Hintergrund

Frank Schäffler: „An der Schuldenwirtschaft haben zu viele ein Interesse“

Frank Schäffler ist die Euro-kritische Stimme der FDP, konnte sich aber in seiner Partei nicht durchsetzen. Jetzt hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel „Nicht mit unserem Geld – Die Krise des Geldsystems und die Folgen für uns alle“, das am 12.09. erscheinen wird. Wir stellten im Vorfeld in der Rubrik „7 Fragen an..“ Frank Schäffler:

1. finanzmarktwelt.de Herr Schäffler, Sie sind innerhalb der FDP die Euro-kritische Stimme – jetzt hat die AfD Erfolg, weil sie die Bedenken der Deutschen gegen den Euro katalysieren kann. War es ein Fehler der FDP, nicht Ihre Euro-kritische Position zu vertreten?

Frank Schäffler: Ja sicherlich, die AfD ist ein Produkt falscher politischer Weichenstellung, auch meiner Partei. Aber mir ging es bei dieser Frage nie in erster Linie um meine Partei, sondern um den Rechtsstaat und die Demokratie. Beides wird seit Beginn der Schuldenkrise mit Füßen getreten.

2. finanzmarktwelt.de Sie waren in den letzten acht Jahren im Bundestag und haben die Beschlüsse zur Euro-Rettung live miterlebt. Hatten Sie den Eindruck, die Parlamentarier haben die Dimensionen des Problems wirklich begriffen, als Sie die Maßnahmen durchwinkten?

Frank Schäffler Das will ich nicht unterstellen. Letztlich ist das Parlament auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Klar ist, dass auch in der Bevölkerung keine breite Gegenbewegung gegen die Vergemeinschaftung der Schulden in Europa existiert. An der Schuldenwirtschaft haben zu viele ein Interesse. Die Banken, die Ihre Überschuldungssituation auf den Steuerzahler abladen wollen; die Exportindustrie, die von einem billigen Euro profitieren will; die Häuslebauer, die von niedrige Zinsen profitieren und so weiter und so fort. Sie alle haben einen starken Partner an ihrer Seite: Der Staat ist der größte Schuldner. Er kann alles versprechen und durch das Herunterprügeln der Zinsen durch die EZB auch alles finanzieren.

3. finanzmarktwelt.de: Die EZB hat kürzlich nicht nur die Leitzinsen gesenkt, sondern auch zwischen den Zeilen klar gemacht, dass sie durch Ausweitung ihrer Bilanzsumme und einen schwächeren Euro Inflation erzeugen möchte. Kommt jetzt der Umschlag von eher deflationären Tendenzen zur Inflation in der Eurozone?

Frank Schäffler: Dies geschieht erst, wenn die Menschen das Vertrauen in die Qualität des Geldes verlieren. Dann wollen Sie es möglichst schnell wieder los werden. Die Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit führt erst zur Inflation. Wann das kommt ist unklar. Klar ist, dass die Intervention der Notenbanken weiter geht. Der Ankauf von Kreditverbriefungen durch die EZB ist erst der Anfang. Die Rekapitalisierung der Banken in Südeuropa wird im Zuge des Bankenstresstests bereits zeitnah folgen. Die EZB hat noch einige Pfeile im Köcher. Es ist erst der Beginn einer umfangreichen Interventionsspirale der Staaten.

4. finazmarktwelt.de: In Ihrem Buch zeigen Sie sich als Anhänger der „Österreichischen Schule“ – eine auf Hayek und Ludwig van Mises zurück gehende ökonomische Denkrichtung, die insbesondere in den 1970er-Jahren Erfolge feierte. Die Probleme der 70er-Jahre ähneln fatal den heutigen Schieflagen, nur dass die Verschuldung inzwischen noch weitaus dramatischer geworden ist. Ist die Österreischische Schulde jetzt wieder aktueller denn je?

Frank Schäffler: Ja absolut. Die Österreichische Schule sieht die Überschuldungskrise von Staaten und Banken in erster Linie durch das staatliche Geldsystem verursacht, das Banken erlaubt, durch die Kreditvergabe Geld aus dem Nichts zu produzieren, ohne dass dafür jemals gespart wurde. Dieser Prozess der Geldproduktion wird durch die Geldpolitik der Notenbanken planwirtschaftlich gesteuert. Doch wer den Zins in einer Marktwirtschaft manipuliert, zerstört dieselbe und erzeugt Blasen an den Immobilien- und Aktienmärkten, die sich immer wieder korrigieren, sobald die Investoren die Fehlinvestition als solche erkennen und sich zurückziehen. Das ist die aktuelle Situation in den Krisenstaaten.

