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Die Entstehung des 2. Flash Crash nach 2010 Flash Crash: So kam es Dienstag an der Wall Street zum Debakel

Flash Crash Wall Street

Am Dienstag kam es an der Wall Street (genauer: an der NSYE) zu einem Flash Crash – viele erinnert das an das Ereignis am 06.Mai 2010, als Indizes wie der Dow Jones in wenigen Minuten um knapp 10% gefallen waren, um jedoch dann große Teile der Verluste schnell wieder auzuholen. Der Unterschied zu 2010 aber ist, dass damals Indizes von dem Flash Crash betroffen war – am Dienstag hingegen waren es „nur“ Aktien. Allerdings nicht gerade „kleine“ Aktien, sondern Schwergewichte wie Walmart, Wells Fargo und viele mehr (vor allem Aktien aus dem größten Index der Welt, dem S&P 500). Zwischenzeitlich verloren viele dieser Werte zweistellig und wurden daher vorübergehend vom Handel ausgesetzt (circuit breaker). Wie aber konnte es zu diesem Flash Crash kommen? Darüber berichtet nun Bloomberg.

Der Flash Crash an der Wall Street am Dienstag

Mehr als tausend Kilometer von der Wall Street entfernt steht das Backup-Rechenzentrum der New Yorker Börse in Chicago rund um die Uhr bereit, falls der weltweit größte Aktienmarkt von einer Katastrophe heimgesucht wird.

Nach Marktschluss schalten die Mitarbeiter der New York Stock Exchange die Systeme tagtäglich einmal aus und wieder an, um sicherzustellen, dass an der Wall Street alles sauber läuft. Im Vorfeld des dienstäglichen Handels versäumte es jedoch ein NYSE-Mitarbeiter, das Notsystem ordnungsgemäß herunterzufahren. So beschreiben den Vorfall Personen mit direkter Kenntnis der NYSE-Betriebsabläufe.

Der Fehler führte zum Desaster. Bei der Eröffnung des Handels am Dienstagmorgen kam es zu heftigen Marktschwankungen. Das Chaos betraf mehr als 250 marktschwere Aktien an der Wall Street, darunter Wells Fargo, McDonald’s, Walmart und Morgan Stanley. Manche Aktienkurse schwankten innerhalb weniger Minuten um 25 Prozent!

Schadensersatz

Die Börse hat wegen des Flash Crash Tausende Geschäfte storniert. Noch steht nicht fest, was das kosten wird. Sicher ist hingegen, dass Marktprofis wie Daytrader verunsichert sind und auf eine Erklärung der Börse warten zu dem, was sie bislang als “manuellen Fehler” in ihrer “Disaster-Recovery-Konfiguration” bezeichnet.

“Sie müssen sich etwas Besseres einfallen lassen”, um Investoren und Aufsichtsbehörden zu beruhigen, sagte Joseph Saluzzi von Themis Trading, der ohne Verluste davonkam. “Systeme versagen, wir verstehen das, aber es gibt es null Toleranz, wenn es um die Eröffnungs- und Schlussauktion geht.”

Weil das Backup-System in Chicago nicht wie üblich heruntergefahren und neu gestartet wurde, sondern über Nacht weiter lief, behandelten die Computer der Börse die Eröffnung um 9:30 Uhr als einfache Fortsetzung des Handels an der Wall Street. Sie übersprangen die Eröffnungsauktion, die normalerweise die regulären Anfangspreise bestimmen.

Wegen der fehlenden Anfangspreise gingen Orders zu allen möglichen Preisen durch. Das löste bald Sicherungsmechanismen (eben die circuit breaker) aus, die heftige Marktschwankungen verhindern sollen. In der ganzen Finanzwelt schrillten die Alarmglocken.

Die NYSE-Manager brauchten Stunden, um das Problem zu lokalisieren und sicher zu sein, dass es keine weiteren Auswirkungen geben würde. Es wurde geprüft, ob die Transaktionen gemäß dem Börsenreglement als “eindeutig fehlerhaft” eingestuft und storniert werden konnten. Kurz vor 15 Uhr Ortszeit kündigte die Börse am Dienstag an, die fragwürdigsten Transaktionen rückgängig zu machen.

Welche Kosten das Debakel nach sich ziehen könnte, hat die NYSE noch nicht ermittelt. Informierten Personen zufolge machen erste Firmen bereits Ansprüche geltend. Die Betroffenen haben bis drei Tage nach dem Vorfall Zeit, etwaige Schäden anzumelden, also bis Freitag.

