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Fed hat Zinsen kräftig gesenkt – Experten mit Einordnung

Die Fed hat die Zinsen zwar kräftig gesenkt, aber der Ausblick enttäuscht einige Beobachter. Hier dazu aktuelle Einordnungen.

Fed-Chef Jerome Powell gestern in der Pressekonferenz. Foto: Federal Reserve

Die Fed hat gestern die Zinsen um 0,50 Prozentpunkte gesenkt. Die Zinsspanne liegt jetzt bei 4,75 % bis 5,00 %. Damit sind auf den ersten Blick viele Beobachter zufrieden. Auf den zweiten Blick ist man doch ein wenig enttäuscht, weil die Aussichten für weitere Zinssenkungen in den nächsten Monaten weniger stark ausfallen als bisher gedacht. Hier zeigen wir Einordnungen verschiedener Experten.

Fed senkt Zinsen – Commerzbank-Kommentar

Die Ökonomen der Commerzbank sagen zur Fed-Zinssenkung (Headline-Aussage): Die Fed hat heute ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte gesenkt, der Zielkorridor steht damit bei 4,75%–5,00%. Die Projektionen der Fed-Oberen lassen auf weitere Zinssenkungen in diesem Jahr schließen. Die Fed hält damit aus heutiger Sicht raschere Senkungen für angezeigt als zuvor. Die US-Notenbank hält den Kampf gegen die Inflation offenbar für gewonnen und konzentriert sich auf die Sicherung der weichen Landung der Wirtschaft.

Citi-Händler mit richtiger Prognose ist dennoch enttäuscht

Akshay Singal hatte wenig Freude daran, mit seiner Prognose für die geldpolitische Lockerung der Federal Reserve am Mittwoch richtig gelegen zu haben. Ja, die US-Notenbank entschied sich zur Senkung der Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt, wie es der Chef des Citigroup-Handelsbereichs Kurzläufer bereits vor Wochen mutig vorhergesagt hatte. Der vorsichtige Ton von Fed-Chef Jerome Powell und seiner Kollegen ließ ihn jedoch die Wette des Trading Desks überdenken, dass es noch mehr große Zinssenkungen geben würde.

“Es war ein recht falkenhafter Schnitt um 50 Basispunkte”, sagte Singal im Bloomberg-Interview. “Alles in allem ist die Fed mit diesem Ergebnis wahrscheinlich zufrieden, die Lockerung wurde nicht als zu stark empfunden. Negativ ist jedoch, dass der Markt verwirrt ist.”

US-Staatsanleihen schlossen am Mittwoch über die Kurve hinweg niedriger. Das Börsenbarometer S&P 500 drehte ins Minus und schloss etwas leichter. Der Bloomberg-Dollar-Index beendete die US-Sitzung höher. Singals Enttäuschung spiegelt in vielerlei Hinsicht die Stimmung am breiten Markt wider.

Die Prognosen der US-Notenbanker – die sogenannten Dotplots – zeigen, dass nur eine knappe Mehrheit eine Senkung der Zinsen um mindestens einen weiteren halben Punkt in diesem Jahr befürwortet. Singal hatte Anfang des Monats erklärt, dass “diese Fed keine Baby-Schritte macht” und “nicht zögern” werde, die Zinsen aggressiv zu senken. Nun überdenkt er seine Sicht.

Powell sei derjenige, der die Geldpolitik vorantreibt, merkte Singal an. Allerdings sei der Fed-Chef eindeutig stärker im Taubenlager verortet als das breitere Board. “Er hat viel Einfluss und das wird in den nächsten Monaten ein wichtiger Schwerpunkt sein — zu verstehen, wie weit er auf der Taubenseite steht”, sagte Singal. Starken Einfluss auf den nächsten Schritt der Fed dürften die nächsten beiden Arbeitsmarktberichte am 4. Oktober und 1. November haben.

Die Citi-Ökonomen Veronica Clark und Andrew Hollenhorst sagten ihrerseits nach der Bekanntgabe der Fed-Zinsentscheidung, dass sie weiterhin davon ausgehen, dass die Leitzinsen im November erneut um 50 Basispunkte und im Dezember dann um 25 Basispunkte gesenkt werden.

Heutige Aussagen von Bloomberg

Die Staatsanleihen fielen aufgrund von Wetten, dass der aggressive Schritt, den Kürzungszyklus zu beginnen, bedeuten wird, dass die Fed die Zinsen langfristig weniger senken muss. Der Vorsitzende Jerome Powell selbst warnte davor, davon auszugehen, dass die großen Kürzungen anhalten würden, und signalisierte, dass die Kreditkosten möglicherweise höher bleiben müssten als vor der Pandemie.

Der Schritt der Fed bestärkt die Erwartungen, dass die US-Wirtschaft einen Abschwung vermeiden wird, und festigt die Wetten, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger nicht in Eile sein werden, weitere Lockerungen zu beschließen – eine Haltung, die den Dollar in den kommenden Tagen wahrscheinlich stützen wird. Eine überwältigende Mehrheit der Abonnenten von Bloomberg Terminal erwartet eine sanfte Landung für die größte Volkswirtschaft der Welt, wobei 75 % davon ausgehen, dass sie bis Ende nächsten Jahres eine technische Rezession vermeiden wird.

„Die massive Zinssenkung der Fed zeigt die klare Absicht der Fed, die US-Wirtschaft zu unterstützen und eine „sanfte Landung“ anzustreben“, schrieben die Strategen von Nomura Holdings, darunter Chetan Seth, in einer Notiz. “Solange es den USA gelingt, in den kommenden Monaten eine Rezession zu vermeiden, dürfte die vorbeugende Zinssenkung der Fed Aktien im Allgemeinen stützen.“

Die erste Senkung der Fed seit mehr als vier Jahren wurde von Prognosen begleitet, die auf weitere Senkungen um 50 Basispunkte bei den verbleibenden beiden geldpolitischen Sitzungen in diesem Jahr hindeuten. Powell sagte, dass der Beginn der Rücknahme der historischen Straffungskampagne der Zentralbank mit einem großen Schritt, solange die US-Wirtschaft noch stark ist, dazu beitragen würde, die Wahrscheinlichkeit eines Abschwungs zu begrenzen.

Chart zeigt Verlauf der Fed-Zinsen seit dem Jahr 2012 Chart zeigt Verlauf der Fed-Zinsen seit dem Jahr 2012.

FMW/Bloomberg



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