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EZB: „wir müssen handeln“ – Otmar Issing: Inflation bedroht Glaubwürdigkeit

Auf Neudeutsch heißt das: Machen ist wie wollen, nur krasser..

EZB Inflation Otmar Issing

Der ehemalige Chefvolkswirt der EZB, Otmar Issing, bringt es auf den Punkt: die Inflation kratzt an der Glaubwürdigkeit der EZB!

Die aktuelle Dynamik der Inflation birgt die Gefahr, dass sich die Inflation in den Köpfen der Menschen festsetzt. Frei nach der Devise: Inflation ist, wenn alle über Inflation reden. Die Inflationserwartungen sind zwar nur Projektionen. Sie schaffen allerdings reale Fakten. Etwa in Gestalt von Lohnerhöhungen. Erst einmal in Gang gesetzt, gibt es aus der Lohn-Preis-Spirale kein Entrinnen. Es geht in dieser entscheidenden Frage um nichts weniger als um die Glaubwürdigkeit der EZB als Institution.

Otmar Issing: Inflation untergräbt die Glaubwürdigkeit der EZB

Otmar Issing riet bereits am 15. Dezember 2021 in einem Gastbeitrag für die WirtschaftsWoche, die EZB solle schnell der Inflation entgegenwirken, „will sie nicht ihre Glaubwürdigkeit verlieren“. Noch davor, Januar 2020, warnte Hans-Werner Sinn die EZB ebenfalls vor der Aushöhlung ihrer Glaubwürdigkeit: „Der doppelte Regelbruch, der nun vorbereitet wird – dass also die EU sich versteckt verschuldet und dass die Schuldkredite aus der Druckerpresse stammen – ist ein weiterer Schritt zur Aushöhlung der Glaubwürdigkeit und Aushöhlung einer Institution, auf deren Stabilität Europa in dieser immer wilder werdenden Welt angewiesen ist.“

EZB: Politisch mündige Bürger als Kinder oder Finanzuntertanen

Dass die Konsumentenpreisinflation aus dem Ruder läuft, bemerkte die EZB erst Ende 2021. In einer Stellungnahme vom 16. November 2021 fragte die EZB (der Artikel ist auf der Internetseite der EZB nachzulesen): „Warum ist die Inflation im Moment so hoch?“.

Der Beitrag ist aufschlussreich, denn er gewährt Einblick in die intellektuelle Ödnis der obersten Währungshüter. So heißt es dort etwa: „Sie haben vielleicht bemerkt, dass bestimmte Dinge in letzter Zeit teurer geworden sind. So sind beispielsweise die Preise für Benzin, Lebensmittel und den Besuch beim Friseur gestiegen. […] Das nennt man Inflation.“

Die EZB spricht zu ihren Finanzuntertanen wie zu Kindern. Als Deutschland noch ein Kaiserreich war, nannte man die einstimmige Melodie solcher Rede geringschätzig „paternalistisch“. Heute geht es als „einfache Sprache“ durch. Der in Rede stehende EZB-Beitrag schließt mit der optimistischen Prognose: „Wir rechnen mit einem Rückgang der Inflation im Laufe des Jahres 2022. […] Die Löhne behalten wir ebenfalls im Auge, denn Preise und Löhne beeinflussen sich gegenseitig“.

EZB: miserable Inflationsprognosen systemisch?

Das Problem ist dies: Erst liegt die EZB systemisch falsch in ihren Inflationsprognosen, weil sie an alten Modellen festhält. Dann erleidet sie den Kontrollverlust, weil sie die Inflation nicht in den Griff bekommt. Und schließlich verspielt sie den noch vorhandenen Rest an Glaubwürdigkeit, indem sie alle möglichen Akteure oder unvorhersehbare Ereignisse für ihr Versagen verantwortlich macht (Putin, Corona, China), anstatt sich kritisch mit sich selbst auseinander zu setzen. Irren ist menschlich, keine Frage. Aber systematisches Irren berührt tiefere Schichten. In diesem Fall bedroht es die Glaubwürdigkeit der EZB als Institution.

EZB-Direktorin Schnabel: „wir müssen handeln!“

Isabel Schnabel, Deutschlands Stimme im EZB-Direktorium, erklärte dieser Tage in einem Interview gegenüber dem Handelsblatt: „Es steht außer Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen werden, wenn die Inflation längere Zeit so hoch bleibt. Wir müssen verhindern, dass sich die hohe Inflation in den Erwartungen festsetzt. Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln .“ Als braver Bürger möchte man mit Goethe ausrufen: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!“

Machen ist wie wollen, nur krasser

Glaubwürdigkeit beinhaltet, jemanden für würdig zu erachten, dass man ihm glauben schenkt. „Wem zu glauben ist, redliche Freunde, das kann ich euch sagen: Glaubt dem Leben, es lehrt besser als Redner und Buch“, hat Friedrich Schiller in seinen TABULAE VOTIVAE gleichsam in Stein gemeißelt. An ihren Taten wird die EZB gemessen werden, nicht an ihren Worten.

Auf Neudeutsch heißt das: Machen ist wie wollen, nur krasser..



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2 Kommentare

  1. Nicht die Inflation raubt der EZB ihre Glaubwürdigkeit, sondern das hirnlose Gelaber der Verantwortlichen bei der EZB.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Gut das man bei der EZB wie ein Adler die Löhne im Auge behält.

    Den Verantwortlichen in der EZB ist doch schon bekannt, dass der Mindestlohn in Deutschland im Oktober angehoben wird und das es Helikoptergeld geben wird (Energiepreispauschale und weitere Entlastungen etc.). In weiteren europäischen Ländern gibt es sogar noch mehr.

    Naja. Vielleicht wirkt das ja Inflationsbremsend ;-)

    Lasst uns mal alle daran glauben, denn der Glaube hilft wohl mehr als die EZB, die Inflationserwartungen zu senken ;-)

    Ich freue mich schon auf die neue Währung ;-)

    Bye Bye Teuro.

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