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Fiat Chrysler und Renault: Fusion abgesagt – Paris schießt quer?

Erst am 27. Mai hatte Fiat Chrysler öffentlich verkündet mit Renault fusionieren zu wollen. Der weltweit drittgrößte Autohersteller wäre entstanden. Heute nun die Absage. Fiat Chrysler erklärt offiziell, dass man von einer Fusion Abstand nehme. Kurios: Man schreibt gleichzeitig, dass man inhaltlich nach wie vor von der Fusionsidee überzeugt sei.

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Aber in unserem Artikel vom 27. Mai schrieben wir bereits (was für eine Vorahnung) Zitat „Ohhh, meinen wir. Ob die stolzen Franzosen das mitmachen werden? Kaum vorstellbar.“ Und ja, so kommt es nun auch. Mit „Franzosen“ meinen wir nicht das Management von Renault, sondern den französischen Staat. Seit hunderten Jahren ist Frankreich eine Volkswirtschaft, die extrem staatslastig ist. Der Staat mischt aktiv mit, favorisiert Großunternehmen, die gerne auch unter staatlichem Einfluss stehen. Und kommt es zu Fusionen großer französischer Unternehmen mit ausländischen Konkurrenten, dann besteht Frankreich in der Regel darauf, dass Firmenzentrale und Know How in Frankreich verbleiben. Airbus ist da nur das beste Beispiel (vereinfacht gesagt).

Und so kommt es, wie es kommen musste. Fiat Chrysler zieht das Fusionsangebot an Renault zurück, weil es klar geworden sei, dass es „zur Zeit in Frankreich kein politisches Klima dafür gebe, dass die Fusion erfolgreich umgesetzt werden könne“. Im Klartext: Der französische Staat, der 15% der Renault-Anteile hält, schießt wohl quer. Sollte die neue Konzernzentrale außerhalb Frankreichs liegen, wie auch die Entwicklungsabteilungen etc? Unvorstellbar bei der industriepolitischen Staatsraison in Paris. Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte erst gestern dem Fernsehsender BFMTV, dass man sich Zeit bei den Gesprächen nehmen solle, um „die Dinge richtig zu machen“. Also beharrte er wohl im Sinne Frankreichs auf der neuen Konzernzentrale in eigenen Land?

Hier Fiat Chrysler im Wortlaut (entscheidende Stelle fett markiert):

The Board of Fiat Chrysler Automobiles N.V. (“FCA”) (NYSE: FCAU / MTA: FCA), meeting this evening under the Chairmanship of John Elkann, has resolved to withdraw with immediate effect its merger proposal made to Groupe Renault. FCA remains firmly convinced of the compelling, transformational rationale of a proposal that has been widely appreciated since it was submitted, the structure and terms of which were carefully balanced to deliver substantial benefits to all parties. However it has become clear that the political conditions in France do not currently exist for such a combination to proceed successfully. FCA expresses its sincere thanks to Groupe Renault, in particular to its Chairman and its Chief Executive Officer, and also to the Alliance partners at Nissan Motor Company and Mitsubishi Motors Corporation, for their constructive engagement on all aspects of FCA’s proposal. FCA will continue to deliver on its commitments through the implementation of its independent strategy.

Paris blockiert Fusion Fiat Chrysler Renault?
Elysée Palast in Paris. Hier liegt wohl das Problem. Foto: Remi Mathis CC BY-SA 3.0



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1 Kommentar

  1. Als rationaler Aktionär würde ich auch niemals einer Fusion mit FIAT Chrysler unter diesen Bedingungen zustimmen. Die Bewertung für Renault ist lächerlich, die für FCA übertrieben.
    Da konnte man nur froh sein, falls die Manager bei Renault es nicht besser können, dass der Staat wenigstens richtig verhandelt. In Deutschland wäre es auch schön, wenn wir unsere Firmen nicht ausverkaufen würden. Demnächst sind wir alle nur noch Lohnsklaven und es gibt keine deutschen Eigentümer mehr von hiesigen Firmen. Dass der Staat darauf besteht, dass Arbeitsplätze und KnowHow im Land bleiben, daran sollte sich D mal ein Beispiel nehmen.

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