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Ablenkung vom eigenen Versagen? Fed-Mitglied Williams: Zinsen nicht Auslöser der Bankenkrise

Bankenkrise: Verbraucher kommen immer schwerer an Kredite

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Erst erklärte die US-Notenbank Fed die Inflation für „vorübergehend“, dann erkannte sie zu spät, dass die Teuerung wohl doch nachhaltiger ist – um dann so schnell wie seit Jahrzehnten nicht mehr die Zinsen anzuheben und damit die Bankenkrise auszulösen.

Denn eines ist klar und belegt: die Bankenkrise entstand, weil aufgrund der nun wieder attraktiven Zinsen viele US-Kunden ihre Gelder von Banken abzogen und in höher verzinste Geldmarktfonds verschoben. Die Banken wiederum mussten aufgrund der abgeflossenen Gelder Notverkäufe aus ihren Portfolios vornehmen (meist Staatsanleihen, die stark im Verlust waren) – Silicon Vally Bank und Signature Bank wurde das schließlich zum Verhängnis.

Also gibt es einen ziemlich klaren Zusammenhang zwischen schneller Anhebung der Zinsen und der Bankenkrise – auch wenn sicher schlechtes Management etwa bei der Silicon Valley Bank zum Untergang der Bank beigetragen hat. Aber am Anfang der Bankenrkise standen die Anhebungen der Zinsen durch die Fed – umso erstaunlicher ist es, dass der Chef des wichtigsten Distrikts der Federal Reserve, John Williams, nun die Zusammenhang zwischen schnellen Anhebungen der Zinsen und der Bankenkrise schlicht leugnet!

Fed: Williams leugnet Zusammenhang zwischen schnell steigenden Zinsen und Bankenkrise

Der Präsident der Fed-Niederlassung von New York, John Williams, wies die Vorstellung zurück, dass die schnellen Anhebungen der Zinsen der Zentralbank die Bankenkrise auslösten, die durch die jüngsten Bankenzusammenbrüche (SVB und Signature Bank) deutlich wurden. Das berichtet nun Bloomberg.

„Ich persönlich glaube nicht, dass das Tempo der Erhöhungen der Zinsen wirklich der Grund für die Probleme bei den beiden Banken im März war“, sagte er am Montag während einer moderierten Diskussion, die von der Economics Review der New York University organisiert wurde. „Ich denke, es ist allgemein bekannt, dass es bei diesen Instituten einige ziemlich idiosynkratische spezifische Probleme gab.

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank im vergangenen Monat war der zweitgrößte in der Geschichte der USA. Die SVB und die Signature Bank wurden nach einem Ansturm auf ihre Einlagen von den Aufsichtsbehörden übernommen.

Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen im vergangenen Monat um einen Viertelprozentpunkt angehoben und damit ihren Leitzins auf eine Zielspanne von 4,75% bis 5% angehoben, nachdem er ein Jahr zuvor noch nahe bei Null lag.

Die Notenbanker versuchen nun einzuschätzen, inwieweit die jüngste Bankenkrise zu einer Verknappung der Kredite führen könnten, was die Wirtschaft bremsen könnte.

„Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass sich die Kreditbedingungen etwas verschärfen können“, sagte Williams und wies darauf hin, dass sich dies auf Ausgaben und Beschäftigung auswirken könnte. „Wir wissen nicht wirklich, ob dies diesmal der Fall sein wird. Wir haben noch keine eindeutigen Anzeichen für eine Verschärfung der Kreditkonditionen gesehen und wir wissen nicht, wie groß die Auswirkungen sein werden.

Das ist eine erstaunliche Aussage von Fed-Mitglied Williams – schließlich zeigen die am Freitag von der Fed selbst veröffentlichten Daten, dass die Kreditvergabe der US-Banken so stark eingebrochen ist wie noch nie seit Erfassung der Daten. Williams leugnet also nicht nur den belegbaren Zusammenhang zwischen Bankenkrise und hohen Zinsen – um dann die von der Fed selbst publizierten Kreditvergabe-Daten zu leugnen. Das ist schon harter Tobak und wird der ohnehin angeknacksten Glaubwürdigkeit der Fed weiter schaden!

Bankenkrise: Verbraucher kommen immer schwerer an Kredite

Wie stark die Kreditklemme inzwischen ist, zeigt auch ein am Montag von der New Yorker Fed veröffentlichter Bericht: die US-Verbraucher werden pessimistischer, was ihre Fähigkeit angeht, Kredite zu erhalten. Der Anteil der US-Haushalte, die angeben, dass es schwieriger ist, einen Kredit zu erhalten, stieg im vergangenen Monat auf den höchsten Stand seit Beginn der Umfrage seit fast 10 Jahren.

Die Fed hatte die Zinsen schnell angehoben, um die hohe Inflation einzudämmen. Die Prognosen der Notenbanker im letzten Monats zeigten, dass die 18 Notenbanker davon ausgingen, dass die Zinsen bis zum Jahresende 5,1% erreichen würden, so der Median ihrer Prognose. Das bedeutet eine weitere Anhebung um einen Viertelpunkt. Die Anleger wetten darauf, dass die Fed diesen Schritt auf ihrer nächsten Sitzung am 2. und 3. Mai vollziehen wird, die Zinssätze aber noch in diesem Jahr senken wird – etwas, was die Fed-Notenbasnker laut ihren eigenen Prognosen jedoch nicht erwarten.

Williams aber spielte die Bedeutung der Markterwartungen für die politischen Entscheidungsträger herunter:

„Letztendlich mache ich mir keine allzu großen Sorgen über die Markterwartungen, die weit in die Zukunft reichen, denn es könnte sein, dass es unterschiedliche Ansichten darüber gibt, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird“, sagte er. „Letztendlich müssen wir die Entscheidungen treffen, die wir für richtig halten, um unsere Ziele der maximalen Beschäftigung und Preisstabilität zu erreichen.“

FMW/Bloomberg

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