Devisen

Nächste Finanzkrise schwer vorhersehbar? 65 Billionen Dollar in Währungsderivaten wecken Besorgnis

Institutionen außerhalb der USA halten über Währungsderivate (Swaps) ca 65 Billionen Dollar an "fehlenden" Dollar-Schulden.

US-Dollar

Ein aktueller Bericht wirft einen Blick auf die gigantischen Dimensionen des Devisenmarkts, und des für die Öffentlichkeit nicht sichtbaren Risikos im Finanzsystem. Wie Bloomberg berichtet, halten Institutionen außerhalb der USA über Währungsderivate schätzungsweise 65 Billionen Dollar an „fehlenden“ Dollar-Schulden außerhalb ihren Bilanzen, und erschweren es damit den politischen Entscheidungsträgern weltweit, die nächste Finanzkrise vorherzusehen. Laut einem Papier der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist diese sehr kurzfristige, versteckte Verschuldung Teil einer „riesigen, fehlenden und wachsenden“ Schuld, die z. B. Pensionsfonds durch Devisenswaps und andere Derivatgeschäfte haben.

Devisenswaps auch Krisenherde während Finanzkrise und Corona-Pandemie

Dies ist ein Problem, so die BIZ, da Devisenswaps sowohl während der globalen Finanzkrise als auch in den ersten Tagen der Pandemie zu den Krisenherden gehörten, als die Zentralbanken aufgrund der angespannten Lage bei der Finanzierung des Dollars eingreifen mussten, um notleidenden Kreditnehmern zu helfen. „Es ist nicht einmal klar, wie viele Analysten sich der Existenz der großen außerbilanziellen Verpflichtungen bewusst sind“, sagten die Forscher Claudio Borio, Robert McCauley und Patrick McGuire und merkten an, dass das Fehlen von Informationen über diese Form der Dollar-Kreditaufnahme die politischen Entscheidungsträger in die Enge treibt.

„So werden in Krisenzeiten Maßnahmen zur Wiederherstellung des reibungslosen Flusses kurzfristiger Dollars im Finanzsystem – zum Beispiel Swap-Linien der Zentralbanken – in den Hintergrund gedrängt“, heißt es in dem Bericht. Die Ergebnisse, die auf den Daten einer alle drei Jahre durchgeführten Untersuchung der globalen Devisenmärkte zu Beginn dieses Jahres basieren, bieten einen seltenen Einblick in das Ausmaß der versteckten Verschuldung. Der Gesamtbetrag der Dollar-Schulden aus Derivaten beläuft sich auf mehr als 80 Billionen Dollar und übersteigt damit den kombinierten Wert von Dollar-Schatzwechseln, Pensionsgeschäften und Commercial Paper, so die BIZ.

Risiken

Banken mit Hauptsitz außerhalb der USA tragen 39 Billionen Dollar dieser Schulden – mehr als das Doppelte ihrer bilanziellen Verpflichtungen und das Zehnfache ihres Kapitals, so das Papier. Bei einem Devisenswap könnte ein niederländischer Pensionsfonds Dollar ausleihen und Euro verleihen, um später die Dollar zurückzuzahlen und Euro zu erhalten. Dies ähnelt konzeptionell einer Repo-Vereinbarung, mit dem Unterschied, dass die Währungen anstelle von Sicherheiten wie Anleihen ausgetauscht werden, so das BIZ-Papier. Ein Großteil der Dollar-Schulden ist sehr kurzfristig und kann zu Engpässen bei der Dollar-Finanzierung führen, so die Forscher.

In einem anderen BIZ-Papier wurde festgestellt, dass schätzungsweise 2,2 Billionen Dollar des täglichen Devisenumsatzes dem Erfüllungsrisiko unterliegen. Dies bezieht sich auf die Möglichkeit, dass eine Partei eines Geschäfts die geschuldete Währung nicht liefert, was zu erheblichen Verlusten für die Marktteilnehmer führen kann, manchmal mit systemischen Folgen.

Dies geschah in berüchtigter Weise, als das deutsche Bankhaus Herstatt 1974 zusammenbrach, was die Regulierungsbehörden dazu veranlasste, den Basler Ausschuss einzurichten. Das Risiko besteht nach wie vor, weil die „Zahlung-gegen-Zahlung“-Vereinbarungen – bei denen die Überweisungen so koordiniert werden, dass keine der an einem Geschäft beteiligten Parteien eine Forderung behält, nachdem sie ihre Verpflichtungen erfüllt hat – für bestimmte Geschäfte nicht verfügbar, ungeeignet oder zu teuer sind, so das BIZ-Papier.

