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Freihandel: Die verächtliche Arroganz des deutschen Arbeitgeberverbands

Die Meinung der Arbeitgeber ist eh schon seit Jahren eindeutig. Freihandel ist gut, Freihandel ist alternativlos, und Freihadel bringt natürlich allen Menschen nur Vorteile. Dass es nicht ganz so einfach ist, möchten wir an dieser Stelle nicht näher...

FMW-Redaktion

Die Meinung der Arbeitgeber ist eh schon seit Jahren eindeutig. Freihandel ist gut, Freihandel ist alternativlos, und Freihadel bringt natürlich allen Menschen nur Vorteile. Dass es nicht ganz so einfach ist, möchten wir an dieser Stelle nicht näher ansprechen. Aber die deutschen Arbeitgeber zeigen sich ganz aktuell mehr als nur sauer.

Freihandel über alles

Denn US-Importzölle auf Stahl stehen unmittelbar bevor, und Zölle auf Autos könnten bald folgen, wenn die EU nach dem Stahlzöllen mit Gegenmaßnahmen antwortet. Und die werden kommen! Da ist es nur all zu verständlich, dass die deutschen Arbeitgeberverbände, deren Mitglieder zu großen Teilen auf Exporte angewiesen sind, mehr als verärgert sind. Der Chef des Dachverbandes „Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände“ (BDA) Ingo Kramer äußert sich ganz aktuell zum abgesagten TTIP-Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU. Noch unter Präsident Obama hätte es in Kraft treten können. Vor diesem Hintergrund scheint Kramer im Interview mit der Tagesschau (hier zu sehen ab Minute 5) mehr als nur aufgebracht zu sein.

Hätte es Zitat „in Deutschland damals keinen Zwergenaufstand gegen TTIP gegeben, wäre man jetzt in einer völlig anderen Situation“. Man hätte damals die „ausgestreckte Hand von Barack Obama“ annehmen sollen. Kramer meint damit also, dass mit einem jetzt gültigen TTIP-Abkommen Donald Trump keine Importzölle gegen EU-Importe verhängen würde. Wirklich? Wie man beim NAFTA-Abkommen der  USA mit Mexiko und Kanada derzeit sieht, hindern auch längst laufende Verträge zum Freihandel Donald Trump nicht daran diese Verträge einfach zu kündigen beziehungsweise neu zu verhandeln! So wäre es wohl auch bei TTIP gekommen!

Die nervigen deutschen Nörgler

Ja, ja, diese ganzen nervigen NGOs, diese nervigen trötenden Bürger mit ihren Petitionen und Straßenprotesten. Völlig wahnsinnig gemacht haben sie die EU-Kommission und die deutsche Bundesregierung. Wenn diese nervigen Bürger bloß nicht wären… so kann man Kramer´s Wut wohl interpretieren. Die deutsche Industrie, die weiß eben besser, was gut für Deutschland ist, als der unbedarfte einfache Bürger auf der Straße.

Demokratie ist eben nervig und lästig, Herr Kramer? Im Interview sieht man auch, dass er das Wort „Zwergenaufstand“ spontan und impulsiv wählte. Das lässt vermuten, dass diese Abscheu gegen diese „nervigen TTIP-Gegner“ bei Herrn Kramer schon eine ganze Weile unterbewusst geschlummert haben muss, und ihm nicht von seiner Pressestelle diktiert wurde. Angela Merkel, die heute mit den Spitzenvertretern der deutschen Arbeitgeber zusammen saß, zeigte sich in der folgenden PK wie immer in den letzten Jahren: Meinungslos, impulslos, passiv. Man müsse reden, man könne ja auch reagieren, aber ein Handelskrieg nütze niemandem.

Relativ mutlos sprach sie ihre Worte dahin – ein kraftvolleres Auftreten wie gestern durch die EU-Vertreter wäre an dieser Stelle wünschenswert gewesen. Einer wie Donald Trump lässt sich wohl nur von einem stark auftretenden Gegenüber beeindrucken! Der BDA benutzt das Wort „Zwergenaufstand“ übrigens auch in seinem vorhin veröffentlichten Tweet. Also steht man zu diesem abfälligen Sprachgebrauch, mit dem Millionen deutscher Bürger gemeint sind, auch ganz offiziell. Er wertet alle TTIP-Gegner übelst ab!


BDA-Präsident Ingo Kramer. Foto-Quelle: BDA



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4 Kommentare

  1. Vielleicht sollte Herr Kramer mal den heutigen Artikel auf makroskop.de zum Thema Freihandel lesen – der erklärt es noch mal ganz langsam, damit es auch Mikroökomomen verstehen:

    https://makroskop.eu/2018/03/protektionisten-und-nullsummenspieler/

  2. Wie wäre es, wenn ein neuerlicher „Zwergenaufstand“ dazu führen würde, dass Gewinne, die mittels Target 2 Erhöhung generiert werden, zunächst auf ein Sicherungskonto gebucht werden müssen und einer Ausschüttungssperre unterliegen? Solange, bis der Saldo wieder ausgeglichen ist? Nur mal so ein Gedanke.

    1. Es ist nicht möglich die Gewinne den Target 2 – Salden zuzuordnen. Gewinne
      fallen unabhängig von den grenzüberschreitenden Transaktionen an. Sie sind Differenz zwischen den Erlösen und Kosten eines einzelnen Unternehmens, während die Salden sich aus der Differenz der Exporte und Importe ganzer Volkswirtschaften ergeben. Von den Erlösen und Kosten führt kein Weg zu den Exporten und Importen.
      Was die Zentralbanken machen müssen wäre, keine weiteren Kredite untereinander zu vergeben. Das würde dazu führen, dass sich bei unseren Banken haufenweise Forderungen gegenüber den Banken des Südens stapeln würden – bis eine Finanzkrise die Abschreibung der Schulden und eine Rezession erzwingt, die dazu führt, dass die Importe im Süden sinken und deren Wirtschaften wegen sinkender Preise/Löhne leichter exportieren können.

  3. Gewöhnen Sie sich schon mal daran, Herr Cramer, das es auf einem endlichen Planeten kein unendliches Wachstum geben kann. Die Agenda der Neocons mit ihrer Globalisierung oder dem menschengemachten Klimawandel hat ausgedient. Die Zeit der Manager, die sich auf Kosten der Gesellschaft und der Mitarbeiter die Taschen vollgestopft haben, ebenso. Warum wohl fällt die gesamte europäische Elite so über Mr. President und seine Agenda her. Sieht man doch wunderbar an der EU. Blaue Plaketten sind nicht so gut, eine Citymaut ist besser. Na klar, wir tun zwar so , als ob uns die Gesundheit der Menschen wichtig wäre, wichtiger ist aber eine neue Citymaut-Steuer. Wen der Bürger dafür bezahlt, sind die Feinstäube nicht mehr so ungesund. Die sehen ihre Felle davon schwimmen und das ist auch gut so.
    Ab jetzt werden Macher mit neuen Ideen gebraucht.
    Irgendwann ist auch die letzte Zitrone ausgequetscht. Und diese Zeit ist jetzt.

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