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Fed – Zinsentscheidung und die Börse

Heute wird die Fed ihren Zinsentscheid bekannt geben - und die Entwicklung der Märkte im Vorfeld der Entscheidung ist durchaus bemerkenswert

Heute Abend wird die Fed bekanntlich ihren Zinsentscheid bekannt geben – und die Entwicklung der Märkte im Vorfeld der Entscheidung ist durchaus bemerkenswert!

War da etwas? Die US-Indizes schlossen am Dienstag auf ihrem Tageshoch, unweit der Allzeithochs. Dabei waren die Chancen auf eine stärkere Korrektur auf dem Papier doch außergewöhnlich gut. Acht Tage steigende Kurse im Dow Jones am Stück, dann der Anschlag in Saudi-Arabien mit einem Preisanstieg im schwarzen Gold von 20 Prozent innerhalb kurzer Zeit und die Gefahr eines Militärkonflikts in der Golfregion. Vor nicht allzu langer Zeit hätten solche Ereignisse in den Indizes diesseits und jenseits des Atlantiks bestimmt zu Kurseinbrüchen von fünf Prozent geführt. Dagegen, was für müde Abschläge in den letzten beiden Tagen! Was ist heutzutage anders?

 

Die Zinsentscheidung der Fed heute Abend

Bessere US-Produktionszahlen, ein noch stabiler Arbeitsmarkt und starke Einzelhandelsumsätze vertreiben nähere Rezessionsängste und die Renditen der Rentenmärkte klettern nach oben – die Zinskurve versteilt sich.

Das alles spricht eigentlich gegen Zinssenkungen der Fed und erst recht gegen größere „rate cuts“. Aber kann sich der Fed-Chef so ein Zeichen der Unabhängigkeit seiner Institution eigentlich leisten? Seine letzte Zinssenkung hatte er als „midcycle adjustment“ bezeichnet, praktisch als Vorsichtsmaßnahme der Fed in der Mitte des laufenden Konjunkturzyklus.

Jetzt ein Abwarten in Zeiten eines weltweiten Zinssenkungszyklus und der Gefahr der weiteren Aufwertung des US-Dollars mit Folgen für den Export? Zudem bärge dies eine richtige Enttäuschung für die Aktienmärkte nach der zinsinduzierten Rally in den vergangenen Tagen. Nachdem die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in der „Fed Survey“, eine auf 2020 gerichtete Umfrage bei CNBC, die auf 31,7 Prozent geklettert ist, den höchsten Stand seit August 2011 erreicht hat.

Ganz unabhängig von den brachialen Forderungen des US-Präsidenten zu großen Zinssenkungen – wie fieberhaft wird man im Offenmarktausschuss der Fed an einer plausiblen Vorgehensweise arbeiten? Nachdem man am Jahresende mit Zinsanhebungen und Bilanzreduzierungen die Wirtschaft fast abgewürgt hatte, jetzt einfach die Füße still halten? Und sollte sich dann die US-Konjunktur tatsächlich stark abschwächen, sich dem Vorwurf aussetzen, man habe weder im Aufschwung noch im Abschwung eine richtige Einschätzung der Märkte gehabt?

Nein, Powell wird liefern. Mit einem kleinen Schritt sowie der Aufrechterhaltung der Hoffnung auf weitere Maßnahmen, sollten dies die Daten erfordern.

Wie es schon in vielen Artikeln von diversen Autoren bei FMW dargelegt wurde:

Die westlichen Volkswirtschaften verkraften in ihrem Verschuldungsdilemma derzeit keine Zinsen mehr. Und da sollten nur die USA mit ihren 22,5 Billionen Dollar Staatsschulden – was immerhin einem Drittel der handelbaren Staatstitel entspricht – weiter Zinsen zu ungefähr zwei Prozent anbieten? Das hätte gravierende Folgen für den US-Dollar und die Exportwirtschaft!

Zum Thema Devisenhandel gibt es neue Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr (BIZ): Demnach werden an den Devisenmärkten Volumina von 6,6 Billionen Dollar täglich bewegt, fast ein Drittel mehr als vor drei Jahren. Besonders stark wuchs der Derivatehandel, durch den sich Währungsschwankungen abgesichern lassen. Wie will man sich hier gegen eine Aufwertung der eigenen Währung wehren, zumal der Dollar nach dieser Studie an neun von zehn Währungsgeschäften beteiligt war? Bleiben eigentlich nur die Veränderungen in der Zinslandschaft.

Dass sich auch Wirtschaft und Devisenhandel entkoppelt haben, zeigen die Zahlen des Exportlandes Deutschland. Hier werden gerade einmal eineinhalb Prozent aller Devisentransaktionen abgewickelt, trotz der Bedeutung des deutschen Außenhandels.

 

Der große Verfall am Freitag

Wie sieht es eigentlich mit der Positionierung der Großanleger für den am Freitag anstehenden großen Verfall aus? Haben die stark unterinvestierten US-Investmentfonds sowie die Hedgefonds ihre Quote angehoben oder müssen sie nach dem Verfallstag auf den Zug aufspringen, falls der Markt weiterhin alle „bad news“ ignoriert? Das sind ganz spannende Fragen und es steht ganz zu erwarten, dass der Kampf um die 3025 Punkte im S&P 500 nicht ein sechstes oder siebtes Mal weitergeht. Die Devise könnte eher lauten, die Jahresendrally nimmt Fahrt auf oder es kommt zu einer Korrektur, die ihren Namen verdient hat.

Fazit – Fed und Zinssenkung

Es kommt nicht oft vor, dass sich die Markterwartungen so von den gegenwärtigen Wirtschaftsdaten entfernt haben. Die Märkte sehen eine sich wieder stabilisierende US-Konjunktur, eine sehr unterstützende Zinspolitik und eine kleine Lösung im Handelsstreit. Da darf es eigentlich in keinem Punkt zu einer Enttäuschung kommen.

Kriegen wir eine 2.0-Neuauflage des Spruches von Chuck Prince vom Sommer 2007, als er angesichts einer aufziehenden Bankenkrise noch immer animierte: „Solange die Musik spielt, muss man aufstehen und tanzen“ und „wir tanzen immer noch.“? Vier Monate später musste die Bank 20 Milliarden Dollar abschreiben. Was wird in diesem Zyklus der Auslöser für die Rezession sein? Ein Kollaps der verschuldeten Unternehmen (von Zombie bis BBB) infolge steigender (Markt-)Zinsen und Inflation? Heute Abend wird Jerome Powell vermutlich wieder für einen kleinen Aufschub sorgen.

 

Die Fed wird wohl heute die Zinsen senken



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