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EZB wird Banken unter die Arme greifen – komme was da wolle

Der EZB-Tower in Frankfurt

Die EZB wird alles und jeden retten. Darf man es so überspitzt und verallgemeinert ausdrücken? Was für Staatsanleihen gilt (jüngst wurden den 750 Milliarden noch mal 600 Milliarden Euro nachgeschoben), da sollen die Geschäftsbanken in der Eurozone nicht zu kurz kommen? Was passiert, wenn die Coronakrise in den nächsten Monaten erst so richtig ihre Auswirkungen zeigt? Durch vermehrte Pleiten bei Unternehmen und Verbrauchern werden Kreditforderungen der Banken endgültig wertlos. Zwar gibt es Vorgaben, dass gestundete Kredite derzeit nicht als Kreditausfälle in den Büchern der Banken deklariert werden müssen. Aber völlig wertlose Kreditforderungen kann man nicht auf ewig so in den Büchern stehen lassen als werthaltige normale Forderung. Irgendwann werden die Banken Abschreibungen vornehmen müssen, welche ihr Eigenkapital angreifen.

Für neu zu vergebende Kredite müssen Banken jeweils einen kleinen Teil an Eigenkapital hinterlegen. Eben genau für den Fall, dass Kredite ausfallen, muss halt ein wenig Eigenkapital als Risikopuffer für Kreditverluste vorhanden sein. Aber je weniger Eigenkapital vorhanden ist, desto weniger neue Kredite können die Banken vergeben. Dann wäre man bei dem klassischen Szenario a la Markus Krall angekommen. Eine Rezession, die ihren Ausgang darin nimmt, dass Banken weniger Kredite vergeben, wodurch die Unternehmen nicht mehr investieren können, und wodurch eh schon kaputte Unternehmen sich nicht mehr weiter in die Zukunft retten können. Sehen Sie hier das jüngste Video von Markus Krall zum in der Tat „legalen Bilanzbetrug“ bei den Banken.

„Whatever it takes“ für die Banken?

Die EZB macht aktuell klar, dass man letztlich alles tun wird um die Banken durch die Krise zu bringen. In einem aktuellen Interview mit einer italienischen Zeitung sagt EZB-Chefvolkswirt Philip Lane, dass man entschlossen sei dafür zu sorgen, dass diese Krise nicht durch eine vermeidbare Kreditklemme verschärft wird. Die Notenbank wird die Banken also mit derart viel billigem Geld überfluten, dass die Banken gar nicht mehr anders können als Kredite herauszureichen. Und dazu vielleicht noch Lockerungen bei Eigenkapitalvorschriften etc? Man sei darauf bedacht, dass sich die derzeitige Krise nicht durch Engpässe bei der Kreditvergabe verschärfe, so Philip Lane heute. Hier die entscheidenen Worte, auszugsweise ins Deutsche übersetzt aus dem Interview:

Wir haben viel aus früheren Krisen gelernt. Ein wichtiger Teil unserer Kreditvergabeprogramme besteht darin, den Banken Anreize zu geben, Kredite an Haushalte und Unternehmen zu vergeben. Dies ist besonders wichtig, wenn die Risiken steigen und die Einnahmen der Unternehmen betroffen sind. Wir haben auch unseren Sicherheitenrahmen überarbeitet: Wir haben die Palette der zulässigen Sicherheiten erweitert, gegen die Banken bei der EZB Kredite aufnehmen können. Dies ermöglicht es den Banken, mehr Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben. Als moderne Zentralbank erkennen wir an, wie wichtig es für Haushalte und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Europa ist, Kredite zu erhalten. Und in unseren Entscheidungen vom März und April haben wir dies berücksichtigt: Die äußerst attraktive Preisgestaltung von TLTRO III wird bis zum nächsten Jahr gelten. Wir sind entschlossen, dafür zu sorgen, dass diese Krise nicht durch eine vermeidbare Kreditklemme verschärft wird.

Also, neben dem alten Ausspruch „Whatever it takes“ von Mario Draghi für die Zinsen kann man wohl auch davon ausgehen, dass der Spruch für die Banken genau so gilt. Die Kreditpumpe darf nicht ausgehen. Wir vermuten: Wenn die Banken schrumpfendes Eigenkapital anzeigen würden, könnte die EZB Eigenkapitalvorgaben lockern, und noch mehr der TLTRO-Kredite ausreichen, zu noch massiveren Negativzinsen. Und wie gesagt, bislang hat man den Banken ja schon erlaubt faule Corona-Kredite nicht aus ausgefallen deklarieren zu müssen. In dieser lustigen Bastelkiste geht sicher noch so Einiges! Hauptsache die Banken bleiben im Game!

EZB mit Bad Bank?

Und, auch ja. Da wäre ja noch was. Derzeit kursieren zunehmend Gerüchte (siehe zum Beispiel hier), dass die EZB derzeit die Gründung einer Bad Bank vorbereitet. Falls im Zuge der Coronakrise doch viel zu viel Schrottkredite angehäuft werden sollten, die man in den Bilanzen der Banken nicht mehr verbergen könnte, so könnte die EZB dann einfach diese Kredite für „gutes Geld“ aufkaufen, und so die Bücher der Banken entlasten. Der Verlust würde dann bei der EZB, also den Steuerzahlern, landen.



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3 Kommentare

  1. Naive Frage: Kann man das ewig so weiterführen. 2 Naive Frage: Wieso hat man das nicht schon bei der Lehmannkise so gemacht? Anscheinend behüten die Massnahmen ja die Menschen vor viel Leid.

  2. @Klaus Melzer

    Warum ewig? Natürlich nicht, ist aber uninteressant. Sie leben ja auch nicht ewig.

  3. Ist ja schon krass, wenn Billionen nicht reichen umd dieses bankrotte System zu retten. Hoffe mal das in den nächsten 3-5 Jahren die Klappe fällt und das System zu Grabe getragen wird. Ist ja bald gar nicht mehr auszuhalten was hier abgeht :-)

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