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Fed: Neuer Versuch zur Zinsanhebung – zum Scheitern verurteilt?

Immer lauter werden die Forderungen seitens der Gouverneure der Fed die Zinsen in absehbarer Zeit anzuheben

Fed und Zinsanhebungen

Startet die Fed schon im Jahr 2022 einen Zinsanhebungszyklus, wie am Freitag Fed-Mitglied Bullard angedeutet hat? Es mag provokant klingen, dass die US-Notenbank mit ihren Andeutungen für Zinsanhebungen im Jahr 2023 gar nicht richtig liegen kann, zumindest nicht in der zeitlichen Präferenz. Warum? Erinnern wir uns nur an die letzten zehn Jahre. Wie oft wurde davon gesprochen die Fed-Bilanz zu korrigieren, die Zinsen auf ein adäquates Niveau anzuheben? Es wurde im Jahr 2017/18 durch Jerome Powell versucht, mit neunmaliger Zinsanhebung bis 2,25 Prozent, das Ergebnis kennen wir. Eine 180-Grad-Wende und Zinssenkungen die bis 2020 an der Null-Linie endeten.

Doch warum soll es dieses Mal nicht möglich sein, wo doch die Inflationsraten explodieren und die Wachstumsaussichten in den Himmel schießen? Es liegt am Verhalten der Marktteilnehmer, die niemals auf das Ereignis warten und immer schon vorher agieren.

Fed: Die Dot-Plots, oder die Absichtserklärungen

Immer lauter werden die Forderungen seitens der Gouverneure der Fed die Zinsen in absehbarer Zeit anzuheben, am Freitag löste das Interview mit St.Louis Fed-Chef James Bullard ein kleines Beben aus, als er sowohl die Anhebung der Leitzinsen als auch das Gespräch über ein Tapering nach vorne verlagern wollte. Die Furcht vor einer Inflation macht in Notenbankkreisen die Runde.

Das Verhalten der Marktteilnehmer und die praktischen Folgen

Desto plausibler die Absichtserklärung kommuniziert wird, desto stärker und schneller stellen sich die Marktteilnehmer auf das kommende Szenario ein. Was heißt das in der praktischen Umsetzung? Die kurzfristigen Zinsen steigen, da diese durch die Notenbank (Fed Funds Rates) direkt beeinflusst werden. Wie am Freitag in kürzester Zeit gesehen.

Dies hat aber für die Märkte unmittelbare Konsequenzen. Nicht nur für die Aktienmärkte mit den hoch kapitalisierten Bankwerten, die aufgrund der weniger einträglichen Fristentransformation einbrechen, sondern auch die Konjunktur erfährt in der Folge einen Dämpfer. Die Finanzierungsbedingungen für die Marktteilnehmer verschlechtern sich, manche Projekte für die Zukunft werden erst einmal auf Eis gelegt. In der Folge fallen die Inflationsraten und schlussendlich wird die Argumentationsgrundlage für eine Zinsanhebung etwas schwächer.

Das Thema der Reflexivität an den Börsen. Von Vielen nicht verstanden, die immer wieder aktuelle Ereignisse mit dem Stand der Börsen in Einklang bringen wollen – diese sind aber in ihrer Sichtweise aber 6-12 Monate weiter.

Wobei wir bei der Problemstellung schlechthin für die mächtige Notenbank sind, die ich in einem Artikel am Freitag „Warum die Notenbanken nicht Klartext sprechen dürfen“, versucht habe zu beleuchten. Ankündigungen von Notenbanken können in sehr kurzer Zeit Billionen-schwere Umwälzungen an den Märkten auslösen.

Derzeit ist die große Frage, ob die Inflation dauerhaft oben bleiben wird. Sicherlich möglich, aber auch das Gegenteil ist denkbar, wenn sich die Marktteilnehmer auf einen solchen Zustand einstellen. Vorgezogene Käufe führen zu einem späteren Überangebot. Betrachten wir kurz den Bloomberg Commodity Index, dem Frühindikator für eine Inflation bei dem Produzentenpreisen. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, was dann?

