Am 12. Dezember entscheidet die EZB wieder über die Höhe der Zinsen. Bisher ist der Einlagensatz seit Juni drei Mal um je 25 Basispunkte gesenkt worden, von 4,0 % auf 3,25 %. In Euroland läuft die Konjunktur mau. Und jetzt stehen die massiven US-Importzölle an, die Donald Trump wohl ab Ende Januar zügig einführen wird. Das dürfte die Konjunktur in Europa noch weiter schwächen. Ist es daher eine interessante Idee anzunehmen, dass die EZB ihre Zinsen kräftiger senken wird als bisher angedacht? Denn eine weitere Senkung um 25 Basispunkte ist bisher am Markt eingepreist. Nun prescht ein Händler mit einer heftigen Wette voran.
Händler wettet auf massiv sinkende EZB-Zinsen
Ein Händler setzt darauf, dass die EZB am 12. Dezember eine massive Zinssenkung vornehmen wird – ein Szenario, das immer plausibler wird, nachdem Donald Trumps Partei die Kontrolle über beide Kammern des US-Kongresses gewonnen hat. Die Wette, bei der Optionen auf Zinsfutures eingesetzt werden, wird laut Bloomberg 6,25 Millionen Euro auszahlen – das Zehnfache des ursprünglichen Einsatzes – wenn die EZB ihre Zinsen (Einlagensatz) um kräftige 75 Basispunkte oder um einen halben Prozentpunkt senkt, mit einer Tendenz zu einer weiteren Senkung im Januar. So sagen es aktuell Händler, die mit der Transaktion vertraut sind.
Märkte erwarten bislang 25 Basispunkte Zinssenkung
Die Geldmärkte haben bereits eine Senkung um einen Viertelpunkt für den nächsten Monat eingepreist und seit der US-Wahl in der vergangenen Woche die Chancen auf eine größere Senkung der Zinsen um einen halben Prozentpunkt auf 25 % erhöht. Dies ist auf die Möglichkeit zurückzuführen, dass Donald Trump Zölle auf europäische Exporte einführen könnte, ein Schritt, der nach Ansicht des Bundesbank-Chefs Joachim Nagel die deutsche Wirtschaft aus der Bahn werfen könnte.
Schwache Konjunktur in der Eurozone
Der Trend zu Wetten auf schnellere und tiefere Zinssenkungen in Europa hatte sich bereits vor Trumps Sieg abgezeichnet, angeheizt durch die stagnierende Aktivität des Privatsektors im Oktober. Deutschland, die größte Volkswirtschaft in der Eurozone, hat ebenfalls mit einem schwindenden Anlegervertrauen und dem Zusammenbruch seiner Regierung zu kämpfen.
Ein weiterer Handlungsdruck könnte von der Bilanzkürzung der EZB ausgehen, die laut einem Blogbeitrag der Zentralbank die Kreditkosten in die Höhe treibt. Dies könnte denjenigen Entscheidungsträgern Argumente liefern, die darauf bestehen, dass weitere Reduzierungen der Anleihebestände einen Kompromiss in Form von noch mehr sinkenden Zinsen erforderlich machen könnten.
FMW/Bloomberg
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Sinkende EZB-Zinsen heißt nicht das auch die Kapitalmarktzinsen sinken werden. In der USA passiert genau das Gegenteil. Dort sollen sinkende FED-Zinsen dazu führen, dass der Staat sich weiter verschulden kann, was die Inflation weiter anheizt -> steigende Zinsen.
Ich denke in der EU dürften sich positive und negative Effekte ausgleichen. In Deutschland dürfte es davon abhängen ob Union und SPD die Schuldenbremse einhalten oder umgehen werden. Ich selber rechne damit, dass Merz die Schuldenbremse umgehen wird, denn sonst hat er kein Geld für irgend etwas. Mit der SPD werden die Sozialausgaben sicher nicht gekürzt werden. Merz könnte sich natürlich auch zum Ziel setzen die Bürokratie zu verkleinern – da gäbe es viel zu tun – aber welcher Politiker würde sich darauf konzentrieren wollen? Politiker haben schließlich Visionen!