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Fed-Zinsanhebung: der große Abgesang

FMW-Redaktion

Ist die erste Zinsanhebung ein Phantom, das nicht so schnell Realität werden wird? Die Märkte zumindest gehen davon aus, dass dem so ist und die Fed in 2015 die Zinsen nicht mehr anheben wird. Das zeigt sich symptomatisch in den Fed Funds Rates, die eine erste Zinsanhebung im Dezember mit nur noch 27% einpreisen – und damit eine so geringe Wahrscheinlichkeit für den Start der ersten Zinsanhebung einpreisen wie seit dem ganzen Jahr nicht. Auch die Erwartung für den März 2016 ist gefallen – sie liegt nun bei 47%, auch das ein Jahrestief.

Der Grund für diese neuerliche Wende der Zinserwartungen sind insbesondere die gestrigen US-Konjunkturdaten. Hier vor allem die US-Erzeugerpreise, die mit -0,5% deutlich stärker gefallen waren als erwartet. Wichtig: die Preise wären auch rückläufig gewesen ohne den Faktor Energie – und das deutet auf deflationäre Tendenzen. In einem solchen Umfeld die Zinsen anzuheben, so der Marktkonsens, mache einfach keinen Sinn. Auch die US-Einzelhandelsumsätze ganz schwach, ohne die Autoverkäufe wären sie um 0,3% gefallen – das erste Mal seit Januar. Und dann gestern Abend das Beige Book, das den Druck auf die US-Exporte aufgrund des starken Dollars hervorhob – all das nicht eben ein Argument, den Dollar durch Zinsanhebungen noch weiter zu stärken.

All das bringt der „Fed-Flüsterer“ John Hilsenrath, Autor beim Wall Street Journal, in einem Artikel auf den Punkt. Hilsenrath ist gewissermaßen als Interpret der Fed das, was Marcel-Reich Ranicki für die Literatur war: eine absolute Autorität. Er gilt als Sprachrohr der Fed – und sein Artikel ist ein Abgesang auf die doch nicht kommende Zinswende. Neben den Konjunkturdaten sind es die Ansichten von Hilsenrath, die die asiatischen Märkte stark unterstützen und zu einer massiven Rally von Schwellenländer-Währungen führen: so steigt die indonesische Rupie um 1,8% (zwischenzeitlich sogar um 3%) zum Dollar, die meisten anderen Währungen der Schwellenländern gewannen heute Nacht um die 1% zum Greenback.

Nun bleibt abzuwarten, ob die Party in den Schwellenländern sich auch auf die europäischen Märkte übertragen läßt. Wenn ja, dürfte das jedoch mit angezogener Handbremse laufen, da es vor allem die Aktienmärkte und Währungen der Schwellenländer waren, die in Erwartung einer baldigen US-Zinsanhebung verprügelt worden waren. Die Stimmung für die Schwellenländer war derart schlecht, dass nun eine Rally kommen wird. Nicht mehr und nicht weniger. Die westlichen Aktienmärkte aber bleiben gefährdet – die Konjunkturdaten sind derart schlecht, dass die Freude über eine Verschiebung der Zinswende dadurch neutralisiert wird.



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2 Kommentare

  1. Ja das dürfte vielleicht sogar ein neu aufgelegtes QE Programm geben! Ich hoffe es!!:)

    1. Ich denke, daß wir jetzt auch in eine Zeit eintreten werden, in welcher man immer schwerer Sarkasmus von wirklicher Dummheit unterscheiden kann.

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