Indizes

Folker Hellmeyer: „Ohne Draghi wäre Italien pleite!“

Eine Permabulle und Daueroptimist über die Lage in Italien..

Pure Panik heute am italienischen Anleihemarkt – die Rendite der 10-jährigen italienische Anleihe steigt heute im Hoch auf 3,38% und kann sich seitdem unter imenser Volatilität (heute eine Handelsspanne von 900 Ticks!!) wieder etwas nach unten entwickeln:


(Chart durch anklicken vergrößern)

Italiens Notenbankchef Ignazio Visco warnte heute vor einer Ausweitung der Verschuldung – dies sei keine adäquate Antwort in Zeiten einer lockeren Geldpolitik. Italien werden von wirtschaftlicher Logik gefesselt, nicht von EU-Regeln. Man sei, so Visco weiter, nur wenige Schritte von einer Vertrauenskrise entfernt – äh nunja, schon die heutige Entwicklung der italienischen Anleihemärkte zeigt doch gerade eine massive Vertrauenskrise!!

Folker Hellmeyer, Ex-Landesbanker in Bremen, meint: ohne Draghi wäre Italien schon längst pleite aufgrund horrender Zinssätzen auf seine Staatsanleihen, insofern seien die Forderungen von Lega und Cinque Stelle reine „Hybris“. Hellmeyer meint, das werde sich schon alles beruhigen, er glaubt ungebrochen an die Kraft der Aufklärung und die „normative Kraft des Faktischen“ (ein Adorno-Zitat) und meint tapfer, politische Börsen hätten kurze Beine – und das obwohl das Jahr 2018 doch der schiere Gegenbeweis gegen die weitgehend geistfreie Börsenweisheit ist, dass politische Börsen wirklich kurze Beine hätten..

Und den Dax hält Hellmeyer für sehr günstig, aber sehen Sie selbst:



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

15 Kommentare

  1. Folker Hellmeyer gilt hier als Daueroptimist??? Tatsächlich ist das doch seit Jahren der Lieblingsökonom aller VTler.

    “ ohne Draghi wäre Italien schon längst pleite aufgrund horrender Zinssätzen auf seine Staatsanleihen“

    Italien zahlt zur Zeit im Durchschnitt 3,1% auf die ausstehenden Anleihen – also genau das, wo aktuell die 10-jährigen notieren und damit mehr als die durchschnittliche Umlaufrendite über alle Laufzeiten. Nun gibt Italien zur Zeit aber vergleichsweise wenig für Zinsen aus, das war in den 1990ern weit mehr. Tatsächlich erwirtschaftet Italien sogar seit 1992 Primärüberschüsse und leidet „nur noch“ an den hohen Schulden, die in den 1970er und 1980er aufgebaut wurden.

    1. @tm, wie kommen Sie darauf, dass Italien Überschüsse produziert? Das ist nicht der Fall – immerhin wird das jährliche Defizit aber stets kleiner..
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167731/umfrage/haushaltssaldo-von-italien/

        1. @tm, das ist eine Definitionsfrage, ob man Zinszahlungen mit einrechnet oder nicht; in der EU jedenfalls gilt:

          Überschuß/Defizit + Zinszahlungen = Primärüberschuss/Primärdefizit

          (https://www.haushaltssteuerung.de/lexikon-primaersaldo.html)

          1. Ne, das ist keine Definitionsfrage. Ich schrieb: „Tatsächlich erwirtschaftet Italien sogar seit 1992 Primärüberschüsse“ und die Ausage ist so, wie ich sie geschrieben habe, vollkommen korrekt.

            Und Sie verlinken es doch nun korrekt: Wenn ich auf „normalen“ Saldo noch die Zinsausgaben dazu addiere, erhalte ich den Primärsaldo. Oder anders ausgedrückt, der Primärsaldo ist der um Zinsausgaben bereinigte Saldo.

