Gestern hat GameStop im Rahmen des Berichts über seine Quartalszahlen mitgeteilt, dass die US-Börsenaufsicht SEC eine Untersuchung eingeleitet habe über die Handels-Aktivitäten bei der Aktie von GameStop:
“On May 26, 2021, we received a request from the Staff of the SEC for the voluntary production of documents and information concerning a SEC investigation into the trading activity in our securities and the securities of other companies.”
Für die Firma GameStop dürfte das, wie das Unternehmen anfügte, keine Konsequenzen haben: “This inquiry is not expected to adversely impact us.”
GameStop, AMC: Front running und Preisexplosionen
Aber hat die SEC-Untersuchung vielleicht Konsequenzen auf den Aktienkurs der Firma? Denn Genslers SEC untersucht vor allem den Verkauf des Orderflows, den Broker wie Robinhood generieren, an findige und mächtige Firmen wie Citadel – die sich immerhin einen EX-Chef wie Ben Bernanke als Berater leisten können. Faktisch ist das eine Form von Front running – nur geht es dabei nicht um eine oder wenige ganz große Orders, die Insidern bekannt sind, sondern eben um eine Vielzahl kleinerer Orders von meist jungen enthusiastischen Tradern, die sich auf WallStreetBets gegenseitig zu Käufen anfeuern.
Wikipedia definiert Front running so:
„Front running, also known as tailgating, is the prohibited practice of entering into an equity(stock) trade, option, futures contract, derivative, or security-based swap to capitalize on advance, nonpublic knowledge of a large („block“) pending transaction that will influence the price of the underlying security.“
Durch diese Art Front running verstärkte sich die Dynamik bei Aktien wie GameStop: Kleinzocker verabreden sich auf WallStreetBets zum Kauf, Broker wie Robinhood Broker verkaufen die Daten an Dickfische der Wall Street, die dann wiederum einen Tick vor den Kleinzockern einsteigen. Market Maker wiederum müssen sich – wenn sie Call-Optionen auf diese Aktien verkauft haben – absichern, indem sie das physische Underlying, also Aktien wie GameStop oder AMC, kaufen („Gamma Suqeeze“). Fertig ist eine perfekte Spirale der Aufwärts-Manipulation – sichtbar vor allem in den letzten Tagen bei der Aktie von AMC Entertainment, die sechs Tage in Folge die meistgehandelte Aktie der Wall Street war.
Würde die SEC wirklich gegen den Verkauf des Orderflows vorgehen, dann hätte das einige Konsequenzen: Broker wie Robinhood könnten vermeintlich kostenlosen Handel nur deshalb anbieten, weil sie eben durch den Verkauf des Orderflows viel Geld verdienen. Mit anderen Worten: der gebührenfreie Zock wäre Geschichte.
Aber vor allem würde ein solches Verbot ein zentrales Verbindungs-Glied in der Kette der Preis-Explosionen heraus schlagen – denn es sind Firmen wie Citadel, die nicht nur viel Volumen in diesen Aktien generieren, sondern vor allem diesen Handel über Darkpools und nicht über die offizielle Börse abwickeln.
Intransparenz lohnt sich für die Dickfische der Wall Street – die Meute bei WallStreetBets ist dabei lediglich ihre Manövriermasse, mit der sich leicht Geld verdienen läßt. Fast lustig ist angesichts dieser Situation, dass das Mantra der Meme-Aktien-Zocker lautet: wir gegen die Hedgefonds, Gut gegen Böse.
Die Aktienkurse von GameStop und AMC Entertainment aber dürften – da fundamental eher wertlos – dann besonders leiden. Bislang war die SEC untätig, wohl weil die Summen, um die es ging, nicht sehr hoch schienen.
Noch ist der Hype der Meme-Aktien nicht vorbei – aber das Ende zeichet sich schon am Horizont ab.
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Wie kann es sein, dass ein Expertenmagazin für Finanzen nicht anspricht was bei der ganzen GME und AMC Geschichte wirklich passiert? Es handelt sich um einen gigantischen Short Squeeze, der zum jetzigen Zeitpunkt quasi nicht mehr zu verhindern ist. Ähnlich wie z.B. VW 2008, nur in deutlich, deutlich größerem Ausmaß. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, zahlreiche der großen amerikanischen Hedgefunds könnten dabei bankrupt gehen.
@Dominik, das mit dem Short-Squeeze ist ja hinlänglich bekannt, der „Gamma-Squeeze“ ist aus unserer Sivht aber bedeutsamer..
Ob ein umfangreicher Shortsqueeze stattfinden wird weiß niemand. Warum er noch nicht stattgefunden hat? Naja, wenn die Regulierungsbehörde (SEC) darauf wartet, das die Täter sich selber stellen, dann muss man nichts verhindern (Es gibt bisher nur Indizien, die auf die Nutzung von „Nacked Shorts“ und illegalen „Nacked Shorts“ hinweisen).
Zugegeben, dass erinnert mich etwas an die BAFIN, die ja auch anscheinend lieber die Aktien von Wirecard gezockt haben, als den Vorwürfen gegen Wirecard nachzugehen. Mit beachtlichem Erfolg ;-)
In dem folgenden Video ist das schön ab ca. min 2:50 beschrieben:
https://youtu.be/xvd3VPUn0l8