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Fondsmanager-Umfrage: Man schaut verstärkt nach Europa

Wieder einmal liegt die monatliche Umfrage der Bank of Amerika vor. Und einmal mehr bekräftigen die Fondsmanager, ihr Engagement in Europa ausbauen zu wollen. Nicht ganz uninteressant für die hiesigen Märkte, schließlich bewegen diese Manager Fonds in einem Volumen von 607 Milliarden Dollar.

Der Vergleich US-Aktien und europäische Titel

Laut der neuesten Studie von Bank of Amerika sind 17 Prozent der befragten Fondsmanager in europäischen Aktien übergewichtet, ein deutlicher Anstieg gegenüber der letzten Umfrage mit 7 Prozent. Tatsächlich betrug die Performance des europäischen Parameters, des Stoxx Europe 600, seit Anfang Juni 4,5 Prozent, während es bis zum Zeitpunkt der Umfrage beim S&P 500 gerade mal drei Prozent gewesen sind. Dass dies kein Einmaleffekt gewesen sein könnte, zeigt auch die Absicht der 210 befragten Manager, von denen 20 Prozent angaben, auch in den kommenden 12 Monaten der Europaanteil in den entsprechenden Fonds ausbauen zu wollen. Auf Sicht von dreieinhalb Monaten, also seit die Aktienmärkte aus ihrem Coronatief starteten, liegt der US-Leitindex mit über 40 Prozent noch klar vor seinem europäischen Pendants mit 33 Prozent. Insgesamt betrachtet stehen die US-Aktien mit 21 Prozent Übergewichtung bei den Geldverwaltern gegenüber der Benchmark noch vorne, hinter Europa liegen die Emerging Markets mit 15 Prozent an dritter Stelle. Das bedeutet in der Summe noch eine Übergewichtung des Aktienanteils um fünf Prozent.

Der Vergleich in einem längeren Zeitraum

Das letzte Jahrzehnt war eindeutig die Dekade der US-Titel (gegenüber Europa) und dies aus mehreren Gründen. Die Gewinne der Unternehmen pro Aktie waren seit der Finanzkrise in den USA um 87 Prozent gestiegen, in Europa nur um zwei Prozent. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die wachsende Regulierung von Finanzdienstleistern, Versorgern und Telekommunikationskonzernen in Europa, die 30 Prozent im Stoxx 600 ausmachen. Dann die Ertragskraft der großen US-Tech-Unternehmen, die Steuerreform von Präsident Trump im Jahre 2017 und natürlich die gigantischen Aktienrückkäufe (wie CEOs ihre Unternehmen aufs Spiel setzen) in den USA in Billionenhöhe (> 5 Bio.$). Auf der Sicht von 10 Jahren ergeben sich hierdurch eklatante Unterschiefe in der Aktien-Performance: Stoxx 600 plus 145 Prozent – S&P 500 plus 292 Prozent. Damit sehen die befragten Manager ein Aufholpotenzial für europäische Aktien, nicht zuletzt, da die USA die Coronakrise „grauenhaft“ managen, so der Europachef von BlackRock, Martin Lück.

Wie sind die allgemeine Einschätzungen der Fondsmanager?

  • Die Fondsmanager bleiben vorsichtig, da sie große Befürchtungen einer zweiten Welle von Covid-19 haben. 71 Prozent halten die
  • Aktienmärkte für überbewertet, etwas weniger als noch im Juni, aber dennoch auf Rekordniveau.
  • Der Bull&Bear-Index von BofA liegt bei 2,9, Euphorie beginnt erst über 8.
  • Die Cashquote ist im letzten Monat von 4,7 auf 4,9 Prozent gestiegen.
  • Während 72% der Befragten ein stärkeres globales Wachstum (2021) erwarten, glaubt die Mehrheit, dass die Erholung nicht „V-förmig“ sein wird. Aktuell sind es 14 Prozent der Befragten, von 18 Prozent im Vormonat kommend.
  • Die „U-förmige“ Erholung wird weiterhin am wahrscheinlichsten gesehen (44 Prozent, nach 43 Prozent im Vormonat), aber mit einem W-förmigen“ Verkauf rechnen mittlerweile 30 Prozent (vorher 21%).
  • Was die Währung betrifft: Mittlerweile glauben 42 Prozent, dass der Euro aufwerten wird, verglichen mit 30 Prozent im Juni.

Etwas seltsam liest es sich, dass trotz der Skepsis gegenüber den überbewerteten Märkten (74 % sprechen von most overcrowded markets) die Fondsmanager ihre Positionierung in US-Healthcare und US-Tech erhöht, aber gleichzeitig die Gewichtung von Value und Banken weiter gesenkt haben. Wenn es zu einer zu einer von mir angedeuteten Rotation (siehe Banken-Berichtssaison) mit Gewinnmitnahmen bei den heiß gelaufenen Tech-Werte kommen sollte, ja dann müsste sich einiges in den Depots tun.

Fazit

Die Fund Manager bleiben laut der Umfrage der BofA vorsichtig, da die Befürchtungen wegen der zweiten Coronawelle zunehmen und auch schon das Wahlthema in den Fokus rückt. War (und ist) das ein Grund für die insgesamt steigenden Notierungen – die Wall of Worry? Skepsis über die weitere Konjunkturentwicklung, steigende Cashquoten und eine Underperformance gegenüber der Benchmark (S&P 500 respektive dem SPDR), das sind die Zutaten für diese meistgehassteste Rally seit Langem. Die vielen Kleinanleger (Robinhooder) und viele Nasdaq-Investoren mögen euphorisch sein in der jetzigen Phase des Aktienanstiegs – die Fondsmanager der großen Häuser sind es nicht. Jedenfalls wenn es nach ihren Aussagen bei der aktuellen Umfrage geht. Die hohe Cashquote und der Performancedruck gegenüber den „Passiven“, vielleicht ein Grund für die vielen kleinen Aufwärtsbewegungen der jüngeren Zeit – als kleine „Pain Trades“?

Frankfurter Börse - Fondsmanager schielen verstärkt nach Europa
Außenansicht der Frankfurter Börse. Foto: Mylius GFDL 1.2



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