5. finanzmarktwelt.de: Sie kritisieren – wie die Österreichische Schule – das Zentralbanksystem und fordern die Einführung von konkurrierenden Privatwährungen. Aber würde damit der Staat (bzw. die EU) nicht eines seiner zentralen wirtschaftlichen Steuerungselemente verlieren, wenn es vorwiegend private und regionale Währungen gäbe?

Frank Schäffler: Im jetzigen System haben die Euro-Staaten die Geldpolitik auf die Europäische Zentralbank übertragen. Die EZB überschreitet derzeit ihr Mandat, da sie nach den Verträgen keine Wirtschafts- und Fiskalpolitik betreiben darf. Das Lösungskonzept der Euro-Retter ist es, durch billiges Geld der EZB, die Kreditvergabe der Banken anzuregen und damit Investitionen und Konsum zu fördern. Das ist das Konzept von gestern, das dazu geführt hat, dass diese Länder, die Banken und die privaten Haushalte heute in dieser Überschuldungssituation sind. Es wird dadurch nur noch schlimmer. Eine Lösung ist dagegen eine marktwirtschaftliche Geldordnung, in der der Staat sein Geldmonopol aufgibt und anderes Geld zulässt und nicht diskriminiert. Dadurch würde evolutorisch ein Geldwettbewerb entstehen. Wettbewerb führt in einer Marktwirtschaft dazu, dass sich das beste Geld durchsetzt. Wir erleben erste Ansätze derzeit mit dem Aufkommen der Cyber-Währung Bitcoin.

6. finanzmarktwelt.de: Sie behaupten, dass das derzeitige Geldsystem zwangsläufig zu Umverteilung und Ungerechtigkeit führt. Warum ist das so?

Frank Schäffler: Das Geldsystem verteilt um, von arm zu reich, von klein zu groß und von Privat zum Staat. Die die das Geld zuerst erhalten, können zuerst damit arbeiten und profitieren zuerst davon. Hier sind es die Banken, die das Geld über die Kreditvergabe produzieren und der Staat, dem die Notenbanken gehören. Am Ende der Reihe sind der Mittelstand und der Bürger, die die erhöhten Preise durch das billige Geld bezahlen müssen.

7. finanzmarktwelt.de: Abschließend gestatten Sie mir eine persönliche Frage: die FDP ist nicht mehr im Bundestag, Sie mußten sich auch persönlich ganz neu orientieren und haben jetzt dieses Buch geschrieben. Wie geht es Ihnen, und was sind Ihre Zukunftspläne?

Frank Schäffler: Ja, am 12. September erscheint mein neues Buch „Nicht mit unserem Geld – Die Krise des Geldsystems und die Folgen für uns alle“ im FinanzBuch Verlag, München. Darin geht es um die Ursachen der jetzigen Finanzkrise, meine Erlebnisse im Deutschen Bundestag sowie die Folgen dieser Politik des Interventionismus und was meine Vorschläge zur Überwindung der Krise sind. Es ist ein Buch, das Aufrütteln will und Alternativen für die derzeitige Schuldenwirtschaft aufzeigt. Darüber hinaus gründe ich gerade den klassisch-liberalen Think Tank „Prometheus – Das Freiheitsinstitut“, der an die Tradition der angelsächsischen Denkfabriken anknüpfen will. Es geht uns darum, das Denken in Deutschland zu verändern. Wir wollen den Einzelnen und nicht das Kollektiv in den Mittelpunkt stellen. Es ist letztlich ein Kampf der Ideen, der in Deutschland geführt wird. Die Freiheitsfreunde auf der einen Seite und die Umverteiler, Ökosozialisten, Gleichmacher und Herz-Jesu-Sozialisten auf der anderen Seite. Wir wollen diesen Kampf gewinnen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, damit zu starten, da fast alle in Deutschland nach mehr Staat, mehr Überwachung und mehr Steuern rufen. Wir wollen das Gegenmodell dazu sein und für eine freie Gesellschaft, die den Einzelnen in den Mittelpunkt stellt, eintreten. Dafür suche wir derzeit Investoren, die diesen Kampf mit uns führen wollen.

Buch-Cover-Schaeffler_Geld_SU3



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage