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Hohe Zinsen dürften Deutschlands Wirtschaft weiter belasten EZB will Zinsen weiter anheben – trotz Rezession in Deutschland

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Deutschland ist nun offziell in der Rezession, gleichzeitig aber bleibt die Inflation in der gessamten Eurozone hoch – weswegen die EZB die Zinsen weiter anheben wird. Das Resultat weiter steigender Zinsen aber könnte die Wirtschaft in Deutschland noch stärker unter Druck bringen. Vor allem für die deutsche Industrie weisen alle Indikatoren weiter nach unten. Damit fällt Deutschland absehbar als Wirtschaftsmotor in der Eurozone aus. Wenn die EZB, wie jüngste Aussagen der Frankfurter Notenbanker zeigen, weiter die Zinsen anhebt, dann tut sie das mitten in ein Rezession der wichtigsten europäischen Wirtschaft.

Die Nachricht von der ersten Rezession in Deutschland seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 wird in Frankfurt kaum wahrgenommen: Die EZB will unbeirrt die Zinsen weiter anheben, wie Bloomberg nun berichtet.

Rezession in Deutschland – EZB will dennoch Zinsen weiter anheben

Der unerwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschand – der zweite in Folge und damit offiziell eine Rezession – um 0,3% in den ersten drei Monaten des Jahres ist für die Währungshüter schon wieder Schnee von gestern und wird sie nicht von der Bekämpfung der Inflation als oberster Priorität abbringen.

Während sie sich bemüht, den Anstieg der Verbraucherpreise wieder unter Kontrolle zu bringen, hat die EZB bereits signalisiert, dass sie bereit ist, die Zinsen weiter zu erhöhen, selbst wenn die US-Notenbank eine Pause einlegen sollte.

Erste Äußerungen in den Stunden nach den revidierten deutschen Daten vom Donnerstag zeigten keine Anzeichen für ein Schwanken in dieser Mission – was darauf hindeutet, dass die Auswirkungen der Daten aus Deutschland vorerst auf den politischen Bereich beschränkt bleiben dürften.

“Um das Inflationsgespenst zu verscheuchen, haben wir im Eurosystem mit unserer Geldpolitik entschlossen gehandelt”, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel vor Unternehmensberatern im schweizerischen Obbürgen. “Und wir werden im EZB-Rat auf diesem geldpolitischen Straffungspfad weitergehen, um die hohe Inflation zu überwinden.”

Nagel gehört zu den Falken, die bis zu drei weitere Erhöhungen der Zinsen in Aussicht stellen und der Meinung sind, dass die Eindämmung des Preisanstiegs der Schlüssel ist, um die Wirtschaft in der Eurozone wieder in Schwung zu bringen. Auch die Geldmärkte zeigten sich unbeeindruckt und behielten weitere Zinsschritte eingepreist.

Rezession in Deutschland hat Analysten überrascht

“Die überraschende Rezession der Wirtschaft in Deutschland ist eine Erinnerung daran, dass das Wachstum anfällig ist, noch bevor die straffere Geldpolitik voll durchschlägt”, sagt Jamie Rush, Chefökonom für Europa bei Bloomberg Economics. “Für die EZB liegt der Schwerpunkt weiterhin auf der zugrunde liegenden Inflation. Unsere Prognosen zeigen, dass sich die Kerninflation bis in den Sommer hinein beschleunigen wird, so dass die EZB mindestens bis Juli ihre Geldpolitik beibehalten wird.”

Keiner der von Bloomberg befragten Analysten hatte einen so starken Rückgang des deutschen BIP vorhergesagt – der Höhepunkt einer Reihe von schlechten Wirtschaftsdaten.

Verbraucher halten sich bei ihren Ausgaben für Waren von Lebensmitteln bis Autos zurück. Die Lage im Verarbeitenden Gewerbe hat sich verschlechtert. Das Ifo-Institut meldete, dass sich die Geschäftsaussichten im Mai zum ersten Mal seit Oktober eingetrübt haben, während Einkaufsmanager einen deutlichen Rückgang der Produktion berichteten. Vor allem die deutsche Industrie scheint im Sinkflug zu sein.

Der DIHK erklärte auf Basis seiner eigenen Mitgliederbefragung am Montag, es gebe kaum Anzeichen für einen Aufschwung und blieb bei seiner Prognose einer Stagnation. Nur der robuste Dienstleistungssektor treibt noch das Wachstum in Deutschland an. Die Bundesbank erwartet, dass damit im laufenden Quartal wieder eine Expansion erreicht werden kann.

Freilich bleibt währenddessen die Inflation weiterhin unbesiegt.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sprach das vor dem Europäischen Parlament am Donnerstag an:

“Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Zinsen auf ein Niveau gebracht werden, das ausreichend restriktiv ist, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zu unserem mittelfristigen Ziel von 2% zu ermöglichen”, sagte er in Brüssel.

Sobald das Ziel erreicht ist, “werden sie so lange wie nötig auf diesem Niveau gehalten”, sagte er.

FMW/Bloomberg

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5 Kommentare

  1. Ist eine Zinsanhebung, wenn sie in der Vergangenheit gemachte Fehler „ausgügeln“ soll, überhaupt ohne Rezession, mehr Firmenpleiten und sinkenden Reallöhnen möglich?
    Ich denke nicht.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Burkhard Vollbrecht

    Zitat: „Rezession in Deutschland hat Analysten überrascht“

    Mich nicht. Mich hat überrascht, wie lange es gedauert hat, bis die Russland-Sanktionen und der damit verbundene Energiepreisschock, in Deutschland ihre Wirkung entfaltet haben. Aber ich bin ja auch kein Experte…

  3. Die EZB hat schon immer auf Deutschland geschissen. Besser heute raus aus der #FCKEU, als morgen.

  4. Meiner Meinung nach ist die Inflation nur eine zu späte Antwort auf das Wirtschaftswachstum, welches durch billige Kredite vorpreschen konnte. Dass es nicht ewig funktionieren kann, ist klar. Dass es jetzt so schnell ausgelöst wurde durch Corona (was nochmal massiv gepumpt hat) und den Krieg ist vielleicht die einzige Überraschung.
    Deutschland wird jetzt auch in der Wettbewerbsfähigkeit etwas zurückfallen, da durch die Energieinflation die Lohninflation gestattet wurde, welche nun 1-2 Jahre braucht, um ihre Wirkung zu entfalten. Dazu kommt noch die Zinsinflation mit steigenden Investitionskosten (falls überhaupt). Das werden sicher nicht alle Unternehmen packen und im internationalen Wettbewerb sind Preise auch nicht unwichtig. Wirtschaftliche Einschränkungen gegen China kommen sowieso noch dazu.
    Mich würde es ehrlich gesagt wundern, wenn die nächsten 2 Jahre das Wachstum wieder sichtbar positiv ist im Jahresvergleich. Es wird kein Crash, aber leicht gebremst. Übrigens auch wohltuend, da der Fachkräftemangel so auch wieder besser wird, der auch nochmal eine kleine Schraube für die Inflation darstellt.

  5. Wirtschaftsgenie

    Wer von Rezession überrascht wurde sollte seine Wirtschsftskenntnisse hinterfragen. Dr. Käser hat doch den grössten je sttatgefundenen Kaufkraftverlust erwähnt. Wenn die Wirtschaft 0,2 % besser läuft jubeln die Börsen, was sollten sie denn bei Kaufkraftverlusten von über 5% tun ?
    Hat es vielleicht bei gewissen Analysten doch etwas mit dem Wort Anal zu tun? Ich jedenfall scheisse auf diese Schönredner – Truppe.

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