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Fed, EZB: abgekartetes Spiel!

Von Markus Fugmann

Für viele, für die Allermeisten war das, was die Fed beschlossen und Janet Yellen gesagt hat, eine faustdicke Überraschung – andere fühlten sich in der Auffassung bestätigt, dass eine wirkliche Zinswende in den USA nie wirklich ernst gemeint war. Aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Fed wirklich geglaubt hatte, dass man in vorsichtigen Schritten die Zinsen anheben und so die Geldpolitik „normalisieren“ könne.

Janet-Yellen
Gab den US-Dollar zum Abschuß frei: Janet Yellen
Foto: Federal Reserve

Was dann aber am Mittwoch passiert ist, erscheint auf den ersten Blick gleichwohl rätselhaft: die Notenbank bzw. Janet Yellen sprechen von fast erreichter Vollbeschäftigung, von anziehender Inflation – also alles Top-Argumente, die Zinsen anzuheben. Im gleichen Atemzug senkt sie aber ihre Prognosen für die Zinsentwicklung für 2016 auf nur noch zwei von vier Anhebungen. Warum nur? Was ist da passiert? Weiß die Fed etwas, was wir nicht wissen? Unwahrscheinlich – das einzige, was die Fed von dem Wissen der Märkte unterscheidet ist ihre Fähigkeit zur Gestaltung der Geldpolitik. Was Prognosen betrifft, sind die Märkte deutlich besser, das hat die Vergangenheit hinreichend gezeigt.

Nein, es muß etwas anderes passiert sein. Notenbanker sind immer vernetzter inzwischen, und aus Insiderkreisen hat man gehört, dass etwa die Entscheidung Kurodas, Negativzinsen in Japan einzuführen, nach Gesprächen mit Draghi auf dem Weltwirtschfatsforum in Davos erfolgte. Am 24. und 25. Februar aber fand das G-20-Treffen in Shanghai statt, dessen offzielle Abschlußerklärung enttäuschend, weil nichtssagend war.

Aber hinter den Kulissen, das ist sehr wahrscheinlich, dürfte Wegweisendes beschlossen worden sein. Die in Shanghai anwesende Notenbanker-Elite weiß, dass die kollabierten Rohstoffpreise einer der wesentlichen Treiber der deflationären Tendenzen sind. Das hat global viele Jobs gekostet, Investionen wurden zurück gefahren etc. Klar ist, dass steigende Rohstoffpreise daher eine gute Sache wären – wieder neue Jobs, wieder mehr Investitionen, Erholung der Schwellenländer etc.

Rohstoffe aber werden in bzw. gegen den Dollar gehandelt! Man würde also einige Probleme auf einmal lösen können, wenn der seit Jahren starke Dollar schwächer würde, sodass die Rohstoffpreise sich wieder erholen können, damit die Schwellenländer, damit deren Nachfrage, damit die Inflation etc. Das ist auch im Interesse der USA. Daher sprach Janet Yellen auffällig häufig von „global developments“, also globalen Enntwicklungen, die man mehr und mehr beachte. Damit waren aber nicht die Wirtschaftsdaten oder die Sorge um kollabierende Aktienmärkte Chinas und der Schwellenländer gemeint, sondern eben die Geldpolitik anderer Notenbanken mit ihren Negativzinsen, QE – also all jene Maßnahmen, die die jeweils eigene Währung schwächen sollen. Man hat erkannt, und so stand es auch in der Abschlußerklärung in Shanghai, dass das nicht so weiter gehen kann. Damit das Spiel ausbalanciert bleibt, muß also gewissermaßen die USA in den Währungskrieg eintreten (aus dem man sich bislang herausgehalten hatten), um die extreme Volatilität und Fragilität der Finanzmärkte zu begrenzen.

Und der Deal lautete: Draghi darf noch einmal die große Bazooka auspacken, aber gleichzeitig gibt er das Signal, dass das Ende im Grunde der Negativzinsen hier erreicht ist. Japan hält erst einmal die Füße still. Und die USA sorgen durch die Fed dafür, dass der Dollar schwächer wird – zum Wohle der Welt, die überwiegend in Dollar verschuldet ist und mit einer Abwertung des Greenback vieles gewinnen kann. Zum Wohle der Rohstoffpreise, zum Wohle der dadurch wieder anziehenden Inflation. Zum Wohle auch Chinas, das nicht mehr zur Stützung des Yuan eingreifen muß und damit seine Devisenreserven verpulvert.

Daher bezeichnete Yellen die Dollar-Stärke am Mittwoch erstmals als vorübergehend („transitory“) – und gab damit das Signal für die Abwertung des Dollar. Zum Wohle auch der US-Konzerne, die die Last des starken Dollars immer stärker zu spüren bekomen hatten und immer lauter deswegen murrten. Die Verlierer in diesem Spiel sind Europa und Japan – aber die beiden hatten sich mit ihrer Geldpolitik ohnehin schon so viele Vorteile verschafft, dass sie nun eben gewissermaßen wieder etwas zurück geben mussten.

Die Fed hat damit ihre ökonomische Glaubwürdigkeit verloren – so what! Yellen hat auf die Frage eines Journalisten bei der Pressekonferenz gesagt: ja, wir machen uns damit unglaubwürdig. Und so etwas tut man als Notenbank sehr ungern. Aber wenn es einem „höheren“ Zweck dient, tut man es eben doch. Und so spricht alles dafür, dass die Fed-Entscheidung vom Mittwoch ein „abgekartetes Spiel“ ist!



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3 Kommentare

  1. Guten Morgen,

    Lese gerade Sandras aktuelles Buch, Super Hubs. Sie beschreibt sehr bildlich die internationale Vernetzung der Hochfinanz. Man kann zu 100% davon ausgehen, dass zumindest auf transatlantischer Ebene nichts ohne Zufall oder gar ohne Absprache läuft. Das globale System steht auf dem Spiel. Allein dieser Aspekt schon zwingt sie zur Koordination. Wir sollten uns also nicht zu sehr wundern, und unsere Positionen dynamisch justieren.

    An dieser Stelle mein ganz dickes Dankeschön an Markus für deine wertvollen Beiträge. Viel Schlaf bekommst du derzeit sicherlich nicht.

    Bleib Gesund! Grüße nach Hamburg

    1. @Guido, hab herzlichen Dank für deine Worte – ich gebe mir Mühe in Sachen Gesundheit und Schlaf, gelegentlich mit überschaubarem Erfolg :)

      Viele Grüsse!

  2. Ja, Danke auch von mir für die vielen sachlichen ausführlichen Beiträge und die oft guten und skeptischen Einschätzungen aus Ihren Videos. Sehr hilfreich in diesen Zeiten.

    Grüße aus Norderstedt

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