FMW/Bloomberg

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6 Kommentare

  1. Verschwörungstheoretiker

    „Im Vorfeld des dienstäglichen Handels versäumte es jedoch ein NYSE-Mitarbeiter, das Notsystem ordnungsgemäß herunterzufahren.“

    Die Wahl zum Mitarbeiter des Monats ist für den Kollegen wohl gelaufen ;-)

    Aber es ist beruhigend zu hören das es nur eines Trottels bedarf, um die NYSE ins Chaos zu stürzen ;-)

    Die NYSE-Manager brauchten Stunden, um das Problem zu lokalisieren und sicher zu sein, dass es keine weiteren Auswirkungen geben würde.

    Und die Managementebene scheint auch echt Spitze zu sein!

    Anstatt sich vorab Gedanken zu machen wie so ein Problem vermieden werden kann (vielleicht 4 oder besser 6 Augenprinzip bei den Summen), versucht man dass Problem im Nachgang wie eine Horde aufgeschreckter Hühner in den Griff zu bekommen ;-)

    Also wenn die Erklärung zu dem Flash Crash Wirklichkeit sein sollte, dann würde ich an der NYSE nicht allzu viel Handeln ;-) Irgendwie hört sich die Story unglaublich an….

    Vielleicht wollen uns die Verantwortlichen in der NYSE mit der Story aber auch einen Bären aufbinden und es waren in Wirklichkeit russische Hacker???

    Die führen zur Zeit DDoS Angriffe usw. aus ;-)

    https://www.merkur.de/politik/ukraine-news-krieg-pro-russische-hacker-drohen-cyberangriffen-banken-regierung-deutschland-92049359.html

    Und die USA liefern ebenfalls Panzer…

    Das wäre doch mal eine vernünftige Verschwörungsstory oder?

  2. Das Backup-RZ muss einmal träglich aus- und wieder einschalten, damit die Börse läuft? Manuell?

    Wer soll diesen Unsinn glauben?

    1. Verschwörungstheoretiker

      Ich stelle mir das so vor:

      Ein Mitarbeiter der NYSE zum besagten Trottel am Vorabend des Flash Crash: „Ey Joe, stellst du heute mal nach Feierabend das Notsystem ab?“

      Trottel Joe zum anderen NYSE Mitarbeiter: “ Ey Jerome, kein Problem. Ich drück gleich den Knopf“

      Ein Tag später beim Trottel Joe im Gehirn als er die NYSE betritt…..Hmmm…da war doch was. irgendetwas wollte ich doch gemacht haben…hmmm…warum rennen hier alle wie aufgescheuchte Hühner herum???

      Der andere NYSE Mitarbeiter zum Trottel Joe: „Ey Joe, der Chef will dich sehen. Der ist echt wütend.“

      Beim Trottel Joe im Gehirn……Sch…..ße der Knopf….voll verpennt. Mist.

      Chef zum Trottel: „Mensch Joe du Trottel. Wie konntest du nur vergessen den Knopf am Rechner zu drücken. Mach das nicht wieder. Los, ab an die Arbeit“

      …Story to be continued.

      In der nächsten Episode….Trottel Joe pennt bei der Arbeit ein und kommt mit der Stirn auf den Verkaufsknopf und verursacht einen Schaden von 10 Millionen Dollar….

      So oder so ähnlich muss das gewesen sein. ;-)

      1. Verschwörungstheoretiker

        Soeben erreichte mich ein Video, welche die internen Betriebsabläufe der NYSE zeigen.

        https://youtu.be/e0kiKL0y4yc

        Demnach könnte die offizielle Version doch stimmen😂

  3. Wo Rauch ist,könnte bald Feuer sein

    Der Flash -Crash war nur die Hauptprobe des kommenden Crashs.Es gibt noch andere Varianten, im Wirtschaftskrieg wo man Russland wirtschaftlich zerstören will, könnten wirklich Hacker am Werk gewesen sein.Da jetzt jahrelang einige Schlaumeier über Nacht in engen Märkten die Börsen trieben und die Shortis verarschten, könnten russische Oligerchen jetzt das Spiel auf der Unterseite probieren.
    Oder reiche Russen oder Oligarchen ziehen einfach ihr Geld zurück, da ja bekannterweise jedermann in den grossen Amititeln investiert ist.Mir wäre auf jeden Fall mit einem grossen Aktiendepot nicht wohl, und obwohl das alte Mantra, dass Aktien über 30Jahre immer gut sein sollen( was früher galt) möchte den nächsten 20% Taucher lieber nicht erleben.

  4. @FMW:

    Es würde mich mal interessieren, ob die Knock-Outs, die durch den Flash-Crash bei diversen Knock-Out-Produkten ausgelöst wurden, wieder revidiert und die alten Positionen wieder ins Depot eingebucht werden. Ist einem der FMW-Redaktionären dahingehend irgendetwas bekannt?
    Ansonsten würde sich der alte lateinische Spruch: „Cui Bono?“ aufdrängen.

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