Gas

Gaspreis steigt – Gasspeicher voll – Unklarheiten auf EU-Ebene

Der Terminmarkt-Gaspreis steigt, und das obwohl die Gasspeicher voll sind. Es gibt Unklarheiten auf EU-Ebene zur Preisdeckeln.

Mit 115,51 Euro pro Megawattstunde legt der europäische Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF heute um 5,3 Prozent zu. Der Chart zeigt den Kursverlauf der letzten zwölf Monate. Wochenlang gefallen von Ende August bei 342 Euro auf 93 Euro im Tief am 24. Oktober, sehen wir zuletzt einen gewissen Anstieg. Und das wirkt auf den ersten Blick erstaunlich. Denn die Gasspeicher in Europa quellen derzeit fast schon über. In Deutschland sehen wir laut Daten von Gas Infrastructure Europa einen Füllstand von 99,54 Prozent. Die letzten beiden Tage stiegen sie sogar weiter an, obwohl es vor allem in den Abendstunden nun wirklich kälter wird, und wohl mehr geheizt wird. Dieses weitere Auffüllen spräche eigentlich für einen fallenden Gaspreis. Auf EU-Ebene liegt der durchschnittliche Füllstand der Gasspeicher jetzt bei 95,3 Prozent. Wie auch in Deutschland, so füllen die allermeisten Länder ihre Gasspeicher derzeit noch weiter auf.

Kursverlauf im Dutch TTF-Gaspreis seit November 2021

Gründe für steigenden Gaspreis

Warum der Gaspreis jetzt steigt? Nun, die Heizsaison hat begonnen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wirklich kalte Tage für das deutliche Aufdrehen der Heizungen sorgen, und sich dies auch in einem Sinken der Gasspeicher-Füllstände zeigt. Und wichtig: Wir blicken aktuell auf die neuesten Ereignisse auf EU-Ebene in Sachen Gaspreisdeckel. Der Gaspreis steigt aufgrund der Ungewissheit über die Pläne der EU, eine vorübergehende Preisobergrenze für Importe einzuführen, um die Energiekrise, die die Volkswirtschaften der Union bedroht, zu beenden – so schreibt es aktuell Bloomberg. Die EU-Kommission hat am Montag signalisiert, dass andere Maßnahmen zur Begrenzung übermäßiger Preisschwankungen wirksamer sein könnten als eine Obergrenze.

Händler haben jeden Schritt bei den Verhandlungen über ein Paket zur Eindämmung der Krise verfolgt. Die Befürchtungen, dass sich die Situation verschlimmern könnte, haben sich in den letzten Wochen aufgrund des milden Wetters, des Zustroms von Flüssigerdgas und der fast vollen Gasspeicher (siehe folgende Grafik) verringert. Dennoch bleibt das Risiko weiterer Versorgungsunterbrechungen bestehen, und die Temperaturen werden mit dem nahenden Winter sinken, was die Heizungsnachfrage ankurbeln wird.

Politisches Gerangel um eine Obergrenze für den Gaspreis könnte nach Angaben von EU-Diplomaten die Einigung auf ein Notfallpaket zur Eindämmung der steigenden Energiepreise verzögern. Die Energieminister der EU sollen sich am 24. November treffen und versuchen, eine Einigung über den Vorschlag zu erzielen, der den Weg für eine separate Verordnung zur Begrenzung der Preise ebnen würde.

In der Zwischenzeit hat das überdurchschnittlich warme Wetter die Heizungsnachfrage gedämpft und die Entnahme aus den Speichern verzögert. Die Vorhersagen zeigen, dass die überdurchschnittlichen Temperaturen in Nordwesteuropa bis Ende des Monats anhalten werden. „Da sich die Gasspeicher auf einem Allzeithoch befinden und in der letzten Woche nur geringe Entnahmen aus den Speichern zu verzeichnen waren, wird erwartet, dass die Niveaus weiterhin komfortabel bleiben“, so Alfa Energy in einer Research Note. „Die Gaspreise in der weiten Kurve dürften ihren Abwärtstrend fortsetzen, wenn auch langsamer als in den letzten Wochen.“

FMW: Im Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF könnte es in den nächsten Wochen vermutlich ein Hin und Her geben. Auf der einen Seite sehen wir die vollen Gasspeicher und das für die Jahreszeit noch zu warme Wetter, was entlastend auf den Preis wirkt. Auf der anderen Seite wirken die Unklarheiten auf EU-Ebene als ständiger Gefahrenherd für einen höheren Gaspreis. Käme man beispielsweise auf die kuriose Idee beim Einkauf auf dem Weltmarkt ein Cap anzusetzen, wer würde dann noch nach Europa verkaufen? Dies wäre ruckartig ein Verknappungssignal, und der Preis am Terminmarkt könnte schnell steigen.

FMW/Bloomberg/GIE

Employees cross a jetty towards the Gallina liquefied natural gas (LNG) tanker after docking at the National Grid Plc’s Grain LNG plant on the Isle of Grain in Rochester, U.K., on Saturday, March 4, 2017. Photographer: Bloomberg/Bloomberg

Lesen Sie an dieser Stelle unseren Artikel vom 31. Oktober mit dem Titel „Gasspeicher voll, tiefe Preise – Europa vor großem Gas-Dilemma“.



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