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EZB entfacht neue Party – der Steuerzahler zahlt für Schulden und die Zwischenhändler

Von Markus Fugmann

Die EZB hat bei ihrer letzten Sitzung alle Erwartungen übertroffen – und dennoch sind die Aktienmärkte in Europa nicht nachhaltig gestiegen. Die Party aber findet nicht mehr am Aktienmarkt statt, sondern bei Unternehmensanleihen.

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Die EZB: dein Freund und Helfer für den mühelosen Profit
Foto: EZB

Dabei war der Markt für Unternehmensanleihen in der Eurozone zuvor ziemlich tot: der Start in das Jahr 2016 verlief so schwach wie seit 2011 nicht mehr, vor allem die niedrigen Rohstoffpreise und der Abverkauf an den Aktienmärkten im Januar drückte auf die Stimmung. Aber dann kam die überraschende Ankündigung der EZB am 10.März, dass die Notenbank im Rahmen ihres QE auch Unternehmensanleihen kaufen werde, die mit einem investment grade versehen sind – und schwups begann der Boom. So haben europäische Unternehmen im März Anleihen im Volumen von 49,4 Milliarden Euro platziert – im Januar und Februar waren es jeweils nur 34 Milliarden. Da die Ankündigung der EZB erst am 10.März kam und damit ein Drittel des März schon gelaufen war, dürfte der April noch stärker werden – und damit den bisherigen Allzeitrekord knacken. Schon der März lag nur 400 Millionen Euro unter dem Rekordwert, der im März des Vorjahres 2015 erreicht worden war.

Die Unternehmen nutzen die Gunst der Stunde: wenn klar ist, dass ein gigantisch großer Player als Nachfrager auftreten wird, werden sich Investoren um die Anleihen reißen, dementsprechend niedrig dürften die Renditen, sprich die Risikaufschläge sein. Wer etwa die Anleihe einer Telekom zeitnah kauft als Investor, wittert das große Geschäft, wenn er eben diese Anleihe zu besseren Preisen an die EZB weiter verkaufen kann. Die Notenbank – dein Freund und Helfer für den großen Profit ohne Eigenleistung!

Viele der ausgegebenen Unternehmensanleihen haben bereits eine Negativrendite – ein eigentlich absurdes Szenario, weil das Risiko bei Unternehmen normalerweise nicht unter Null gehen kann. Druchschnittlich sanken die Renditen zwischen dem 10.März und Ende März von 1,3% auf 1,09%, Tendenz weiter abwärts. Die größten Profiteure sind Unternehmen der Euro-Peripherie, bei deren Anleihen die Durchschnittsrendite von 1,13% auf nun 0,76% sank.

Faktisch bedeutet das: die EZB subventioniert die Schuldenaufnahme von Unternehmen mit ordentlicher Bonität, wobei sich Zwischenhändler bereichern, indem sie die Anleihen kaufen und dann an die EZB weiterverkaufen. So finanziert der Steuerzahler im Endeffekt eine Schulden-Party der Unternehmen und zahlt die Gewinne der Zwischenhändler. Im April wird sich das alles noch deutlich intensivieren, bevor dann eine Pause eintreten wird, kurz bevor die EZB in den Markt kommen wird: die Untrnehmen wollen so noch bessere Konditionen erreichen, weil sie wissen, dass die Notenbank nun aktiv werden muß.

Im Grunde ist das alles Wahnsinn – dass damit die Konjunktur belebt wird, ist eher unwahrscheinlich. Aber wie wir von den EZB-Bankern immer wieder hören: die Politik der EZB ist erfolgreich. Für einige erfolgreicher als für andere, sollte man da jedoch ergänzen..



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3 Kommentare

  1. Und wenn es überhaupt nicht um Konjunkturbelebung geht?

  2. Kleines Gedankenspiel:
    Durch den Kauf von Unternehmensanleihen werden die Kapitalkosten für große Unternehmen, wie im Artikel beschrieben, gesenkt. Nun könnte ein Unternehmen, das im Wettbewerb steht, diese Kostenersparnis auch weitergeben und durch Preissenkungen Marktanteile zu erobern versuchen. Die Konkurrenten ziehen dann ggf. nach und tada!!! -> Deflation :) oh my god!!!
    Dann eben noch mehr QE…funktioniert ja so gut um Inflation zu erzeugen ;)

  3. Helmut Josef Weber

    Ja- ich habe *noch* Vertrauen in den Euro und in die EZB.
    Ich bin mir ganz sicher, dass der Euro auch noch weiter gestützt wird und seien die Maßnahmen auch noch so kriminell und zerstörerisch für die Währung Euro.
    Bis jetzt haben die Eliten der Welt Europa noch nicht gänzlich ausgeplündert; da sind noch die Häuschen der Menschen, Betriebsrenten, Lebensversicherungen, Riester und Co. usw.
    Und wenn das alles weg ist, weil die Menschen doch ihre Unzen verkauft haben/mussten, um ihr Häuschen zu halten, bzw. es zu versuchen, dann wird der Goldpreis kurzfristig noch einmal fallen und dann decken sich die Eliten ein.
    Da ich aber als Börsenunkundiger noch nicht einmal erahnen kann, wann die Reißleine gezogen wird, weil die Eliten sich gänzlich vollgesogen haben, habe ich schon 2009 meine gesamte private Altersversorgung in Unzen umgetauscht.
    Mir über 60% Kurssteigrung in diesen Jahren, kann ich auch gut leben; und vor allen Dingen ruhig schlafen. Ich habe legal nichts mit dem Finanzamt zutun, und wenn meine liebe Frau und ich nicht mehr auf dieser Welt sind, wissen unsere Kinder wo unsere kleiner Schatz zu finden ist.

    Viele Grüße aus Andalusien
    H. J. Weber

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