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EZB-Zinsen sinken – Entscheider machen zunehmend Druck

In wenigen Tagen melden sich jetzt mehrere EZB-Funktionäre zu Wort, was den Druck erhöht, die Zinsen weiter abzusenken.

EZB Chefökonom Philip Lane
EZB Chefökonom Philip Lane. Foto: Kent Nishimura/Bloomberg

Die Konjunktur in der Eurozone steht immer schwächer da, und Trumps Zollpläne verheißen für 2025 weitere Schwäche. Das übt offenkundig zunehmend Druck auf die EZB aus, die Zinsen weiter zu senken, um der Wirtschaft mit günstigeren Kreditkosten auf die Beine zu helfen. Bislang sank der Einlagensatz der EZB seit Juni von 4,0 % auf 3,25 %. Im Dezember steht die nächste Zinssenkung an. Und derzeit hagelt es vermehrt relativ klare Aussagen aus Kreisen der EZB.

EZB-Aussagen über sinkende Zinsen

Nachdem Mario Centeno, Mitglied des EZB-Rates, bereits letzte Woche über Zinssenkungen sprach, geht es heute mit weiteren Namen aus dem Kreis der EZB weiter: Die EZB sollte laut Chefökonom Philip Lane in der Lage sein, die Zinsen bis 2025 auf ein Niveau zu senken, das die Wirtschaft nicht mehr hemmt. “Wir legen uns nicht im Voraus auf ein genaues Senkungstempo fest, aber wir werden unsere Zinssätze schrittweise senken müssen”, sagte er laut Bloomberg in einem Interview mit Les Echos. “Die Geldpolitik sollte nicht zu lange restriktiv bleiben. Andernfalls wird die Wirtschaft nicht ausreichend wachsen und die Inflation wird meiner Meinung nach unter das Ziel fallen.”

Lane wies darauf hin, dass “ein Großteil der letzten Etappe, um die Inflation nachhaltig wieder auf das Ziel von 2% zu bringen, im nächsten Jahr erreicht werden wird.” Es wird allgemein erwartet, dass die EZB die Zinsen bei ihrer nächsten Sitzung im Dezember erneut senkt. Die am Freitag veröffentlichten schwachen Einkaufsmanagerzahlen haben die Märkte dazu veranlasst, auf eine Senkung der Zinsen um einen halben Prozentpunkt zu setzen. Und das, obwohl die Inflationsdaten für November, die im Laufe dieser Woche veröffentlicht werden, wahrscheinlich einen Anstieg über das Preisziel der EZB hinaus zeigen werden.

“Im Moment liegt die Inflation nahe an diesem Ziel, aber das spiegelt hauptsächlich eine Kombination aus niedrigeren Energiepreisen und einer immer noch erhöhten Dienstleistungsinflation wider“, sagte Lane. “Es ist noch ein weiter Weg, bis die Inflation auf nachhaltigere Weise wieder auf das gewünschte Niveau zurückkehrt.“

Grafik zeigt gesunkene Inflation, die der EZB mehr Spielraum bietet für die Absenkung der Zinsen

EZB muss laut Kazaks Zinsen senken

Die Europäische Zentralbank sollte laut dem Mitglied des EZB-Rates Martins Kazaks im nächsten Monat die Zinsen senken. „Natürlich wird es eine Diskussion geben, aber meiner Überzeugung nach muss angesichts der aktuellen Lage der europäischen Wirtschaft bereits im Dezember eine weitere Zinssenkung folgen“, sagte er heute laut Bloomberg in einem Fernsehinterview dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Lettlands.

Die EZB hat die Zinsen bereits dreimal gesenkt und wird dies voraussichtlich im nächsten Monat erneut tun. Die Märkte gehen davon aus, dass es sich bei diesem Schritt um eine größere Senkung um einen halben Prozentpunkt handeln könnte, nachdem schlechte PMI-Daten am Freitag eine unerwartete Kontraktion der Privatwirtschaft im Euroraum zeigten. Dennoch wird erwartet, dass die Daten im Laufe dieser Woche einen Anstieg der Inflation über das 2-%-Ziel der EZB im November hinaus zeigen werden.

Kommentar

FMW: Der heute schwächer gemeldete ifo-Index für die deutsche Konjunktur gibt erneut ein Argument an die Hand, um die Zinsen für die Eurozone weiter zu senken. Die Zinssenkung im Dezember dürfte wohl ausgemachte Sache sein, so eindeutig wie sich nun zahlreiche Funktionäre der EZB klar dazu geäußert haben. Aber werden es 25 oder doch sogar 50 Basispunkte? Im nächsten Jahr dürfte die Tendenz weiter abwärts gerichtet sein.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Die Diskussion hat bereits den Euro massiv abwerten lassen. Das dürfte wiederum die Inflation anheizen, die genau genommen nicht weg ist. Profiteure sind die Staaten, die sich kurzfristig billiger verschulden können und einige Staaten haben das sehr nötig. Oder besser gesagt deren Spitzenpolitiker, weil denen sonst das Dach wegfliegt. Scholz ist da ganz typisch, indem er allen mehr Geld verspricht. Nicht das das mehr Wähler überzeugt, aber es werden zumindest nicht noch weniger. Macron ist auch so eine leeren Flasche, die eigentlich keiner mehr in der Regierung sehen will.

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