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Warum der europäische Gaspreis derzeit so deutlich fällt

Gas-Pipeline

Der europäische Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF (April-Lieferung) fällt seit seinem dramatischen Allzeithoch vom Montag bei 345 Euro durchgehend in den Keller. Heute geht es weiter bergab auf aktuell 134 Euro. Im Chart am Ende des Artikels sehen wir den Verlauf im Dutch TTF Gaspreis seit Kriegsausbruch am 24. Februar. Woher kommt diese Erholung? Denn der Krieg läuft ja weiter, und die Verknappungsängste laufen auch weiter?

Warum der Gaspreis fällt

Das von uns gestern beschriebene Szenario, dass Russland Gas auf seine Export-Verbotsliste setzen könnte, ist nicht eingetreten. Es gibt viele Verbote laut heutiger Meldung, aber Gas und Öl gehören nicht dazu. Also kann auch weiterhin Gas durch die Pipelines von Russland nach Europa fließen. Dies wirkt preisdämpfend. Aktuelle Meldungen von Experten zeigen, dass auch die Pipelines durch die Ukraine aktuell weiter funktionieren.

Am Dienstag stellte die EU-Kommission ihren äußerst ambitionierten (!) Plan vor bis Ende des Jahres die Abhängigkeit von russischem Gas um 2/3 zu reduzieren. Offenbar wirkt dieser Plan am Terminmarkt. Aber ist das wirklich machbar, mit diversen Maßnahmen in so kurzer Zeit dieses Ziel zu erreichen? Auf jeden Fall ist es ein Signal. Dies würde natürlich die Gas-Nachfrage senken, was ebenfalls Aufwärtsdruck vom Gaspreis nimmt.

Und dann haben wir da noch unseren Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Dass es in Europa keine einheitliche Front dafür gibt jetzt von sich aus russisches Gas zu meiden, hat er untermauert. Gestern Abend sagte er nämlich im ZDF, dass man nur Maßnahmen beschließen könne, von denen er wisse, dass sie nicht zu schweren wirtschaftlichen Schäden in Deutschland führen – und dies wäre der Fall, wenn man jetzt sofort Öl, Kohle und Gas nicht mehr in dieses Land lassen würde. Grundsätzlich könne sich Deutschland von russischen Energieimporten lösen, aber dafür brauche man mehr Zeit.

Eskalation im Ukraine Krieg? Neuer Anlauf für höhere Gaspreise?

Es ist also klar: Es fließt (erst einmal) weiter russisches Gas durch die Pipelines nach Europa. Russland hält sich nach wie vor an die Verträge. Und wenn gleichzeitig Europa schnell weg will von russischem Gas, und viel LNG-Gas per Schiff unterwegs ist, dann kann der Gaspreis fallen? Im Augenblick jedenfalls läuft dieses Szenario am Terminmarkt für Gas. Was könnte die Trader dazu veranlassen den Future wieder hochzupushen? Wenn es weiter zur Eskalation in der Ukraine kommt, und Europa doch geschlossen auf Gas aus Russland verzichtet – das könnte schnell wieder alles ändern. Und wie die heutigen Gespräche zwischen Russland und der Ukraine in der Türkei zeigten: Es gab keinerlei ernsthafte Annäherungen. Also läuft der Krieg erstmal weiter. Die Unsicherheit bleibt im Markt.

Chart zeigt Verlauf im Dutch TTF Gaspreis seit Kriegsausbruch am 24. Februar Verlauf im Dutch TTF Gaspreis seit Kriegsausbruch am 24. Februar.



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