Allgemein

Kerninflation bleibt hartnäckig EZB: Zinssätze bleiben länger hoch als bisher angenommen

EZB: Zinssätze bleiben länger hoch als bisher angenommen

Die Inflation in der Eurozone ist in den vergangenen Monaten von ihrem Höchststand im Oktober 2022 bei 10,6 % deutlich zurückgekommen. Die Teuerungsrate erreichte im März ein Tief bei 6,9 %, stieg im April jedoch wieder auf 7,0 % an. Im Gegensatz zur Gesamtinflation ist die Kerninflation, ohne Energie und Nahrung, in dem gleichen Zeitraum weiter gestiegen und erreichte im März ein Rekordhoch von 5,7 %. Angesichts der hartnäckigen Kernrate wird die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinssätze länger als bisher angenommen auf ihrem Höchststand halten, so die von Bloomberg befragten Wirtschaftsexperten.

Analysten erwarten, dass die erste Senkung des Einlagensatzes, der im Sommer zunächst noch einen Höchststand von 3,75 % erreichen dürfte, frühstens im zweiten Quartal 2024 erfolgt, wie die vom 5. bis 11. Mai durchgeführte Umfrage ergab. Zuvor war man davon ausgegangen, dass die EZB schon früher eine erste Zinssenkung in Erwägung ziehen könnte.

Kerninflation: Einlagenzins steigt auf 3,75 % und verbleibt dort für neun Monate
Einlagenzins steigt auf 3,75 % und verbleibt dort für neun Monate

Kerninflation länger hartnäckig

Parallel zu diesem Szenario wird erwartet, dass die Kerninflation, bei der die volatilen Posten herausgerechnet werden und die derzeit der bevorzugte Preisindikator der Zentralbänker ist, länger braucht, um sich abzuschwächen. Die Experten gehen davon aus, dass die Kerninflation im vierten Quartal des nächsten Jahres bei 2,4 % liegen wird, was immer noch deutlich über dem offiziellen Ziel von 2 % liegt.

Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen die Besorgnis vieler Währungshüter über die Dauerhaftigkeit der zugrunde liegenden Inflation. Die EZB hat ihren Einlagensatz in diesem Monat um 25 Basispunkte auf 3,25 % angehoben und zugesagt, die Kreditkosten auf ein „ausreichend restriktives Niveau“ anzuheben. Dort sollen sie dann „so lange wie nötig“ verbleiben, um die Preise unter Kontrolle zu bringen.

Märkte versus EZB

Einige EZB-Mitglieder stellen sich indessen gegen die Wetten der Märkte, dass die Zinssätze bereits im nächsten Frühjahr gesenkt werden könnten. Der lettische Zentralbankchef Martins Kazaks sagte letzte Woche in einem Interview, solche Wetten seien „deutlich verfrüht“.

EZB: Kerninflation bleibt länger hoch als erwartet
Kerninflation bleibt länger hoch als angenommen

Er und andere Zentralbänker sind der Ansicht, dass die von den meisten Analysten prognostizierten Zinserhöhungen um einen Viertelpunkt im Juni und Juli nicht ausreichen könnten, um die Inflation endgültig zu besiegen. Bundesbankpräsident Joachim Nagel sagte am Freitag, dass die EZB die Geldpolitik möglicherweise „über die Sommerpause hinaus“ weiter straffen müsse.

Der hartnäckige Preisdruck könnte andere in diese Richtung drängen. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte, die Zinsen sollten weiter steigen, „bis es Anzeichen dafür gibt, dass auch die Kerninflation nachhaltig sinkt.“

Ökonomen erwarten weiterhin eine langsame Wirtschaftserholung im Euroraum, wobei sich das Wachstumstempo allmählich auf 0,4 % in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres erhöhen soll.

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Gut möglich das der DAX die 16 000 in Kürze knackt. Grund: Die deutsche Umlaufrendite geht schon wieder zurück.
    Damit bleibt die Realverzinsung weiter negativ, der wichtigste Treiber für die Märkte.

    Im Augenblick beträgt die Realverzinsung fast minus 5 Prozent, ein All Zeit Hoch. Zum Vergleich im Jahre 2000 lag noch der genau umgedrehte Fall vor.

  2. Gottseidank, der tägliche Hinweis auf die Realverzinsung ist wieder da. Wenn das ein Doktor sein soll? Zweifel über Zweifel!

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage