Konjunkturdaten

Fed: Die düsteren Prognosen von Notenbank-Chef Jerome Powell

Der Chef der US-Notenbank Fed –  Jerome Powell – war in den letzten Jahren nicht damit aufgefallen, besonders negative Wirtschaftsaussichten zu verbreiten. Er sprach stets von einer stabilen Wirtschaft und einem ausgezeichneten Arbeitsmarkt. Jetzt, nachdem die Arbeitslosenanträge bereits die 36-Millionen-Schwelle erreicht haben, spricht er kurzfristig von weiteren unglaublich klingenden Rekordzahlen. Gleichzeitig aber von einem starken Comeback im zweiten Halbjahr. Was könnte dahinterstecken?

Die Bazooka der Fed

Fast täglich wird auch bei FMW auf die Entwicklung der Bilanz der Federal Reserve geblickt, Charts vorgelegt, die zeigen wie extrem stark der Graph der Notenbankeinlagen nach oben weist. Auf bereits über sieben Billionen Dollar. Man versucht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das große Unheil von der US-Wirtschaft abzuwehren, immer die entsetzlichen Folgen der großen Depression der 1930-er-Jahre im Blick. Der Chef der Fed betont auf den regelmäßigen Pressekonferenzen nach Sitzungen der Notenbank stets die Ziele seiner geldpolitischen Maßnahmen, die im Federal Reserve Act festgelegt wurden:

  • Preisniveaustabilität
  • moderne langfristige Zinsen und
  • ein hoher Beschäftigungsstand

Dabei muss gerade die letzte Aufgabe die Notenbank in der aktuellen Lage in Alarmstimmung versetzen. Anstieg der Arbeitslosenrate von 4,4 auf 14,7 Prozent innerhalb nur eines Monats und Zunahme der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung (Jobless Claims) auf unglaubliche 36 Millionen seit März. Auch wenn die letzte Zahl am letzten Donnerstag (nur) noch 2,9 Millionen betrug, spricht Powell schon von einer möglichen Arbeitslosenrate von kurzfristigen 30 Prozent, was über 50 Millionen arbeitsloser Amerikaner zur Folge haben müsste. Warum malt der Fed-Chef so den Teufel an die Wand?

Die Bekämpfung der Krise

Vor dem Senatsausschuss wiederholte Notenbankchef Powell ein weiteres Mal, dass man sich in der schlimmsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg befände und es kein Vorbild für die gegenwärtige Lage gäbe. Nichts Neues und x-mal erwähnt. Was der Fed aber besonders im Magen liegt, ist, dass in nur zwei Monaten so viel Arbeitsplätze abgebaut wurden, wie in den vorangegangenen zehn Jahren aufgebaut werden konnten. Gleichzeitig betonten er und Finanzminister Steven Mnuchin gestern auch, dass die Wirtschaft sich bereits ab dem dritten Quartal wieder erholen soll. Bis dahin wären ja gerade noch sechs Wochen. Dennoch werde man alles tun, zur Stützung der Konjunktur und jetzt kommt der entscheidende Satz: „Das Parlament müsse auch noch mehr tun, genauso wie die Federal Reserve.“

Der Hintergrund für das Horrorszenario

Hier kann man nur spekulieren. In nur einem Jahr hat die Fed ihre Bilanz um drei Billionen Dollar erhöht und will sich sogar am Markt für Schrottanleihen (Junk Bonds) engagieren, was nichts anderes bedeutet, als dass man auch Zombiefirmen am Leben erhält. Doch das dürfte nicht genug sein, genau wie Madame Lagarde in Europa, fordert Powell ein stärkeres Engagement des Staates mit Stimulusprogrammen.

Der US-Kongress hat bislang mit Unterstützung beider Parteien Konjunkturpakete in Höhe von rund 2,7 Billionen US-Dollar in Kraft gesetzt, was bereits über zehn Prozent des US-BIPs entspricht. Ein von den Demokraten initiiertes Rettungspaket in Höhe von rund drei Billionen Dollar wird von den Republikanern im Senat blockiert. Da könnte der „Hund begraben sein“. Wenn die „Jobless Claims“ in wirklich neue Dimensionen vordringen, braucht man staatliche Mittel, Schecks für Helikoptergeld. Ein Einbrechen des US-Konsums, das Maß aller Dinge in den Staaten, würde zu Konsequenzen führen, die mit der Geldpolitik nicht mehr zu reparieren wären. Denn dann würden aus dem Kurzarbeitslosen Dauerarbeitslose und damit hätte auch die Fed ihren gesetzlichen Auftrag nicht erfüllt. Ungeachtet weiterer Folgen mit einem Firmensterben und einer crashenden Wall Street.

Fazit

Ein „Whatever it takes“ seitens der Fed könnte nicht ausreichen, um den schlingernden Tanker US-Konjunktur zu stabilisieren. Anders als in Deutschland führt ein Lockdown in den USA zu erheblich größeren wirtschaftlichen Konsequenzen. Wie oft wurde schon der Fakt geschildert, dass Dutzende Millionen Amerikaner keine 400 Dollar auf der großen Kante haben, um zum Beispiel eine kaputte Waschmaschine zu ersetzen. Was muss in einem Land ohne großen Sozialstaat in Windeseile für eine Not entstehen, wenn das „Hire and Fire-Prinzip“ des kapitalistischen Amerikas in wenigen Wochen zur Massenarbeitslosigkeit führt. In welchem Industrieland gibt es dergleichen? Auf diese Dramatik wollte Jerome Powell vermutlich mit seiner Drohkulisse hinweisen – aufrütteln. Sollte sich ein Aufschwung von alleine in wenigen Monaten wieder einstellen, wäre dies unsinnige Panikmache.

Die Fed unter Jerome Powell mit düsteren Aussagen



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3 Kommentare

  1. Es ist auffallend, dass alle harten Indikatoren, die nach und nach aus aller Welt eintreffen, einen proportionalen Zusammenhang zwischen Schwere der Pandemie in Land X und wirtschaftlichem Kollaps in Land X zeigen.
    Die Menschen reagieren offenbar auch ohne staatliche Anordnungen selbstbestimmt sehr rigide auf solch ein Geschehen. Dazu passt auch zB die Feststellung, dass R in Deutschland bereits wieder vor dem offiziellen Lockdown sank. Die Leute haben angesichts der Nachrichten ganz von selbst massiv ihre Mobilität reduziert. Das bestätigten dann auch Umsätze des Einzelhandels die für den März vorliegen.

    Offenbar stimmte es eben nicht, dass Gesundheit und Wirtschaft von der Bevölkerung als Gegensatz betrachtet werden. Dazu passt selbst, dass auch in Schweden ohne Lockdown die Wirtschaft kollabiert und selbst in Neuseeland, ohne Neuinfektionen.

    Menschen gehen in solchen Zeiten einfach nicht unbeschwert shoppen, Unternehmen halten ihr Geld zusammen, das Wirtschaftsleben kommt teilweise zum Erliegen und wird auf Minimalbetrieb gefahren.

    Je heftiger die Pandemie in einem Land wütet, desto stärker, ganz von selbst, auch ohne staatlichen Zwang.

    Umgekehrt können staatliche Maßnahmen aber die Pandemie untet Kontrolle bringen. Deutschland hat das gezeigt, UK und USA versäumt. Entsprechend ist in diesen Ländern der Verlauf wesentlich dramatischer, ebenso dürfte der Absturz dramatischer ausfallen.

    Ich würde fast soweit gehen, dass wir gut und gerne eine proportionale Korrelation zwischen Neuinfektionen und wirtschaftlichem Einbruch für Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung heranziehen können.

    Daraus folgt für mich ganz klar, dass zB Deutschland bis auf weiteres noch vergleichsweise glimpflich durch die Krise kommen dürfte, eher in der Tragweite der Finanzkrise 2009 und noch etwas schlimmer, weniger 1929. Zumindest sofern die zweite Welle auch unter Kontrolle bleibt, die ist ja bereits in den Erwartungen eingepreist.

    Bei den USA bin ich mir da nicht so sicher. Es ist nicht denkbar, dass dort die wirtschaftliche Aktivität zu business as usual zurückkehrt, solange täglich Neuinfektionen in der Größenordnung einer Kleinstadt gemeldet werden. Egal wie sehr das Weiße Haus das gerne anders hätte. Und mit jeder Woche in der dieser Katastrophenfall in den USA weitergeht fällt die Wirtschaft tiefer, während in Deutschland, Österreich, Südkorea, usw. bereits die Erholung angefangen hat, Aktivität wieder zunimmt und der Tiefpunkt in der Vergangenheit liegt.

    Dass die USA mit ihrem Sozialdarwinismus (kein nennenswerter Sozialstaat) die Inlandsnachfrage gerade zerstören, auf der doch die US Wirtschaft beruht, ist auch ein riesiges Problem.

  2. @Tom – schön auf den Punkt gebracht. Danke.
    Im Aktienmarkt lautet die Kurzformel:
    It’s All About Liquidity
    In der realen Wirtschaft (speziell im Konsumbereich)lautet sie
    It’s All About Vertrauen (aktuell eher Angst, Sorge, Misstrauen)
    Überspitzt formuliert: Die Fed kämft mit falschen Mitteln an der falschen Front

    1. „ Die Fed kämft mit falschen Mitteln an der falschen Front“ 👍 Sehe ich auch so!

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