            Daraus ergibt sich dann ja auch, dass Italien in Summe weiter Defizite aufweist, eben weil die Zinsen auf die weiterhin hohen Schulden bedient werden müssen. Am Primärsaldo kann ich aber ablesen, dass das Land auf einem guten Weg ist. Und ist der Primärüberschuss mindestens so groß wie die Differenz zwischen dem zu zahlenden Zins auf die Staatsanleihen und dem nominalem BIP-Wachstum multipliziert mit der Staatsschuldenquote, sinkt die Schuldenquote.

          2. @tm, aber Italien ist vor allem deshalb auf einem „guten Weg“ gewesen, weil die Zinsen durch die EZB-Politik in den letzten Jahren so niedrig waren auf die Schulden aus der Verganngenheit; das ändert sich jetzt gerade ziemlich heftig..

          3. ne, so niedrig waren die Schulden ja gar nicht. Wie gesagt, Italien bezahlt derzeit im Schnitt 3,1% auf seine ausstehenden Staatsanleihen, also mehr als die Umlaufrendite aktuell und das trotz des deutlichen Anstiegs.

            Zudem gilt doch eher umgekehrt: Italien hat Probleme mit den Schulden, weil diese in den 1970er und 1980ern aufgetürmt wurden – seit Anfang der 1990er Jahre kann man Italien keinerlei Vorwürfe mehr machen. Seit 1992 werden Primärüberschüsse erzielt – also lange vor Einführung des Euro und noch weiter vor der lockeren Geldpolitik der EZB – und von 1994 bis zum Ausbruch der Finanzkrise, an der Italien unschuldig war, sank die Staatsschuldenquote um 18 Prozentpunkte.

          4. waren die Zinsen nicht… nicht Schulden :-)

  2. Kein Zentralbanker dieses Planeten will die Verantwortung für das Platzen der Anleiheblase übernehmen. Daher gibt es QE Infinity, selbst wenn die Inflation vom Trab in den Galopp überzugehen droht. Auch der liebe Jens wird das nicht ändern, denn das Bild des „Bösen Deutschen“ will er nicht (zum dritten Mal) bedienen. Draghi to the rescue, whatever it takes … und jetzt bitte schnelle Übergabe an Weidmann und dann ab in den Fluchtbunker am Garda-See …

    1. Wo soll die Inflation denn herkommen, bei niedrigem Geldmengenwachstum, weiterhin hoher Arbeitslosigkeit in der Eurozone, immer noch unterausgelasteten Kapazitäten?

      1. Aus dem Vertrauensverlust! So einfach ist das :-)

  3. Folker Hellmeyer nehme ich sowieso nicht für voll, der hat meiner Meinung nach die Rosa Europa Brille auf und ist deshalb blind was die Realitäten betrifft.

  4. In nächster Zeit werden noch einige Permabullen , u.es gibt ja erstaunlich viele , auf die FRESSE kriegen. Einer von diesen bei der Baader Bank ,der kürzlich alle Probleme weggeredet hat, meinte ja kürzlich die EZB hätte schon die weisse Farbe bereit um die auftretenden SCHWARZEN SCHWÄNE weiss zu machen!
    Dass anscheinend die Italo– Banken noch viele türkische Kredite in ihren Büchern haben macht die Sache auch nicht besser.Die beiden BANKROTTEN können die EU jetzt gemeinsam erpressen.

  5. Diejenigen , die schon von der Sommerrally geredet haben müssen vorderhand mit der SAFETY CAR PHASE vorlieb nehme.Die Überraschung für mich ist nicht die jetzige Korrektur des DAX u.des Euro ,sondern der unverständliche Ausbruch beim April – Verfall. Die jetzt genannten Gründe waren doch schon jedem Börsenanalphabet bekannt.

  6. Auf Italien prasseln jetzt die nationalen und internationalen Finanzmedien hagelartig ein und machen den Bürgern gehörig Angst. Auch der Briefträger weiß jetzt, was Spread, Moodys und Draghi bedeuten. Die neuen Parteien müssen im Herbst gegen die geballte Propaganda der Finanzlobby anrennen und da die Bürger nicht besonders risikofreudig sind, ist der Wahlausgang nicht voraussehbar.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage