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EZB: Wir sind besser als Blockchain – und ein Blick auf die (nicht existierende) Immobilienblase

EZB-Direktor Ives Mersch hat sich heute umfassend zum Thema Blockchain, Kryptowährungen und ICO´s geäußert. Dabei ist ihm offenbar wichtig zu betonen, dass das aktuelle Geldsystem so viel besser ist als die Kryptos. Auch ganz konkret meint er damit eines der aktuellen EZB-Projekte. Im November 2018 soll das...

FMW-Redaktion

EZB-Direktor Ives Mersch hat sich heute umfassend zum Thema Blockchain, Kryptowährungen und ICO´s geäußert. Dabei ist ihm offenbar wichtig zu betonen, dass das aktuelle Geldsystem so viel besser ist als die Kryptos. Auch ganz konkret meint er damit eines der aktuellen EZB-Projekte. Im November 2018 soll das „TIPS“-System der EZB an den Start gehen.

Jeder Bürger der Eurozone soll dann in wenigen Sekunden Geld von seinem Bankkonto auf irgendein anderes Bankkonto in Europa transferieren können. Sekunden später sieht der Empfänger das Geld auf seinem Konto. Das setzt aber voraus, dass beide Banken auch an „TIPS“ angeschlossen sind. Vermutlich kann das in der Tat eine Revolution im Zahlungsverkehr werden, und Wartezeiten von 2-3 Tagen beim Empfangen von Überweisungen sind Geschichte.

In diesem Zusammenhang sagt Mersch heute, dass das EZB-System besser sei als die Blockchain-Technologie. Eine Transaktion mit „TIPS“ dauere nur 10 Sekunden und koste 0,2 Euro-Cents. Blockchain-Transaktionen (DLT) würden im besten Fall 30 Euro kosten und mindestens eine Stunde dauern. Die EZB habe das Mandat um effiziente Zahlungssysteme umzusetzen. Und man strebe derzeit nach mehr Effizienz. Man orientiere sich nicht an bestimmten Technologien, sondern schaue auf Resultate. Bei Blockchain gebe es noch so viele ungeklärte Fragen und Probleme, so Mersch.

Bitcoin payments are also expensive. The recent cost of a Bitcoin transaction is €25, the same cost as carrying out 12,500 transactions on the incoming TARGET Instant Payment Settlement (TIPS). Bitcoin is heavily resource intensive, and certainly not a green technology. Bitcoin mining is estimated to currently consume energy at an annual rate of 46 TWh,[6] approximately 35 times the electricity consumption of all Tesla cars in the world.

In comparison, traditional payment services have made large strides in innovation. The instant payments scheme SCT-Inst was launched in November 2017 and the Eurosystem will implement the TIPS service in November 2018. A key characteristic of the instant payments scheme is that funds are made available to the beneficiary in, at most, 10 seconds for 0.2 euro cents. In TIPS, we aim to settle those transactions within a fraction of a second, in central bank money, with Europe-wide reach and interoperability. So it is with conventional technology, not with VCs, that genuine progress is being made in payment processing.

Die mysteriösen Kryptowährungen

Für Mersch und seine Kollegen scheinen Kryptowährungen grundlegend etwas Mystisches und Unseriöses zu sein. So sagte er heute im Zusammenhang mit den Kryptos, dass es die Aufgabe der Zentralbanken sei das grundlegende Vertrauen der Menschen in die gesetzlichen Zahlungsmittel zu schützen. Auch sagte er, dass die EZB-Banker die Meinung des Vorsitzenden der „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ teilen würden. Der hatte nämlich gerade erst übelst gegen Kryptos geschossen, und ihnen de facto den Krieg erklärt. Hier ein Auszugs aus der Mersch-Rede im Wortlaut:

The most recent beguiling wisps are named variously “cryptocurrencies” – to denote the use of cryptographic methods and technology – or “virtual currencies” (VCs) – to denote their lack of legal recognition. There are, at present, more than 1,500 VCs in circulation, with dozens of new schemes being launched monthly, including initial coin offerings (ICOs). Most have failed to attract users, in particular in the major currency areas. The total value outstanding has fluctuated sharply, largely from speculative activity.

The global value of all VCs is currently around a fifth of the value of all euro banknotes in circulation and around 3% of the narrow monetary aggregate M1. Of course, these figures are probably already out of date, such is the volatility of the market. Having a million dollars’ worth of Bitcoin today would have required the simple investment of three million dollars in mid-December. Because holders can hide their identity and location, it is impossible to accurately analyse VC circulation in the euro area. But euro-related activity on exchanges represents a small share of global activity, and is concentrated on a small number of users.

While VCs remained an esoteric interest, it seemed sufficient for authorities to mostly observe and issue warnings here and there. But it is the dose that makes the poison. Now that VCs may grow to be economically significant, we need to reduce the risk of negative impacts on the economy.

In my remarks today, I wish to explain what it takes for something to be considered “money” – and how VCs measure up. I will then set out what I believe are some of the key regulatory questions that need addressing, and actions that need to be taken to mitigate the potential blowback from VCs to the rest of the financial system.

Kryptowährungen seien kein Geld, und dies werden sie laut Mersch auch nicht in absehbarer Zeit sein. Ihr Marktanteil sei immer noch sehr gering, und ihre Verbindungen zur realen Wirtschaft seien sehr begrenzt. Aus dem ellenlangen Redetext von Mersch kann man auch herauslesen, dass dies wohl für ihn das Wichtigste ist. Solange es keine all zu großen realwirtschaftlichen Verflechtungen gibt, hat das Thema nicht die allerhöchste Priorität für die EZB. Dennoch stimmt man den BIS-Worten zu, dass man vorbereitet sein sollte die Kryptos zu bekämpfen.

Immobilenpreise in der Eurozone

Die EZB sagt ja immer wieder, dass es in Europa keine Immobilenblase gebe. Nun, dann schauen wir uns doch mal den heute von der EZB veröffentlichten Chart an zum Thema Immobilienpreise. Die Preise (gelb) notieren jetzt deutlich höher als kurz vor Ausbruch der Finanzkrise 2007. Die Wachstumsrate der Preise (blau) hat mit 4,4% allerdings noch Luft nach oben. Bis 2007 lag sie gut drei Jahre lang um die 7%. Das Niveau ist aber wie gesagt schon sehr hoch!


EZB-Direkter Yves Mersch. Foto: EZB



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1 Kommentar

  1. Aus dem Anstieg der Preise eine Blase abzuleiten, würde voraussetzen, dass der Geldwert stabil geblieben wäre. Da aber ein Euro heute ungefähr einer DM damals entspricht (einfach mal Brötchen kaufen) ist der Wert der Immobilien ziemlich unverändert, wenn der damalige Kaufpreis in DM dem heutigen Kaufpreis in Euro entspricht. Daher null Blase im Immobilienmarkt (allenfalls bei der Geldmengenentwicklung).

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