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Finanzinvestor KKR hält jetzt schon 20% an Axel Springer – Marschroute klar?

Warum steigt ein Finanzinvestor bei einem Verlag wie Axel Springer ein? Aus Nächstenliebe? Oder weil man den unabhängigen Qualitätsjournalismus fördern möchte? Wohl kaum. Ein Finanzinvestor wie KKR kauft Aktien von Werften, Stahlproduzenten, Autobauern, und auch von Verlagen, immer aus dem selben Grund. Es soll richtig kräftig Rendite gemacht werden, und zwar möglichst schnell. So viel Rendite wie nur irgend möglich, bitte schön!

Investoren wie KKR bleiben ca fünf bis acht Jahre in Unternehmen investiert. KKR hat allgemein den Ruf mit Gewinn aus seinen Investments auszusteigen. Und heute hat Axel Springer bekanntgegeben, dass KKR nun mindestens 20% der Aktienanteile hält. Bekannt wurde das Angebot von KKR schon Ende Mai (wir berichteten). Schon irgendwie merkwürdig, dieser Deal. Man muss dazu sagen, dass dies keine feindliche Übernahme ist, sondern ein von Springer gewollter Einstieg.

Friede Springer und Verlagschef Döpfner halten zusammen 45,4% der Springer-Anteile. Sie behalten ihre Aktien, was mit dem Investor so vereinbart wurde. Entscheidend könnten die beiden Enkel von Axel Springer Axel Sven und Ariane Melanie werden. Denn sie halten zusammen fast 10% der Anteile. Von ihnen war offiziell nichts zu hören, ob sie an Bord bleiben wollen, oder verkaufen werden. Wenn theoretisch alle freien Aktionäre und die beiden Enkel an KKR verkaufen, hält der Investor die Mehrheit an Axel Springer.

Offiziell ist mit KKR vereinbart, dass keine Entscheidung im Verlag gegen den Willen von Friede Springer getroffen wird. Man darf erwarten, dass KKR nicht 20 oder 30 Jahre investiert bleiben wird – sondern „wie üblich“ vielleicht 5, 6, 7 Jahre? Denn es geht ja um Rendite, und nicht um langfristige Investments a la Warren Buffet. Wie viele der restlichen Aktionäre werden noch das Angebot bei 63 Euro annehmen? Ob es besonders viele sind, darf bezweifelt werden. Denn der Aktienkurs von Axel Springer notiert aktuell bei 63,25 Euro.

Warum sollte ein freier Aktionär seine Aktien zu 63 Euro verkaufen, wenn sie an der Börse schon mehr wert sind? Und warum kauft KKR nur über die Börse? Denn so fließt Springer ja kein frisches Geld zu. Also: Was soll diese strategische Partnerschaft bringen ohne frisches Geld? Übernahmen von Konkurrenten sind wohl kaum geplant? Ist die Expertise von KKR wohl eher gefragt in Sachen Restrukturierung, Kosteneinsparungen, Entlassungen etc? Erst vor wenigen Tagen berichtete die „FAZ“ von Befürchtungen des Springer-Betriebsrats vor einer Zerschlagung des Verlags.

Laut Verlagschef Döpfner (heutige Aussage) werde man mit KKR zusätzliche Chancen nutzen können und „unsere Wachstums- und Investitionsstrategie beschleunigen“. Also wird KKR doch Geld in den Verlag pumpen? Als Kredit? Gerade in der Verlagsbranche macht doch so ein Einstieg nur Sinn, wenn Potenzial für Kosteneinsparungen vorhanden ist – so möchten wir es fragend anmerken. Oder will KKR wirklich große Summen in Springer einschießen, und der Verlag soll andere große Konkurrenten schlucken, wodurch dann „mal so richtig kräftig“ Einsparpotenzial vorhanden wäre?

Im Chart sieht man die Springer-Aktie seit 2017. Rechts sieht man den Anstieg seit Juni, wo die Aktie dank der KKR-News kräftig anstieg. Seitdem hängst sie auf den Niveau des Angebotspreises des Investors um die 63 Euro herum. Erhofft sich die Börse in den nächsten Wochen noch eine Nachbesserung des Angebots?

Axel Springer Aktie

Axel Springer
Redaktionsräume von Axel Springer. Foto: Ralf Roletschek CC BY-SA 3.0



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