Zwangslage der Bankinstitute

Der Abzug von Kundeneinlagen wäre wohl das Schlechteste, was den Instituten passieren könnte, sind sie doch durch den negativen Einlagezinssatz bei der EZB schon mit 2,3 Milliarden Euro jährlich belastet. Dabei ist es doch die eigentliche Intention der Notenbank, mittels Negativzins die Banken zu höherer Kreditvergabe zu animieren. Der Verbraucher will aber nicht recht – oder umgangssprachlich ausgedrückt: „Man kann die Pferde zwar zur Tränke führen, saufen müssen sie aber selbst!“

Interessant an der Umfrage ist auch die Tatsache, dass 30 Prozent der Befragten gar nicht bewusst ist, dass die Banken einen Strafzins bezahlen müssen. Weiteren 40 Prozent ist die Sachlage nicht klar, nicht einmal die laufende Diskussion, dass über ein gesetzliches Verbot von Strafzinsen diskutiert wird. Wieder ein sprechendes Beispiel für das Interesse der Deutschen an der Geldanlage!

Für Vermögen ab 100 000 Euro gibt es bereits bei manchen Instituten den Strafzins von minus 0,4 Prozent. Was aus der Umfrage aber auch hervorgeht – eine Strafzinsregelung beträfe nur einen Teil der Kunden deutlich:

34 Prozent der Befragten berichteten über einen Anlagebetrag von maximal 2 500 Euro, 36 Prozent von 2 500 bis höchstens 30 000 Euro, auf die Kategorie über 100 000 Euro entfallen circa acht Prozent.

 

Fazit

Es wird nicht nur spannend bei der nächsten EZB-Sitzung mit der Frage, welche Zins-Bazooka Mario Draghi auspacken wird. Dass etwas kommen wird ist relativ klar, unklar aber, ob die Institute sich in ihrer Not an die Strafzinsen heranwagen werden oder ob sie es bei Gebührenerhöhungen belassen. Bankwechsel von Kunden, Horten von Bargeld und jede Menge Rechtsprobleme wären die möglichen Folgen und jede Menge Arbeit, schließlich müssten zahllose Verträge mit Kunden neu abgeschlossen werden. Strafzinsen kamen in den Altverträgen nicht vor.



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