„Es gibt ein schwindelerregendes Volumen an außerbilanziellen Dollar-Schulden, die teilweise verborgen sind, und die Abrechnung des Wechselkursrisikos bleibt hartnäckig hoch“, sagte Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ.

FMW/Bloomberg



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13 Kommentare

  1. Buy the Dip. 16h03

  2. Und die könen alle ruhig schlafen ?
    Wusste doch, daß da jede Menge Leichen im Keller liegen
    das Beste wärs, die Gläubiger verzichten,
    oder sind diese 80 Billionen nur eine hin und her transferierte Zahl die keine große Bedeutung hat, also nicht beunruhigen soll.

    1. Sie sind sich aber bewusst, dass Sie selber Gläubiger sind?
      Z.B. Rentenkasse.

      1. Zahlt nicht die jetzige berufstätige Generation die Rente für die Rentner ? jedenfalls bei uns ? In der Rentenkasse ist wenig bis kaum Geld. Da wurde vor Jahren auch die Auszahlung von Mitte des Monats auf Ende des Monats verschoben um den Kasseninhalt zu strecken. Auch stockt der Staat auf, deswegen ist mir da wenig bewusst, was die Derivate mit den Sozialabgaben zu tun haben. Nur insoweit, daß sie eine Gefahr fürs System sind.

  3. sicher dass es 65 Billionen sind und nicht Milliarden??

    1. Billionen, nicht Milliarden!

  4. Hi! Mich würde sehr interessieren wie dieser Stand der Derivate im Jahr 2008 ausgesehen hat.
    Kristian

  5. Na Hr. Oberst ,da haben sie ja direkt das richtige Faß aufgemacht ! Deswegen knallt die Dollarzinspeitsche immer lauter. Der Endpunkt ist erreicht ,wenn der globale Produktivitätszuwachs oder auch durch Einschränkung des Energieumsatzes die laufenden Zinszahlungen nicht mehr gedeckt werden können.
    Wir werden es aber als erstes am Aktienmarkt sehen,wenn selbst unter massivsten Zahlungsbilanzbetrügereien
    (mehrfache Anleihenrückkäufe etc. )die Kurse nicht mehr weiter steigen,dann ist Ende mit der Schwurbelei und das Zeitalter des Goldes wieder da. Aber keine Sorge ,das dauert noch.

  6. @ Kristian

    Ich kann mich noch gut an die Finanzkrise erinnern und ich habe im Hinterkopf noch die ungefähre Höhe von um und bei 50 Billionen Euro an Derivaten bei der deutschen Bank.

    Hier mal ein Googleergebnis zur damaligen Situation:

    https://www.faz.net/aktuell/finanzen/50-billionen-euro-deutsche-bank-hat-hohen-derivatebestand-12967565.html

  7. Pingback: Medungen und Nachrichten vom 6.12.2022 | das-bewegt-die-welt.de

  8. Warum verbietet man nicht einfach den Handel mit Derivaten und bleibt beim übersichtlichen Handel mit Aktien, Anleihen und Fonds?

  9. Nochmal erklärt. Video mit Übersetzungsfunktion.

    https://www.youtube.com/watch?v=fLGMxH9KFa8

    Maintakaway : Werden nächstes Jahr fällig,bzw. revolviert. Bis zu 100 Bio. ist mal ne richtige Hausnummer.

    Wir können nur hoffen ,daß JayPo weiter stringend Dollares teuer macht,damit die Herrschaften endlich lernen,daß man Risiko nicht wegdrucken kann und den schwarzen Peter jemand Anderem zuschustern kann.

    MoralHazard heißt das ,ich habs hier schon 1 Mio. mal geschrieben .Risiko und Haftung ,es ist immer die gleiche Wurzel. Bankster,Politiker,Mediziner,Juristen die ganze Mischpoke rückratlos, anmaßend ,immer aus den gleichen Ecken kommt der Zirkus. Wenn dann die Zahlen korrekt nachgerechnet werden ,werden immer Handschellen fällig !

  10. Dann ist es immer gut, wenn man seine Ersparnisse in Anlagen hat, die keinen Schuldner haben.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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