Wegen der Fed: Rohstoffe im Sinkflug

Fazit

Dies sind nur ein paar Gedanken zum Problem der US-Notenbank Fed, aktive Konjunktursteuerung, betreiben zu wollen. Ich habe dies am Donnerstag in einem Artikel etwas angerissen. Durch die unglaublich vielschichtigen Faktoren, die eine Wirtschaftsentwicklung national und international beeinflussen, ist es bereits im Normalfall nicht möglich für längere Zeit Kommendes zu prognostizieren. Schon öfters erwähnt: Noch nie in der Nachkriegszeit hat eine große Notenbank eine Rezession vorhergesagt.

Das wäre auch ein Schuss ins eigene Knie für eine so mächtige Organisation wie eine Zentralbank, die mit Ankündigungen sofort finanzielle Transaktionen in gigantischem Ausmaße provozieren würde. Auch in Richtung Wirtschaftsschrumpfung. Deshalb wird es jetzt ein monatelanges Herantasten an eine neue Situation geben, denn ein ganzes Jahrzehnt lang war das Thema der Zentralbanken die Verhinderung einer Deflation. Aber man braucht nicht zu erwarten, dass die Fed den Status der Inflation (transitory or not) verkünden wird. Dies werden die vielen Millionen Marktteilnehmer mit ihrem wirtschaftlichen Handeln vorher erledigt haben.

Natürlich sind die Zinsen aktuell in den USA mit 1,5 Prozent bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen absurd niedrig. Auf der anderen Seite haben wir bereits eine Staatsverschuldung von über 28 Billionen Dollar, die Gesamtverbindlichkeiten für die Amerikaner haben die 80 Billionen Dollar-Marke bereits überschritten. Zinskorrekturen ja, aber bei größeren Anstiegen der Kapitalmarktzinsen haben die USA sofort ein konjunkturelleres Problem.



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4 Kommentare

  1. Steigende Kapitalmarktzinsen wird die Notenbank zu verhindern wissen, jedoch die sich schleichend einstellende längerfristige Inflation mit der Abflachung der Auslagerung von Produktion (Export der heimischen Inflation) bei der Globalisierung, wird das Pendel und damit die Inflation moderat und langanhaltend umschwenken lassen. Wie Europa unter Federführung Deutschlands mit den formulierten Ziele und bereits weit festgelegten Zwangswirtschaft ohne vorherige Risikoanalyse der vielfältigen Verkettungen sich schlagen wird, ist aufgrund fehlender ausgereifter Planung, eines der grössten Risiken aller Zeiten für die Zukunft.

    1. @Mike Lohmann, Sie sprechen von einer bereits weit festgelegten Zwangswirtschaft ohne vorherige Risikoanalyse der vielfältigen Verkettungen … aufgrund fehlender ausgereifter Planung

      Das klingt richtig überzeugend. Wie ein echtes Brett, stabil erneuert, mit großem Anspruch und wilder Entschlossenheit. Meine Erststimme bei der Wahl haben Sie, wenn Sie mir folgende Frage beantworten: Wie sieht Ihre ausgereifte Planung aufgrund der Risikoanalyse aus? Die haben Sie doch sicher in petto. Wer so klar europaweite Verkettungen und Risiken aller Zeiten für die Zukunft erkennt und benennt, sollte auch einmal konkret bei alternativen Vorschlägen und Ideen werden.

  2. Vor einer Zinsanhebung dürfte wohl erst mal ein Herunterfahren bzw. Einstellen des QE’s kommen, und alleine das schon scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, wenn schon beim „talking about talking“ ein Absturz ins Bodenlose droht. Hinzu kommt die große Unbekannte der Corona-Pandemie, die noch lange nicht überwunden zu sein scheint (zu mindestens weltweit gesehen). Wenn da das „Störfeuer“ zunehmen sollte, könnten die Zentralbanken möglicherweise gezwungen sein, wieder fett auf’s Gaspedal zu treten.

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