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Weitere kräftige Zinsschritte? EZB-Zinsentscheid nächste Woche: Drei Experten mit Prognosen

Drei Investment-Experten präsentieren aktuell ihre Prognosen für die Zinsentscheidung der EZB nächste Woche Donnerstag.

Der EZB-Tower in Frankfurt

Nächste Woche Donnerstag verkündet die EZB ihre nächste Zinsentscheidung, danach steht die nächste Entscheidung am 16. März an (hier ein Überblick über die Termine). In den letzten Tagen haben viele EZB-Offizielle klar gemacht, dass man weiterhin sehr falkenhaft agieren will, also die Zinsen weiter kräftig anheben wird von derzeit 2,50 % Leitzins und 2,00 % beim Einlagensatz (hier eine Übersicht). Wie genau könnte die Entscheidung nächste Woche aussehen? Hier bieten wir dazu aktuelle Aussagen von drei Investmentexperten, im Wortlaut.

EZB verfolgt anderen Kurs als die FED: Zwei Zinserhöhungen im Februar und März

Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income, sagt aktuell: Auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass wir uns dem Höchststand der Leitzinsen nähern könnten – insbesondere in den USA – verfolgt die EZB weiterhin einen anderen Kurs. Nach der Dezembersitzung und den kürzlichen Mitteilungen der EZB-Ratsmitglieder scheint die EZB entschlossen zu sein, die Zinssätze im ersten Quartal dieses Jahres um 100 Basispunkte anzuheben, mit zwei aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte im Februar und März. Der Markt rechnet erst später mit einer Verlangsamung der Zinserhöhungen, so dass der Zinssatz für Einlagen bis Ende des Jahres auf über 3 % steigen könnte.

Diese Einschätzung zeigt, dass die EZB bei der Zinserhöhung im vergangenen Jahr von allen Zentralbanken weltweit am langsamsten voran kam. Die unerwartet gute Wirtschaftsdynamik im Euroraum in diesem Winter rechtfertigt zusätzlich diese Einschätzung. Wenngleich die Gesamtinflation im Euroraum in den letzten Monaten gesunken ist, entwickelt sich die Kerninflation weiterhin entgegen diesem Trend.

Zwei Hauptrisiken könnten aus den sich verschärfenden finanziellen Rahmenbedingungen ergeben: Erstens waren die aktuellen Daten zwar besser als erwartet, doch sind die Fundamentaldaten im Zusammenhang mit der knappen globalen Energieversorgung und einer Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts noch nicht ausgestanden. Eine Fortsetzung der restriktiven Geldpolitik könnte die Wirtschaft in eine Rezession stürzen und möglicherweise Risiken für die Finanzstabilität in hoch verschuldeten Volkswirtschaften des Euroraums auslösen. Zweitens: Sollte sich die Dynamik im Euroraum tatsächlich weiterhin zum Positiven entwickeln, müssten die Zinsen möglicherweise deutlich stärker steigen, als es der Markt derzeit vorsieht.

Änderung der Geldpolitik erst nach stärkerem Inflationsrückgang

Florian Ielpo, Head of Macro und Multi-Asset bei Lombard Odier Investment Managers, sagt aktuell: Am 2. Februar wird die EZB wahrscheinlich die am wenigsten überraschende ihrer geldpolitischen Sitzungen seit sechs Monaten abhalten. Auf dieser Sitzung dürfte die EZB die Zinsen genau im Einklang mit den Erwartungen anheben, da der Rat sein makroökonomisches Hauptszenario unverändert lassen dürfte. Die Kommunikationslinie der EZB dürfte eine starke Übereinstimmung mit der Dezember-Sitzung aufweisen: Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei, und die EZB wird in ihrem Kampf gegen die Inflation Entschlossenheit zeigen. Unsere Nowcasting-Indikatoren zeigen deutlich, dass die Inflation in der Eurozone begonnen hat, sich zurückzuziehen – das ist erst der Anfang, und die EZB möchte mehr davon sehen, bevor sie ihre Politik ändert.

Tempo der Zinserhöhungen könnte hoch bleiben

Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions EMEA & Latam bei T. Rowe Price, sagt aktuell: Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, wies Marktspekulationen zurück, wonach ein Rückgang der Energiepreise es den Entscheidungsträgern ermöglichen würde, das Tempo der geldpolitischen Straffung zu verlangsamen. In einer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, Schweiz, sagte sie: „Ich würde (die Finanzmärkte) auffordern, ihre Position zu revidieren; sie wären gut beraten, dies zu tun.“ Sie erklärte: „Die Inflation ist, wie auch immer man sie betrachtet, viel zu hoch. Wir bei der EZB sind entschlossen, die Inflationsrate zeitnah auf 2 % zu senken, und wir ergreifen alle Maßnahmen, die wir dazu ergreifen müssen“, erklärte sie. Das Protokoll der EZB-Sitzung vom Dezember, auf der der EZB-Rat die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt anhob, deutet ebenfalls darauf hin, dass die nächsten Zinserhöhungen höher ausfallen könnten. Aus dem Protokoll geht hervor, dass eine „große Zahl“ von Mitgliedern die Leitzinsen um 75 Basispunkte (BP) anheben wollte. Diese Entscheidungsträger stimmten der geringeren Anhebung erst zu, als sich die übrigen Zentralbankchefs darauf einigten, eine restriktive Haltung beizubehalten.



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1 Kommentar

  1. Es gibt keine Zeichen für die Geldknappcheit. Die Geldsäcke sind prall gefüllt und die Börsen haben jeden Halt verloren. Leider befindet sich zu viel Geld in falschen Händen und Branchen. Statt an der Inflation der kleinen Menschen verdienen, sollte der Staat das Steuersystem umkrempeln, und für das Gleichgewicht sorgen. Die, aus allen Gleisen ausgefallene Finanzbranche, soll man ordentlich besteuern.
    Genauso sollte der Staat mehr Einfluß auf die existenten „Säulen“ der Gesellschaft bekommen. Das betrifft Gesundheitswesen, Verkehr, Bildung, Energie, Verteidigung.
    Ausserdem brauchen wir endlich weniger Beamte, weniger Bürokratie, weniger Politiker und Ideologen, dadafür aber mehr Fachläute. Damit meine ich nich die importierten „Fachkräfte“, die uns auf der Tasche liegen.

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