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Viel Schmerz voraus, wenn Zinsen hoch bleiben Fed und hohe Zinsen: Pleitwelle in USA droht!

Zinsen Fed Pleitewelle droht

Vor allem aufgrund der Bankenkrise sind die Märkte lange davon ausgegangen, dass die US-Notenbank Fed bald die Zinsen senken muß. Aber was ist, wenn das nicht passiert – schließlich bleibt die von der Fed besonders beachete Kernrate der Inflation weiter über 5% und damit weit über dem Ziel der Notenbank. Für viele hoch verschuldete Unternehmen in den USA aber könnte das verhängnisvoll sein: es droht eine Pleitewelle, weil viele einst billige Kredite, die in Zeiten ultralaxer Gelpolitik der Fed aufgenommen wurden, bald auslaufen – und dann zu deutlich höheren Zinsen ersetzt werden müssen. Viele Unternehmen wird das in Schwierigkeiten bringen – oder sie verschwinden komplett vom Markt.

Wenn die Fed die Zinsen nicht senkt, droht in USA Pleitwelle

Die am stärksten fremdfinanzierte Unternehmen in den USA wurden diese Woche auf schmerzhafte Weise auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, warnte, dass eine Senkung der Zinsen noch ein paar Jahre entfernt sei. Das berichtet nun Bloomberg.

Die Unternehmen werden wohl noch länger höhere Kreditkosten in Kauf nehmen müssen. Nun müssen sie einen Weg finden, ihre Verbindlichkeiten zu verwalten. Steigende Finanzierungskosten erhöhen das Risiko von Zahlungsausfällen und Notverkäufen, da sich die Unternehmen an eine schrumpfende Geldmenge anpassen müssen.

Nach Angaben von Morgan Stanley werden im Januar rund 260 Milliarden Dollar an Schulden innerhalb eines Jahres fällig werden, was etwa dem Doppelten des derzeitigen Niveaus entspricht. Der Schuldenberg wächst von da an noch weiter an, da die während der Pandemie aufgenommenen billigen Kredite refinanziert werden müssen.

„Wenn diese monetären Bedingungen mit hohen Zinsen so lange anhalten, wie die Fed sagt, werden wir eine Menge Sterblichkeit im Unternehmenssektor sehen, und dieser Prozess hat gerade erst begonnen“, sagte Juan Carlos Ureta, Vorsitzender der Renta 4 Banco in Madrid.

Das ist ein Rückschlag für jene Finanzchefs, die gehofft hatten, dass die Fed angesichts der unsicheren Wirtschaftsaussichten die Zinsen wieder senken würden. Zumindest einige Unternehmen mit Ramsch-Rating haben sich in diesem und im letzten Jahr mit der Emission neuer Anleihen zurückgehalten, weil sie auf niedrigere Renditen gehofft hatten.

Da weniger Unternehmen ihre Schulden refinanziert haben, ist die durchschnittliche Laufzeit der im Index enthaltenen Ramschanleihen auf etwas mehr als fünf Jahre gesunken und damit auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.

USA Fed Zinsen Pleitewelle

Hochzinsanleihen haben die kürzesten Laufzeiten aller Zeiten – Unternehmen, die Ramschanleihen emittieren, haben ein geringeres Laufzeitenprofil

Je mehr Schulden refinanziert werden müssen, desto höher ist das Risiko von Zahlungsausfällen, das nach Ansicht der Analysten der Deutschen Bank AG im vierten Quartal nächsten Jahres bei 9% für US-Hochzinsanleihen und 11% für Leveraged Loans seinen Höhepunkt erreichen dürfte.

„Höher und länger bei den Zinsen übt mehr Druck auf Kreditnehmer mit geringerer Qualität aus“, schrieben die Strategen von MS, darunter Srikanth Sankaran, in einer Notiz diese Woche. „Für kleinere Unternehmen mit geringerer Qualität könnte die Anpassung durchaus sehr schwer sein, da ab 2025 viele Kreit fällig werden.“

Einige Unternehmen wenden sich an Börsen für notleidende Unternehmen, wozu auch der Tausch von Schulden gegen Eigenkapital und der Rückkauf von Schulden mit einem Abschlag gehören können, um Insolvenzen zu vermeiden. Aber diese Maßnahmen sind manchmal nur eine Möglichkeit, den Schmerz hinauszuzögern.

Pleiten und letzte Rettungsanker

Nach Angaben von Moody’s sind beispielsweise im letzten Monat 16 große Unternehmen in den USA in Konkurs gegangen. Sechs von ihnen waren bereits zuvor zahlungsunfähig, vier von ihnen führten Notverkäufe durch.

Unternehmen, die sich für solche Transaktionen entschieden haben, hatten in diesem Jahr ein gemischtes Schicksal: WeWork Cos verzeichnete bei seinem Schuldentausch eine Beteiligungsquote von 86%, während Carvana Co. Anfang des Monats einen quälenden Tausch abbrach, nachdem die Anleihegläubiger nicht genügend Beteiligung gezeigt hatten.

„Solche Geschäfte müssen viel umfangreicher und für die Anleihegläubiger viel günstiger sein“, um zustande zu kommen, sagte Sonal Desai, Chief Investment Officer bei Franklin Templeton Fixed Income.

Vorerst wirken sich die höheren Zinsen weiterhin auf das Ergebnis der Unternehmen  aus. Laut einer Erhebung des Datenanbieters Calcbench Inc. sind die Zinskosten für Unternehmen in den USA im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 22% gestiegen.

Höhere und längerfristige Zinssätze könnten Unternehmen mit schwierigen Geschäftsmodellen zum Verhängnis werden, sagte Jeremy Burton, Portfoliomanager bei PineBridge Investments.

„Es wird nicht unbedingt die endgültige Ursache für einen Zahlungsausfall sein, aber die unmittelbare Ursache für einen Zahlungsausfall“, sagte er. „Unternehmen, die Probleme mit rückläufigen Erträgen haben oder unter Druck stehen, egal ob kurz- oder langfristig, werden weniger Zeit haben, die Dinge zu regeln“.

FMW/Bloomberg

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2 Kommentare

  1. Gerade die letzten Absätze haben das ganze Drama deutlich gemacht. Monat für Monat steigne die Probleme nun an, auch wenn die Zinsen nicht mehr erhöht werden. Selbst wenn diese langsamen sinken würden, wäre das für eine lange Zeit keine Hilfe…
    Jetzt rächt sich, dass die FED die „Transitorik“ zu lange beigehalten hat….

  2. Die Vereinigte Staaten und die Volksrepublik China sind die beiden weltweit größten Volkswirtschaften. Im Rahmen der jüngsten deutsch-chinesischen Konsultationen bekannte sich Ministerpräsident Li Qiang zur Verantwortung für die Weltwirtschaft. China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. Die USA sind Deutschlands wichtigster Exportmarkt. Für die Deutsche Lufthansa AG beispielsweise sind zur Zeit die USA und Italien die wichtigsten Märkte. Der Luftverkehrsstandort Deutschland ist schon genügend mit Wettbewerbsverzerrungen konfrontiert. Bei Lufthansa droht nach Ablauf der Friedenspflicht 30.06.23 wohlmöglich ein Pilotenstreik. In den USA müsste es doch auch staatliche Förderbanken geben. Ob diese Unternehmen vor möglichen Pleiten bewahren können? Die amerikanischen Unternehmen sind ja wohl an sich im operativen Geschäft entsprechend aufgestellt, aber wegen der genannten Zinssituation doch wohl irgendwie fremdbestimmt.

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