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Fracking-Pleitewelle im April

Von Markus Fugmann

Im April droht eine Welle von Pleiten in der amerikanischen Shale-Industrie. Und das aus zwei Gründen.

Erstens werden mit Beginn des neuen Quartals die aus zukünftigen Bohrungen gewinnbaren Ölmengen von den Shale-Firmen neu bewertet. Bislang werden die Ölvorkommen noch mit 99 Dollar pro Barrel in den Bilanzen aufgeführt, mit Beginn des neuen Quartals muss diese Zahl massiv nach unten korrigiert werden. In der Regel werden im April und im Oktober (also nach Ende des ersten und dritten Quartals) die Ölvorkommen neu bewertet – auf der Grundlage des durchschnittlichen Preises der zwölf Vormonate. Damit fällt die Bewertung von 99 auf 80 Dollar – im Oktober droht dann eine noch heftigere Abwertung, weil die Ölpreise ab Sommer 2014 in den Sinflug gingen.

Öl Förderung in Texas
Ölpumpe in Texas; Foto: Flcelloguy / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Und zweitens reagieren die kreditgebenden Banken auf diese Verschlechterung in der Bilanz der Unternehmen und kappen die Kreditlinien – denn die (bislang mit 99 Dollar pro Barrel veranschlagten) Ölvorkommen waren als Sicherheit für die Kredite hinterlegt worden. Damit droht der Shale-Industrie der selbe Mechanismus wie einst beim Crash des amerikanischen Immobilienmarktes: gefallene Preise verringerten den Wert der auf Kredit gekauften Immobilien, es folgt eine Pleitewelle.

So meldete gestern eines der größten Shale-Unternehehmen in Texas, Sabine Oil & Gas Corp., dass die kreditgebende Bank die zur Verfügung stehenden Gelder stark gekürzt habe. Es gebe nun „substantielle Zweifel“, das Geschäft ungebrochen fortführen zu können. Sabine hat sich ca. zwei Milliarden Dollar bei Banken geliehen – kein Pappenstiel. US-Firmen sind verpflichtet, gekürzte Kreditlinien innerhalb von vier Arbeitstagen öffentlich mitzuteilen.

Betroffen sind aktuell jedoch – laut Angaben eines Insiders gegenüber Bloomberg – 10 weitere Firmen. Damit droht ein wahrer Teufelskreis: haben die durch den gefallenen Ölpreis ohnehin angeschlagenen Firmen weniger Kapital zur Ölförderung zur Verfügung, können sie weniger Öl fördern – und so verringert sich wiederum die Chance, Kredite zurück zahlen zu können. Die Kürzung der Kreditlinien liegt nach Angaben des Insiders zwischen 10 und 30%. Viele Firmen hatten in Antizipation gekürzter Kreditlinien eigene Aktien verkauft oder junk-bonds emittiert, um die erforderliche Liquidität sicher zu stellen.

Nächster Pleitekandidat ist Samson Resources Corp.: das Unternehmen, das mehrheitlich von der Private Equity Firma KKR & Co. kontrolliert wird, wies am Dienstag daraufhin, dass eine Insolventz die beste Option sein könnte. Droht bereits im April eine Pleitewelle, dürfte dann im Oktober – sollte der Ölpreis sich nicht deutlich erholen – ein wahrer Tsunami. Denn im Oktober müssen die Firmen dann erneut die Bewertungen ihrer Ölvorkommen revidieren – und dann dürfte die Abwertung noch sehr viel heftiger ausfallen als im April.



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