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Für die Aktienmärkte droht Ungemach – so offensichtlich, und dennoch kaum bemerkt

Die Aktienmärkte sind in den letzten Wochen prächtig gelaufen. Seit der Bundestagswahl Ende September ist der Dax um 900 Punkte gestiegen. Gut, seit einer Woche kam man einen Tick zurück, und liegt nun noch 400...

Von Claudio Kummerfeld

Die Aktienmärkte sind in den letzten Wochen prächtig gelaufen. Seit der Bundestagswahl Ende September ist der Dax um 900 Punkte gestiegen. Gut, seit einer Woche kam man einen Tick zurück, und liegt nun noch 400 Punkte im Plus. Diesen Rücksetzer von 500 Punkten sehen viele schon als Krise an – es könnte aber auch eine ganz normale technische Korrektur sein. Richtiges Ungemach aber droht von einer ganz anderen Stelle. Es ist offensichtlich, wird aber von vielen oder den allermeisten Börsianern nicht wirklich beachtet.

Dabei rollt das Ungemach mit vollem Tempo auf die Börse zu. Das Ungemach lautet „Neuwahlen in Deutschland“. Wer verfolgt derzeit noch die tägliche Berichterstattung über die Jamaika-Verhandlungen? Sie also auch nicht? Es ist einfach langweilig, und nervig. Wen interessiert das noch? Die Grünen wollen dies, die FDP jenes… am Morgen nach der Bundestagswahl hatten wir bereits getitelt, dass Horst Seehofer das große Problem sei. Diese These möchten wir nun erneuern.

Es geht gar nicht darum, ob die CSU-Positionen in Sachen Flüchtlinge richtig oder falsch sind, sondern dass die CSU massiv bei der Wahl verloren hat, und nun alles dafür tun muss und will, um für die Bayern-Wahlen nächstes Jahr die verlorene Wählerschaft zurückzuholen. Und die Grünen? Sie sind vielleicht ein ähnliches Problem, denn sie können ihrer Klientel nicht verkaufen, dass sie ihre Linie in Sachen Flüchtlinge für die CSU geopfert haben, nur damit sie endlich wieder mit dicken Regierungslimousinen durch Berlin chauffiert werden können.

Wir haben mal einen aktuellen Blick auf die letzten Aussagen der Sondierungspartner geworfen. Der grüne Ministerpräsident Kretschmann sagte gestern wutentbrannt, dass es von CSU-Seite pauschale Angriffe gegen die Grünen gebe. Er sei nicht optimistisch für die weiteren Verhandlungen. Entweder man wolle etwas gemeinsam machen, dann unterlasse man solche öffentlichen Angriffe. Oder man sage lieber gleich, dass man das (eine Koalition) nicht haben wolle. Er werde den Verdacht nicht los, dass die CSU-Leute sie gar nicht wollen, so Kretschmann.

Und wir meinen : Ja, da könnte was dran sein. Denn die CSU-Leute können schon längst bemerkt haben: Die Positionen vor allem in der Flüchtlingsfrage sind ideologisch auf beiden Seiten derart verfestigt und Lichtjahre von einander entfernt, dass eine Einigung noch mehr eigene Wähler verprellen würde als ohnehin schon. Also wäre es doch logisch, dass man die Sondierungsgespräche im Sande verlaufen lässt, damit man dann „relativ entspannt“ Neuwahlen einläutet. Dann kann man seriös sagen, dass man sich in den Detailverhandlungen eben nicht auf einen gemeinsam Nenner einigen konnte.

Heute und morgen werden entscheidende Tage. Denn in der kommenden Nacht auf Freitag wollte man eigentlich grundsätzliche Einigungen erzielen – zumindest war das bislang vom Zeitplan her vorgesehen. Zum Beispiel beim Familiennachzug von Flüchtlingen kann sich eigentlich keine Seite bewegen, ohne die eigenen Wähler richtig zu verärgern. Es geht auch in vielen anderen Feldern nicht wirklich voran. Es mag sein, dass Mutti ein großes Machtwort spricht, und irgendein Wunder geschieht – dann wäre unsere These wieder hinfällig.

Aber wie es bis jetzt aussieht, wird die Wahrscheinlichkeit von Neuwahlen stetig größer. Und dann? Angela Merkel gilt im europäischen Ausland und weltweit als „der Hort der Verlässlichkeit und Stabilität“, wo doch rund herum anscheinend gefühlt „nur noch Populisten“ regieren. Wenn nun Neuwalen ausgerufen werden, was dann? Ein kräftiger plötzlicher Absacker im Dax und anderen wichtigen Aktienmärkten könnte folgen.

Und nach der Neuwahl? Wenn vermeintlich CDU/CSU noch mehr verlieren, und die AfD zulegt? Dann könnte der nächset Absacker folgen. Wie dann eine Konstellation aussehen würde? SPD, Grüne, Linke und FDP? Oder doch wieder CDU/CSU und SPD? Es wäre ein großes Mysterium. Die Parteienlandschaft steht vor dem großen Problem der AfD, die notwendige Stimmen für eine „normale“ Koalition sozusagen gestohlen hat. Für die Aktienmärkte könnte das ein großes Problem werden!

Aber wie gesagt: Man unterschätze nicht ein mögliches Machtwort von Mutti. Knickt Seehofer doch noch ein, und die CSU rauscht dann eben bei der Bayern-Wahl noch weiter in den Keller?


Der Dax-Verlauf seit Mai.


Angela Merkel. Foto: Armin Linnartz / Wikipedia (CC BY-SA 3.0 de)



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4 Kommentare

  1. dazu möchte ich meine meinung äußern. also ich hatte vermutet das die grünen schlecht abschneiden werden bei der bundestagswahl. aber sie haben ein gutes ergebnis errungen. nun muss man nicht meiner meinung sein aber ich habe die vermutung das die grünen immer gut abschneiden werden. warum ? ganz einfach die können noch so schlechte politik machen. die wähler stimmen kommen von den ehemals als asylanten nach deutschland gekommenen immigranten welche mittlerweile alle einen deutschen pass haben. diese wählerschaft ist prozentual nicht zu unterschätzen und somit der garant für die grünen partei.

    1. Was Sie schreiben, ist nicht nur Ihre persönliche Meinung, sondern die statistische Tatsache. Sollten Sie diese Statistik nicht gekannt haben, so haben Sie ein feines Gespür für die Lage bewiesen. Mein Kompliment an der Stelle.
      Eine kleine Ergänzung: der aktuelle Trend ist, dass die Grünen verstärkt von muslimischen Migranten bevorzugt werden, wogegen man bei christlichen Ex-Grüne-Migranten eine protestgetriebene Tendenz pro FDP oder AfD erkennt. Die CSU ist aufgrund Ihrer diffusen Haltung aktuell disqualifiziert.

      Meine persönliche Meinung ist, dass deutsche Moslems in Zukunft eine eigene Partei gründen werden, was der Abstieg der Grünen in die Bedeutungslosigkeit begründen wird. Zumal der Grünen mit dem Atomausstieg, mit der voranschreitenden Elektromobilität usw. langsam die Themen ausgehen.

      1. Jop, eine Frage der Zeit bis eine neue Party die Interessen und Sichtweisen der zunehmenden Fremdkultur vertritt.
        Bei den letzten Wahlen waren die Grünen das kleinere Übel…..

      2. Haben Sie eine Quelle zu der Statistik, bitte ?

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