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14:15 Entscheidung, 14:45 PK EZB wird heute Zinsen senken – die Vorschau

Heute wird die EZB die Zinsen senken dank voraussichtlicher Konjunkturschwäche durch den Handelskrieg. Hier dazu eine Vorschau.

Christine Lagarde
Christine Lagarde. Foto: Alex Kraus/Bloomberg

Der Handelskrieg lastet auf der Eurozonen-Konjunktur. Deswegen scheint die EZB genug Luft zu haben für weitere Zinssenkungen. Auch der derzeit fallende Ölpreis hilft demnächst weiter bei einer noch schwächeren Inflation? Heute um 14:15 Uhr wird die Zinsentscheidung der EZB verkündet, und ab 14:45 Uhr läuft die Pressekonferenz von Christine Lagarde mit der Fragerunde der Journalisten. Wir werden über beide Events umgehend berichten. Der Markt rechnet heute fest mit sinkenden Zinsen. Hier bieten wir dazu eine Vorschau.

EZB-Zinsen vor Absenkung

Laut einer fast einstimmigen Umfrage von Bloomberg unter Analysten werden die Zinsen heute gesenkt, der Einlagensatz soll von 2,5 % auf 2,25 % sinken. Nur einer der 62 Befragten rechnet mit einer Pause, während ein anderer von einer stärkeren Senkung ausgeht. Bloomberg berichtet: Die Ankündigung massiver US-Handelszölle hat Spekulationen zunichte gemacht, dass die EZB-Sitzung in dieser Woche eine Pause in der im Juni letzten Jahres begonnenen geldpolitischen Lockerung einläuten könnte. Es wird erwartet, dass die Maßnahmen eher das Wirtschaftswachstum bremsen als die Inflation anheizen werden, sodass die Märkte fast sicher davon ausgehen, dass die Zinsen erneut gesenkt werden.

Grafik zeigt Ausblick für sinkende Zinsen bei der EZB

Nach der heutigen Entscheidung rechnen Anleger mit mindestens zwei Mal weiter sinkenden Zinsen bis zum Jahresende, da ein stärkerer Euro den Preisdruck eindämmt und die Gefahr steigt, dass billige chinesische Waren nach Europa umgeleitet werden. Angesichts der noch immer ungewissen Handelsverhandlungen dürfte Präsidentin Christine Lagarde keine klaren Hinweise auf die weitere Zinsentwicklung geben. Ihre Pressekonferenz findet um 14:45 Uhr in Frankfurt statt – 30 Minuten nach Veröffentlichung der EZB-Entscheidung.

EZB-Zinsen

Nach der Zinssenkung im März hielten sich die Entscheidungsträger der EZB alle Optionen offen, da Pläne für höhere öffentliche Ausgaben in Deutschland und anderen Ländern zur Vorsicht mahnten. Aus einem Protokoll dieser Sitzung ging hervor, dass für diese Woche eine Senkung oder eine Pause in Erwägung gezogen wurde. Trumps „Befreiungstag“ hat die Aussichten jedoch auf den Kopf gestellt und zu einer stärkeren Unterstützung für eine weitere Lockerung geführt, unter anderem durch den Gouverneur der Bank von Frankreich, François Villeroy de Galhau, den finnischen Gouverneur Olli Rehn und den litauischen Gouverneur Gediminas Simkus.

Eine Minderheit mahnt jedoch zur Vorsicht. Der österreichische Gouverneur Robert Holzmann sieht keine Gründe für eine Senkung der Zinsen, räumt jedoch ein, dass er „immer offen für gute Argumente“ sei. Während 2 % weiterhin das wahrscheinlichste Niveau für den Einlagensatz sind, führt das volatile Umfeld zu unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema. Die jüngste Umfrage von Bloomberg ergibt eine Spanne von 1,25 % bis 2,25 %, wobei mehr als ein Fünftel der Ökonomen sogar eine erste Anhebung noch vor Ende 2026 prognostiziert.

Wirtschaftsaussichten

Die Euphorie, dass Hunderte Milliarden Euro für deutsche Infrastrukturausgaben sowie eine umfassende europäische Aufrüstungsinitiative die schwächelnde Wirtschaft des Kontinents wiederbeleben würden, wurde von der düsteren Aussicht überschattet, dass Zölle einen Großteil der Wachstumshoffnungen für dieses Jahr zunichte machen werden.

Bewegung von Euro und Aktien seit dem letzten EZB-Treffen

Der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot betonte die Komplexität der Situation und erklärte, dass die Auswirkungen im Laufe der Zeit unterschiedlich sein können und die EZB „sehr wachsam“ sein müsse. Bei den deutschen Finanzplänen ist eine zentrale Frage, wie schnell das Geld ausgegeben werden kann und wie sich dies auf die Inflation auswirken wird. Eine Gruppe führender deutscher Ökonomen hat gerade ihre Prognosen für dieses Jahr drastisch gesenkt und rechnet erst 2026 mit positiven Wachstumseffekten.

Was Bloomberg Economics dazu sagt: „Die EZB sieht sich mit einer Welt konfrontiert, die sich seit ihrer letzten Sitzung erheblich verändert hat, da die US-Zölle nun Realität sind und die Geldpolitik für den Euroraum angepasst werden muss. Wir gehen davon aus, dass der EZB-Rat am 17. April die Zinsen erneut um 25 Basispunkte senken wird, bevor im Laufe des Jahres weitere Lockerungsmaßnahmen folgen.“
—David Powell, Senior-Ökonom für den Euroraum.

Was die Zölle betrifft, deuten einige Entwicklungen seit Trumps Ankündigung auf größere Abwärtsrisiken für die Inflation hin. Der Euro hat gegenüber dem Dollar aufgewertet, und die Reaktion der Europäischen Kommission hat zu keinen Gegenzöllen geführt, die Importe verteuern würden.

„Restriktive“ Politik

Eine Frage, die die Verantwortlichen beschäftigt, ist, ob ihre Politik weiterhin die Konjunktur bremst. Im vergangenen Monat haben sie den Wortlaut ihrer Erklärung nach der Sitzung angepasst und erklärt, dass die Zinsen nun „deutlich weniger restriktiv“ seien. Damit ließen sie die Tür für weitere Lockerungsmaßnahmen offen, räumten jedoch ein, dass bereits viel erreicht worden sei.

Eine weitere Senkung der Zinsen würde die Kreditkosten noch deutlicher in einen Bereich bringen, der den Schätzungen für den sogenannten neutralen Zinssatz entspricht, der das Wachstum weder hemmt noch stimuliert. Eine weitere Änderung des Wortlauts oder die Streichung des Ausdrucks scheinen möglich. Aber die EZB möchte in einer Welt, die ständige Anpassungen erfordert, möglicherweise keine so eindeutigen Signale senden.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Und weil die Notenbänker sich absprechen, könnte es auch sein , dass die EZB wie die Amis nichts macht und das Pulver für die stärkere Rezession zurückhält. Zudem könnte der NARR- ZIST es als Währungsmanipulation kritisieren und hätte wieder Gründe auch die EU weiter zu strafen.
    Die EU muss auf Sicht fahren auch wenn sie blind ist.

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