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Fed schockt Märkte mit Zinsausblick und neuem Fokus auf Inflation

Fed schockt Märkte mit Zinsausblick und neuem Fokus auf Inflation
Fed-Chef Powell bei seiner Pressekonferenz. Foto: Chip Somodevilla/Getty Images North America

Die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwochabend war für die Märkte ein Desaster. Mit ihrem Zinsausblick und dem neuen Fokus auf die Inflationseindämmung haben die Fed und Jerome Powell die Märkte geschockt. Angesichts der anhaltend hartnäckigen Inflation erwarten die Notenbanker für das kommende Jahr nur noch zwei Zinssenkungen – im September waren es noch vier. Damit ließ die Fed die Party an den Aktienmärkten platzen und sorgte für einen Ausverkauf bei EUR/USD und Edelmetallen wie Gold und Silber.

Fed schockt die Märkte

Die US-Notenbank hat das geldpolitische Jahr zwar mit einer dritten Zinssenkung in Folge beendet, dabei jedoch zur Bestürzung der Märkte betont, dass Inflationssorgen wieder in den Vordergrund rücken. Fed-Chef Jerome Powell formulierte es klar und deutlich: Die Inflationsprognose der Zentralbank zum Jahresende sei “gewissermaßen in sich zusammengefallen”.

Wie Bloomberg berichtet, gehen die Notenbanker nun davon aus, dass es viel länger dauern wird, bis die Inflation ihr Ziel von 2% erreicht, das sie seit fast vier Jahren verfehlt haben. Dementsprechend haben sie ihre Erwartungen für Zinssenkungen im nächsten Jahr nach unten korrigiert – von vier im September auf nur noch zwei.

Die Fed-Mitglieder sehen die Inflationsrate Ende nächsten Jahres nun bei 2,5%. Die neue Prognose liegt damit über dem 2,1%-Medianwert vom September und auch über dem Wert, bei dem sich die Teuerung ihrer Ansicht nach Ende dieses Jahres einpendeln wird. Den aktualisierten Projektionen zufolge gehen die Währungshüter nun davon aus, dass sie ihr 2%-Ziel nicht vor 2027 erreichen werden.

Powell machte deutlich, dass weitere Lockerungen der Geldpolitik von Fortschritten bei der Eindämmung der Teuerung abhängen werden.

Im September hatte die Fed noch eine Abkühlung des Arbeitsmarktes als das größere Risiko angesehen. Die Märkte reagierten schnell und heftig auf die Falkensignale der Fed. US-Staatsanleihen sackten ebenso ab wie die globalen Aktienmärkte. Der Dollar erreichte gegenüber dem Euro den stärksten Stand seit mehr als zwei Jahren.

“Bei der 12-Monats-Inflation haben wir uns seitwärts bewegt”, sagte Powell am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. “Wenn wir über weitere Senkungen nachdenken, werden wir auf Fortschritte bei der Inflation achten.”

Im Median sehen die US-Notenbanker jetzt nur noch einen halben Prozentpunkt an Zinssenkungen im nächsten Jahr – die Hälfte dessen, was im September erwartet wurde.

Fed-Chef Powell: Sorge um die Inflation - Aussicht auf weniger Zinssenkungen schockt Märkte

Risikofaktor Inflation bleibt

Viele Ökonomen sehen in Trumps Plänen für Steuersenkungen, Massenabschiebungen und neue Zölle das Risiko, dass sie die Inflation anheizen. Laut Powell haben einige Notenbanker bei der Dezembersitzung begonnen, die vorgeschlagenen Maßnahmen in ihre Prognosen einzubeziehen.

“Es ist eine Art gesunder Menschenverstand, dass man etwas langsamer fährt, wenn der Weg unsicher ist”, sagte Powell. “Es ist nicht anders, als wenn man in einer nebligen Nacht Auto fährt oder in einen dunklen Raum voller Möbel geht. Man macht einfach langsamer.”

Die gestrige Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte brachte die Leitzinsspanne auf 4,25% bis 4,5%. Die Präsidentin der Cleveland Fed, Beth Hammack, stimmte gegen die Senkung. Sie hätte es vorgezogen, die Zinsen konstant zu halten.

Fünfzehn von 19 Fed-Notenbankern sehen nun ein höheres Risiko, dass die Inflation ihre Erwartungen übersteigt, anstatt sie zu unterschreiten. Im September waren es noch drei. 14 Mitgleider gaben an, dass sie in Bezug auf ihre Inflationsprognose größere Unsicherheit sehen.

“Jetzt wird es viel schwieriger sein, Zinssenkungen ohne eine weitere Verbesserung der Inflation durchzusetzen”, sagte Ökonom Conrad Dequadros von Brean Capital. “Ich könnte mir vorstellen, dass der Konsensmangel größer ist, als es der eine Dissens vermuten lässt.”

Der US-Leitindex S&P 500 schloss am Mittwoch knapp 3% im Minus. Der zuvor rasant gestiegene Nasdaq 100 fiel sogar um 3,6%. Zehnjährige US-Staatsanleihen gingen mit 12 Basispunkten höherer Rendite von 4,52% aus dem Handel. Der Dollar stieg 1,3% auf 1,038 je Euro.

FMW/Bloomberg



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