Seit Wochen befindet sich Frankreich in einer politischen und finanziellen Krise. Das massive Haushaltsdefizit beunruhigt die Märkte. Der vorige Premier konnte das Problem nicht lösen, und scheiterte brutal mit seiner Vertrauensfrage im Parlament. Der neue Premier steht vor dem selben Problem. Die Quadratur des Kreises wird versucht. Jetzt warnt die französische Zentralbank vor einer Verschlimmerung der Lage!
Die französische Zentralbank hat ihre Konjunkturprognosen für die kommenden zwei Jahre gesenkt und vor Abwärtsrisiken durch Haushaltsunsicherheit nach einem weiteren Regierungssturz gewarnt, so Bloomberg News. Weiter wird berichtet: Die Bank von Frankreich kappte ihre Prognosen für 2026 und 2027 im Vergleich zu den Juni-Schätzungen jeweils um 0,1 Prozentpunkte. Sie verwies auf ein “unsichereres nationales Umfeld” und ungünstige globale Faktoren. Damit bestätigte sie, dass die französische Wirtschaft in den kommenden Jahren hinter der Eurozone zurückbleiben dürfte.
“Die Risiken für unsere Prognose nach 2025 sind abwärts gerichtet”, erklärte die Zentralbank. “Die Unsicherheit über die Haushaltspolitik im Jahr 2026 könnte das Abwarten von Unternehmen und Haushalten verstärken.”
Die Anpassungen verdeutlichen die Belastungen durch anhaltende politische Instabilität und Streit über die Haushaltspolitik, die in der vergangenen Woche bereits den zweiten französischen Premierminister innerhalb eines Jahres zu Fall brachten. Der neue Regierungschef Sébastien Lecornu versucht, im Dialog mit Oppositionsparteien einen Haushalt für 2026 zu erarbeiten. Doch sowohl die extreme Rechte als auch die extreme Linke fordern Neuwahlen, um die Pattsituation im Parlament zu beenden.
Sozialistische Abgeordnete, die entscheidend für Lecornus Verbleib im Amt sein könnten, verlangen höhere Unternehmenssteuern und weniger Anstrengungen, das bereits jetzt größte Haushaltsdefizit der Eurozone zu verringern. Die Lage hat erneut die Sorgen der Investoren geschürt und die Finanzierungskosten für Frankreich im Vergleich zu regionalen Nachbarn steigen lassen. Am Freitag stufte Fitch Ratings die Kreditbewertung des Landes von AA- auf A+ herab, unter Hinweis auf Bedenken hinsichtlich der Haushaltsziele und der verringerten Fähigkeit der Regierung, auf Schocks zu reagieren.
Die Bank von Frankreich stellte klar, dass eine geringere Defizitreduzierung keinen Wachstumsschub bringen würde. “Wir hätten eine Verlängerung der fiskalischen Unsicherheit, und das Verhalten von Unternehmen und Haushalten bei Investitionen und Einstellungen bliebe zögerlich”, sagte Chefvolkswirt Olivier Garnier.
Die Pläne des vorherigen Premierministers François Bayrou zielten darauf ab, das Haushaltsdefizit bis 2026 deutlich auf 4,6% der Wirtschaftsleistung zu senken, von erwarteten 5,4% in diesem Jahr. Notenbankgouverneur François Villeroy de Galhau sagte, Bayrous Pläne könnten verbessert werden, um sicherzustellen, dass die Haushaltskonsolidierung als “fair” angesehen werde, und dass es unterschiedliche Wege gebe, die Lücke im nächsten Jahr zu verringern. Er betonte jedoch, jede Regierung müsse am Ziel festhalten, das Defizit bis 2029 auf 3% der Wirtschaftsleistung zu drücken, und warnte davor, mit den Bemühungen 2026 nachzulassen.
“Wir können nicht länger warten”, sagte Villeroy in einem Interview mit Le Parisien. “Wenn man schon bei der ersten Etappe zurückfällt, glaubt niemand, dass man rechtzeitig ankommt.”
Für dieses Jahr sieht Garnier wenig Zweifel, dass das Defizitziel von 5,4% erreicht wird. Das sei teilweise auf ein bislang etwas stärkeres Wachstum zurückzuführen, das die Bank von Frankreich veranlasste, ihre Prognose für 2025 um 0,1 Prozentpunkte anzuheben. Ihre Inflationsprognose für dieses Jahr beließ die Zentralbank unverändert bei 1% — deutlich unter den 2,1% der Eurozone. Hauptgründe sind der starke Rückgang der Energiepreise und eine Entspannung im Dienstleistungssektor. Für 2026 senkte die Bank die Inflationsprognose um 0,1 Prozentpunkte auf 1,3%, während die Schätzung für 2027 unverändert bei 1,8% blieb.
FMW/Bloomberg
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Och– es bestehen Abwärtsrisiken?
Gut das die Zentralbank darauf aufmerksam macht.
Das konnte man aber auch schon 2017 in der Bildzeitung lesen.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
Eine Defizitreduzierung wird ohne Reduzierung des staatlichen Verwaltungapparates und dem juristischen Dschungel zum Selbsterhalt nicht möglich sein. Aufschwung wird es nur geben wenn in den Schulen statt „Arbeitnehmer“ „Unternehmer“ gebildet werden die ohne komplizierte Wege ihre schöpferische Kraft entfalten können. Der Rest kann sich weiterhin mit Rattenfängerideologien von links bis rechts um seine Lebenszeit berauben oder im dümmsten Fall zum Instrument von Propagandisten und Ideologen machen.
Der Euro ist kein Pflichtprogramm.
Ja @ Großer Bär
Aber um die Rente aufs Konto zu bekommen und das Geld im Laufe des Monats auszugeben, reicht es. Vielleicht noch ein paar Tausender im Tresor für kurzfristige unvorhergesehene Ereignisse.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut